Zitruspressen: Viel Saft, wenig Durchhaltevermögen
Mit einer elektrischen Zitruspresse soll der Saft ohne Kraftaufwand fliessen. Das schaffen nicht alle Geräte. Nur drei Modelle zeigten sich im Dauertest robust bis am Schluss.
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saldo 01/2012
14.01.2012
Letzte Aktualisierung:
17.01.2012
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Vor dem Genuss eines selbst gepressten Saftes kommt die Arbeit. Manuelle Pressen brauchen Kraft – und es spritzt und tropft nach allen Seiten. Elektrische Pressen werden deshalb immer beliebter. Das zeigen die zunehmenden Verkaufszahlen. Doch welche motorisierte Presse liefert in kurzer Zeit viel Saft aus Zitronen, Orangen oder Grapefruits? Und welche Presse läuft bei täglichem Gebrauch zuverlässig und macht auch nicht schlapp, wenn die ganze Familie einen Saft möcht...
Vor dem Genuss eines selbst gepressten Saftes kommt die Arbeit. Manuelle Pressen brauchen Kraft – und es spritzt und tropft nach allen Seiten. Elektrische Pressen werden deshalb immer beliebter. Das zeigen die zunehmenden Verkaufszahlen. Doch welche motorisierte Presse liefert in kurzer Zeit viel Saft aus Zitronen, Orangen oder Grapefruits? Und welche Presse läuft bei täglichem Gebrauch zuverlässig und macht auch nicht schlapp, wenn die ganze Familie einen Saft möchte?
Fidelio braucht alle 15 Sekunden eine Pause
Ein Kilogramm Orangen ergibt etwa einen halben Liter Saft. Bei einem Brunch mit Gästen müssen die Saftpressen somit einiges aushalten. Der Blick in die Bedienungsanleitungen der Geräte lässt bezüglich Robustheit nichts Gutes erahnen: Acht Hersteller geben an, dass man die Pressen lediglich zwischen 1 und 10 Minuten benutzen solle, um sie danach abzukühlen. Die Manor-Presse More Fidelio soll man laut Bedienungsanleitung sogar alle 15 Sekunden ruhen lassen.
saldo wollte es genau wissen und liess zwölf elektrische Zitruspressen in einem deutschen Prüfinstitut testen (siehe Kasten «Testkriterien»). Alle Pressen mussten einen Dauertest mit verschiedenen Pausen über sich ergehen lassen. Die Prüfer ermittelten auch, wie schnell sich je 1 Kilogramm Zitronen, Orangen und Grapefruits auspressen lässt und wie viel Saft die Maschinen aus den Früchten herausholen. Ebenfalls bewertet wurde die Handhabung. Denn nur wenn sich ein Küchengerät einfach reinigen und zusammensetzen lässt, benutzt man es auch.
Lediglich für vier Pressen gab es die Gesamtnote «gut»
Ergebnis des Tests: Keines der zwölf Geräte erhielt die Gesamtnote «sehr gut». Nur gerade vier erreichten das Gesamturteil «gut». Vier weitere waren genügend. Die restlichen vier erhielten ein «ungenügend». Sie waren zu wenig robust und längeren Belastungen trotz Pausen nicht gewachsen. Beim Hauptkriterium Robustheit zeigten insgesamt acht Geräte Mängel. Grössere Unterschiede waren auch bezüglich der Handhabung auszumachen. Bezüglich Pressgeschwindigkeit und Saftausbeute sind alle Geräte ähnlich gut.
Solis: Das teuerste Modell im Test schaltete immer wieder ab
Das Ergebnis im Detail: Mit Noten von je 5,3 schnitten die drei Pressen Tefal Prepline sowie MPZ 6 und MPZ 9 von Braun klar am besten ab. Sie halten allen grossen Belastungen stand, pressen ähnlich schnell und viel und sind einfach zu bedienen. Der Testsieger von Tefal ist in diesem Trio mit 29 Franken am günstigsten.
Fast neun Mal mehr kostet die Solis Citrus Press Pro. Das teuerste Gerät im Test erreicht immerhin noch die Gesamtnote «gut». Grösstes Manko: Die Presse schaltete im Dauertest regelmässig ab. Immerhin verhinderte der Überhitzungsschutz, dass das Gerät kaputtging. Die Solis-Presse schaltet sich nach einer Abkühlungsphase selbst wieder ein.
Im Mittelfeld liegen die Pressen von Kenwood, Bodum, Philips und Satrap, die Eigenmarke von Coop. Das Modell von Satrap ist mit Fr. 22.90 das günstigste Gerät im ganzen Test. Knapp ungenügend sind die Miostar-Presse von Migros, die Modelle Mona und Fidelio von Manor sowie die Presse von Turmix.
Überhitzte Motoren, geschmolzener Kunststoff
Bereits in den ersten 15 von insgesamt 500 Presseinsätzen des Dauertests versagten Turmix CX 630, Miostar Bonjour, More Fidelio und Mona. Bei der Miostar überhitzte der Motor. Danach lief die Presse nur noch mit geringer Leistung weiter. Die Pressen More Fidelio und Turmix CX 630 erhitzten sich so stark, dass sich der Plastik der Motorhalterung auflöste. Beide Geräte verfügen über keine Thermosicherung und waren danach nicht mehr zu gebrauchen. Über das Gerät Mona hatten die Tester ebenfalls wenig Gutes zu berichten. Es fiel wegen Überhitzung aus. Die Thermosicherung löste zwar aus, diese ist aber Teil des Motors und lässt sich nicht einfach ersetzen.
Die Philips-Presse fiel erst deutlich später aufgrund eines defekten Schalters aus. Verdeckte Anzeichen von Motorüberlastung in Form von Wicklungsgeruch und bräunlicher Verfärbung der Schutzumhüllung zeigten die Geräte von Satrap, Bodum und Kenwood. Unbeeindruckt von den gesamten Belastungen des Dauertests zeigten sich nur die drei Testbesten.
Schnell, aber gross – oder klein, aber langsamer
Am schnellsten jegliche Arten von Zitrusfrüchten pressen lassen sich mit der Solis. Grund dafür ist die Konstruktion mit einem Hebelarm. Nachteil: Das Gerät ist sehr gross und schwer und lässt sich kaum verstauen. Dies ist bei der Tefal- und den Braun-Pressen nicht der Fall. Dafür sind diese deutlich lauter und etwas langsamer. Sehr leise, standfest und einfach zu reinigen ist die Presse von Philips. In Sachen Handhabung schneidet das Gerät im Testfeld deutlich am besten ab, gefolgt von Miostar, Bodum, Kenwood und More Fidelio.
Die Reaktionen der Läden und Hersteller: Manor und Turmix zeigten sich gleichermassen erstaunt über das Ergebnis des Dauertests. Tanja Hollenstein, Pressesprecherin von Turmix, weist darauf hin, dass die CX 630 für den Privatgebrauch konzipiert sei und man strenge Qualitätskontrollen nach internationalen Standards befolge. Ellen Steinbrecher von Manor teilt mit: «Wir haben bis jetzt beim Modell Mona und auch beim Modell More Fidelio keine Beanstandungen von Kundenseite erhalten.» More Fidelio habe alle internen und vom Lieferanten durchgeführten Dauertests bestanden. Man werde diese Tests nun wiederholen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.
Die Migros schreibt: «In der Betriebsanleitung ist klar vermerkt, dass das Gerät nicht länger als 3 Minuten betrieben werden kann.» Thomas Hurter von Solis sagt zum schnellen Ansprechen des Überhitzungsschutzes bei der Citrus Press Pro: «Bei zweckgemässem Einsatz des Artikels dürfte der Überhitzungsschutz wohl kaum zum Einsatz kommen.» Überrascht ist man bei Philips über den defekten Schalter. Ausgehend von internen Testreihen und Informationen aus den Servicewerkstätten gehe man von einer deutlich höheren Lebenserwartung der Schalter aus.
Testkriterien
Das technische Prüfinstitut PZT im deutschen Wilhelmshaven testete im Auftrag von saldo zwölf häufig verkaufte elektrische Zitruspressen. Die Experten untersuchten mit Technik- und Praxisprüfungen die Geräte auf Robustheit, Handhabung und Pressleistung.
- Wie belastbar sind Motor und Presseinheit? Das PZT-Labor machte einen Dauertest über total 500 Belastungszyklen. Ein Zyklus bestand aus einem Pressbetrieb von zehnmal 20 Sekunden mit jeweils 10 Sekunden Pause dazwischen. In dieser Zeit liessen sich etwa zehn halbe Orangen pressen. Zwischen jedem Zyklus gönnten die Experten den Geräten zu Beginn 5 Minuten Pause und steigerten danach die Pausen zwischen den Zyklen schrittweise bis auf 15 Minuten.
- Wie viel Saft bringen die Pressen wie schnell aus Zitronen, Orangen und Grapefruits? Mit jedem Gerät pressten die PZT-Experten je 1 Kilogramm Zitronen, Orangen und Grapefruits. Dabei mass man jeweils die Saftmenge und stoppte die benötigte Zeit pro Kilogramm Früchte.
- Wie einfach lassen sich die Pressen in Betrieb nehmen, auseinanderbauen und reinigen? Zwei Personen beurteilten die Standfestigkeit sowie den Aufwand beim Reinigen von Hand und mit der Geschirrspülmaschine. Die Prüfer verglichen auch, wie stark die Früchte beim Pressen spritzten und ob sich der Saft ohne Kleckern ausgiessen lässt.