Softshell-Jacken heissen in den USA auch «85 %-Jacket». Dies, weil sie für beinahe alle Aktivitäten im Freien geeignet sind. Die Sportartikelindustrie preist die Jacken als sehr atmungsaktiv an. Sie sollen Wind und Regen abweisen sowie warm halten. Ausserdem sind sie elastisch und weich, machen also viele Bewegungen mit.
Lange galt das Zwiebelschalenprinzip unter Freizeitsportlern als heilig: Es besteht aus Funktionsunterwäsche, welche die Feuchtigkeit vom Körper wegleitet, aus einem Fleece als wärmende Zwischenschicht und aus einer äusseren Schicht, die vor Wind und Wetter schützt. Die Softshell-Jacke soll die Eigenschaften einer Fleece- mit denjenigen einer Windjacke vereinen. Anziehen kann man die Jacken zum Wandern, Joggen oder Biken – eigentlich für alle Aktivitäten im Freien bei gemässigten Temperaturen. Sogar bei Nieselregen oder leichtem Schneefall. Sehr beliebt sind die Jacken auch als praktische Alltagskleidung.
saldo hat zusammen mit der Sendung «Kassensturz» getestet, was die Hightech-Jacken können und wo sie an ihre Grenzen stossen. Die Empa in St. Gallen prüfte die Qualität der Softshells im Labor (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Nur Arc’teryx erreicht bei allen vier Kriterien gute Noten
Für den Test ausgewählt wurden zehn häufig verkaufte Damen- und Herrenmodelle. Die Anforderungen an die ausgewählten Jacken: Sie sollen sehr atmungsaktiv und winddicht sein, vor Kälte schützen und einen passablen Regenschutz bieten. Die Preise der getesteten Jacken bewegen sich zwischen 90 und 400 Franken.
Resultat: Nur der Testsieger Arc’teryx Gamma MX Hoody erreicht bei allen vier Testkriterien gute Noten. Diese Jacke ist also tatsächlich ein Allroundtalent, das sich für verschiedene Einsatzbereiche und Wetterbedingungen eignet. Mit einem Preis von 399 Franken handelt es sich aber um die teuerste Jacke im Test.
Columbia Sweet As: Fast ebenso gut wie der Testsieger, aber billiger
Drei weitere Jacken erhalten ein gutes Gesamturteil: Columbia Sweet As, North Face Nimble und Mammut Ultimate Hoody. Im Vergleich zum Testsieger halten sie aber weniger warm. Die Jacke Sweet As von Columbia hat saldo als «Kauftipp» ausgezeichnet: Sie kostet nur einen Drittel des Testsiegers, ist punkto Wärmeisolation etwas schlechter, überzeugt bei allen anderen Prüfkriterien aber umso mehr.
Wichtig im Test war die Atmungsaktivität. Hier gibt es sehr grosse Unterschiede zwischen den Jacken. Sehr gut sind nur die Produkte von Columbia und North Face, gut die Modelle von Schöffel, Mammut und Arc’teryx. Ungenügend lautet das Teilergebnis für die Jacken von Jack Wolfskin, Trevolution und 46 Nord. Am schlechtesten schneidet Salewa Caia Lite ab. Empa-Prüfleiter Markus Weder: «Diese Jacke eignet sich nicht für Aktivitäten, bei denen man stark schwitzt. Sie ist nahezu so dicht wie Ölzeug.» Salewa sagt dazu, die Jacke sei als Windschutz für leichte, nicht schweisstreibende Aktivitäten konzipiert worden. Dumm nur, dass dies der Konsument beim Kauf der Jacke auf dem Etikett nicht erkennen kann: Da ist von «unvergleichlicher Atmungsaktivität» die Rede. Salewa schreibt, diese Aussage beziehe sich auf die ganze Modellreihe und nicht auf das spezifische Produkt. Jack Wolfskin ist der Ansicht, dass die Prüfmethodik für ihre Jacke mit Jersey-Innenseite ungeeignet sei.
Die Jacken von Mammut, 46 Nord und Jack Wolfskin, Trevolution und Salewa enthalten im Vergleich zu den anderen Modellen eine zusätzliche Membranschicht. Dies macht sich vor allem beim Windschutz bemerkbar. Die Softshells mit Membran sind nahezu winddicht. Von diesen Jacken kann jedoch nur Mammut gleichzeitig mit einer guten Atmungsaktivität aufwarten.
Schöffel: Schlechte Note bei der Winddichtigkeit
Bei den anderen Modellen scheint der sehr gute Windschutz auf Kosten der Atmungsaktivität zu gehen. Columbia und North Face enthalten zwar keine Membran, schützen trotzdem sehr gut vor Wind. Nur ein Modell erhielt bei der Winddichtigkeit eine schlechte Note: Bei der Schöffel-Jacke dringt sehr viel Luft durch.
So dicht wie eine Regenjacke ist keine der Softshells. Dennoch bleibt man in einigen Modellen trocken, auch wenn man mal in einen kurzen Regen gerät oder es unterwegs zu nieseln beginnt. «Sehr gut» punkto Regendichtigkeit sind 46 Nord, North Face, Mammut und Trevolution Laia. Auch die Jacken von Arc’teryx und Columbia sind bei leichtem Regen einigermassen dicht. Ganz anders die Softshells von Salewa, Schöffel und Trevolution Lenny: Diese Jacken lassen vergleichsweise viel Wasser durch, insbesondere im Bauchbereich. Der Grund: Der Reissverschluss saugt das Wasser geradezu ins Jackeninnere. Migros prüft aufgrund der Testergebnisse, ob sich die Kennzeichnung der Artikeleigenschaften am Produkt verbessern lässt.
Wer eine eher warme Jacke sucht, ist mit dem Modell von 46 Nord gut bedient, es bietet die beste Wärmeisolation aller Jacken im Test. Im Mittelfeld liegen die Jacken von Schöffel und Arc’teryx. Alle anderen Softshells halten deutlich weniger warm. Allerdings ist dies relativ zu sehen, wie Empa-Testleiter Weder erklärt: «Es gibt Leute, die froh sind, wenn die Wärmeisolation möglichst gering ist, damit sie weniger schwitzen müssen. Andere, die eher schnell frieren, sind froh, wenn die Jacke eine hohe Wärmeisolation aufweist.»
So wurde getestet
Die Empa in St. Gallen hat die Softshell-Jacken geprüft. Die Kriterien:
Atmungsaktivität und Wärmeisolation:
Mit einem Hautmodell werden Wärme- und Feuchtigkeitsabgabe der Haut simuliert. Das Hautmodell ist in einem Klimaschrank platziert, in dem Temperatur, Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeit kontrolliert werden können. Es besteht aus einer beheizbaren, mit Wasser befüllbaren porösen Metallplatte. Darauf wird die Jacke gelegt. Mit verschiedenen Messungen lässt sich so die Atmungsaktivität und die Wärmeisolation ermitteln.
Winddichtigkeit:
Ein Sauggebläse erzeugt einen genau bestimmten Unterdruck. Dadurch wird Luft durch das Material der Jacke gesogen. Die durchfliessende Luftmenge wird gemessen, sie gilt als Mass für die Winddichtigkeit.
Regendichtigkeit:
Einer mit Sensoren ausgestatteten Puppe wird ein Baumwollhemd und darüber die Jacke angezogen. Im Regenturm wird die Puppe 10 Minuten lang beregnet. Die Wassermenge entspricht einem stärkeren Regen. Die Sensoren ermitteln, wie lange es dauert, bis das Wasser durch die Jacke dringt. Das Labor kontrolliert, ob und wie viel Wasser durch die Jacke auf die Unterwäsche gedrungen ist.