Zu viel Schutz versprochen
Wer einen optimalen Sonnenschutz will, wählt eine Creme mit hohem Schutzfaktor. Aber: Auf die Packungsangaben ist kein Verlass.
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saldo 12/2003
25.06.2003
Die Schweiz hat im europäischen Vergleich eine der höchsten Hautkrebsraten. Um sich vor der gefürchteten Krankheit zu schützen, wählen viele Menschen eine Sonnencreme mit möglichst hohem Schutzfaktor. Doch nicht immer enthalten die Cremes den hohen Faktor, der auf der Packung deklariert wird. Dies zeigt ein Test der Fédération Romande des Consommateurs (FRC) in Zusammenarbeit mit der französischen Union Fédérale des Consommateurs.
Geprüft wurden neun Produkte, darunter...
Die Schweiz hat im europäischen Vergleich eine der höchsten Hautkrebsraten. Um sich vor der gefürchteten Krankheit zu schützen, wählen viele Menschen eine Sonnencreme mit möglichst hohem Schutzfaktor. Doch nicht immer enthalten die Cremes den hohen Faktor, der auf der Packung deklariert wird. Dies zeigt ein Test der Fédération Romande des Consommateurs (FRC) in Zusammenarbeit mit der französischen Union Fédérale des Consommateurs.
Geprüft wurden neun Produkte, darunter Neuheiten und Sprays, die herkömmliche Tuben und Flaschen immer mehr verdrängen. Für das Gesamturteil bewertet wurden UVA- und UVB-Schutz sowie die Wasserfestigkeit.
Wie gut die Cremes die gefährlichen UVB-Strahlen absorbieren, wurde im deutschen Labor Dr. Schrader Hautphysiologie gemessen. Die Tester prüften jede Sonnencreme an mindestens 12 Personen mit unterschiedlichen Hauttypen.
Fazit: Nur vier der neun Cremes bieten den Schutz, der auf der Packung deklariert wird. Bei vier Produkten lag der gemessene Faktor - dieser entspricht dem Durchschnittswert aller Testpersonen - unter dem deklarierten Wert.
Und das nicht zu knapp: Garnier Ambre Solaire bietet statt des angegebenen Faktors 30 nur Faktor 25. Beim teuersten Produkt La Roche Posay wurde statt Faktor 40 nur Faktor 31 gemessen. L'Oréal Solar Expertise bietet nicht wie versprochen Faktor 30, sondern nur Faktor 20.
Die grösste Differenz stellten die Tester bei Vichy Capital Soleil fest: Ihr Schutzfaktor misst gerade mal 25 statt der angegebenen 40.
Faktor 15 filtert 90 Prozent der UVB-Strahlung heraus
Für empfindliche Haut kann eine derartige Falschdeklaration böse Folgen haben. Dermatologe Jürg Fäh aus Wetzikon ZH: «Für viele Leute reicht ein Schutzfaktor zwischen 20 und 25. Doch für Menschen mit einer sehr hellen Haut oder mit einer Sonnenallergie empfiehlt sich ein höherer Faktor.»
Wichtig: Eine Sonnencreme mit Faktor 60 bietet nicht doppelt so viel Schutz wie eine mit Faktor 30. Laut der Schweizerischen Krebsliga filtert eine Sonnencreme mit Faktor 15 bereits 90 Prozent der UVB-Strahlung heraus. Bei den hohen Schutzfaktoren zwischen 40 und 60 ist die Zunahme der Filterwirkung nur noch sehr gering.
Herstellerin der vier bemängelten Produkte ist die Firma L'Oréal. saldo konfrontierte das Unternehmen mit den Testergebnissen, doch L'Oréal verzichtete auf eine Stellungnahme.
Erfreulich: Die getesteten Sonnencremes schützen gut vor UVA-Strahlen. Und auch punkto Wasserfestigkeit gibt es nichts zu bemängeln: Alle Cremes erhielten die Noten «gut» oder «sehr gut».