Winter-Sonnencremes: Ungenaue Angaben zum Lichtschutzfaktor
Spezielle Winter-Sonnencremes schützen die Haut vor den intensiven UV-Strahlen. Der saldo-Test zeigt: Nicht auf alle Produkte ist Verlass.
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saldo 20/2012
05.12.2012
Gertrud Rall
Was Balsam für die Seele ist, kann Stress für die Haut bedeuten: Wer im Winter in den Bergen unterwegs ist, setzt sich einer starken Sonnenstrahlung aus. Pro 1000 Höhenmeter steigt die Ultraviolett-B-Strahlung um 15 bis 20 Prozent. Schnee reflektiert die Strahlung zusätzlich. Es ist daher selbst bei Bewölkung ratsam, die Haut zu schützen. Die Kosmetikindustrie verkauft zu diesem Zweck spezielle Winter- und Alpinsonnencremes mit höherem Fettanteil und Lichtsc...
Was Balsam für die Seele ist, kann Stress für die Haut bedeuten: Wer im Winter in den Bergen unterwegs ist, setzt sich einer starken Sonnenstrahlung aus. Pro 1000 Höhenmeter steigt die Ultraviolett-B-Strahlung um 15 bis 20 Prozent. Schnee reflektiert die Strahlung zusätzlich. Es ist daher selbst bei Bewölkung ratsam, die Haut zu schützen. Die Kosmetikindustrie verkauft zu diesem Zweck spezielle Winter- und Alpinsonnencremes mit höherem Fettanteil und Lichtschutzfaktoren zwischen 25 und 50+.
UVA-Schutz bei allen Produkten im Test genügend
saldo wollte wissen, was diese Cremes taugen. Dazu wurden Anfang Oktober acht der meistverkauften Produkte bei Detailhändlern, Drogerien und Apotheken eingekauft und ins Testlabor geschickt. Bei sechs der acht Wintercremes handelt es sich um handliche Kombiprodukte aus Creme und Lippenstift. Die Preise dafür sind von Fr. 3.28 bis Fr. 6.82 pro 10 Milliliter sehr hoch: Sie kosten im Schnitt bis fünfmal mehr als normale Produkte mit vergleichbarem Schutzfaktor.
Die Tester prüften die Schutzwirkung der Cremes gegenüber den hautschädigenden UVB- und UVA-Strahlen im Labor und an Testpersonen (siehe Kasten). UVB-Strahlen können Sonnenbrand auslösen und Hautkrebs begünstigen. Die tiefer eindringenden UVA-Strahlen fördern die Hautalterung. Sie stehen ebenfalls im Verdacht, Hautkrebs hervorzurufen.
Resultat: Alle getesteten Produkte verfügen über einen ausreichenden Schutz vor UVA-Strahlen und erzielen daher bei diesem Kriterium die Note «gut». Auch den auf der Packung deklarierten UVB-Schutz halten alle Cremes mit Ausnahme von Arosana ein. Bei diesem Produkt war der Lichtschutzfaktor nur halb so hoch wie angegeben. Von einem «sicheren Schutz vor Sonnenbrand», wie ihn der Hersteller verspricht, kann somit keine Rede sein. Bereits beim letzten Test von Winter-Sonnencremes («K-Tipp» 1/09) fiel eine Arosana-Creme wegen mangelhaftem UVA-Schutz durch.
«Schlechte Lagerung führt zum Abbau des Lichtschutzfaktors»
Der Hersteller vermutet die Ursache für die erneute schlechte Note bei der Lagerung. Die getestete Creme sei im Winter 2009/2010 produziert worden. Eike Ebert vom deutschen Hersteller Burnus sagt: «Es scheint, dass sich der UVB-Lichtschutzfaktor unter den speziellen Lagerbedingungen im Laufe der Zeit abgebaut hat.» Im Übrigen werde das Produkt nicht mehr von Burnus hergestellt. Die Restbestände würden aber noch verkauft. Wann ein Produkt hergestellt wurde, ist auf der Verpackung nicht zu erkennen.
Auffallend war auch das Ergebnis von Daylong Sun & Snow des Schweizer Pharmaunternehmens Spirig. Das Produkt erhielt nur ein «genügend». Grund: Die Creme verspricht auf der Verpackung einen Lichtschutzfaktor von 30. Gemessen hat das Labor einen weit höheren Wert, der mit «50+» gekennzeichnet werden könnte. Damit ist ein ausreichender Schutz vor UVB-Strahlung gewährt. Einen Notenabzug gab es trotzdem. Denn bei empfindlichen Menschen kann ein sehr hoher Gehalt an Filtersubstanzen die Haut auf Dauer reizen. Und einen Vorteil haben so hohe Lichtschutzfaktoren kaum. Die Zunahme des UV-Schutzes ist ab Lichtschutzfaktor 30 nur noch sehr gering.
Spirig zeigt sich vom Testergebnis überrascht. Eigene Messungen hätten einen Lichtschutzfaktor von über 60 ergeben, so Michael Kuhs. Auch dieser Wert liegt über dem deklarierten und würde ebenfalls zu einem Faktor von 50+ berechtigen. Laut Kuhs entspricht es der Firmenphilosophie, die Produkte unter Einhaltung des Gesetzes mit einer Sicherheitsmarge anzubieten. Zudem werde das Verhalten der Anwender einkalkuliert, die sich häufig nicht an die Empfehlungen hielten und sich zu wenig oder zu selten eincremen.
TESTKRITERIEN
Das Prüfinstitut Dr. Schrader in Holzminden (D) hat für saldo acht Winter-Sonnencremes (Kombiprodukte/Cremes) auf ihre UV-Schutzwirkung untersucht.
- UVB-Strahlung: Der in Sonnenschutzmitteln angegebene Lichtschutzfaktor bezieht sich auf die UVB-Strahlen. Er sagt aus, wie viel mal länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies ohne der Fall wäre. Das Labor testete die Produkte gemäss der internationalen SPF-Testmethode 2006. Dabei wurde die Creme auf den Rücken von mindestens zehn Probanden aufgetragen und nach verschiedenen Bestrahlungszeiten die erhöhte Hautrötung gemessen.
- UVA-Strahlen: Der UVA-Schutzfaktor einer Sonnencreme muss laut EU-Empfehlung mindestens ein Drittel des Lichtschutzfaktors betragen. Für die Messung (nach Colipa 2011) wurde die Sonnencreme auf eine Plexiglasplatte aufgetragen. Dann wurde die Filterwirkung anhand der durchdringenden Strahlung berechnet und im Vergleich zum angegebenen Schutzfaktor bewertet.
Tipps: So schützen Sie sich vor der Wintersonne
- Gesichtshaut stets grosszügig und mehrmals am Tag mit einer fetthaltigen Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 20 eincremen. Dies gilt besonders für Nase und Wangenknochen. Wer beim Wintersport stark schwitzt, sollte möglichst häufig nachcremen.
- Spezielle Pflege benötigen die empfindlichen Lippen, die regelmässig mit einem Lippenbalsam (Lichtschutzfaktor von mindestens 20) geschützt werden sollten.
- Bei extremer Kälte und eisigem Wind das Gesicht mit einer wasserabweisenden und wärmeisolierenden Maske schützen.
- Auch im Winter die direkte Mittagssonne nach Möglichkeit vermeiden.
- Für die Winterferien kann man auch durchaus eine angebrochene Tube Sonnencreme des letzten Sommers benutzen. Laut Herstellern sind die meisten Sonnenschutzmittel nach dem Öffnen mindestens zwölf Monate haltbar. Haben sich allerdings Geruch, Farbe oder Konsistenz verändert, sollte man sie wegwerfen. Eine fetthaltige Gesichtscreme hilft zusätzlich, die Haut vor der kalten Winterluft zu schützen.