Wasserkocher: Temperaturwahl nicht immer zuverlässig
Einige der getesteten Wasserkocher können Teewasser nicht auf eine bestimmte Temperatur erwärmen. Grössere Unterschiede gibt es auch bei der Bedienung.
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saldo 01/2013
23.01.2013
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Die Zubereitung von Schwarztee ist einfach: Wasser aufkochen und den Tee 3 bis 4 Minuten ziehen lassen – fertig. Grüntee ist sensibler. Benutzt man heisses Wasser und lässt den Tee auch nur ein wenig zu lange ziehen, geht das typische Aroma verloren. Der Tee wird bitter.
Praktisch ist es deshalb, wenn man das Teewasser exakt auf eine bestimmte Temperatur erhitzen kann. Für Grüntee wären 75 oder 80 Grad ideal. Dafür gibt es Wasserkocher mit...
Die Zubereitung von Schwarztee ist einfach: Wasser aufkochen und den Tee 3 bis 4 Minuten ziehen lassen – fertig. Grüntee ist sensibler. Benutzt man heisses Wasser und lässt den Tee auch nur ein wenig zu lange ziehen, geht das typische Aroma verloren. Der Tee wird bitter.
Praktisch ist es deshalb, wenn man das Teewasser exakt auf eine bestimmte Temperatur erhitzen kann. Für Grüntee wären 75 oder 80 Grad ideal. Dafür gibt es Wasserkocher mit Temperaturwahl. saldo liess zehn Geräte im Labor prüfen: Welche erhitzen das Wasser schnell, benötigen dafür wenig Strom und sind einfach und sicher zu bedienen (siehe Kasten «So wurde getestet» auf Seite 21)?
Siemens-Gerät: Fast so gut wie der Testsieger, aber halb so teuer
Ergebnis: Alle Geräte erwiesen sich als robust. Jeder Wasserkocher überstand 500 Kochvorgänge ohne Panne und starke Verkalkung. Alle Geräte liessen sich mit Essig vollständig reinigen. Allerdings war das im Labor verwendete Wasser nicht besonders kalkhaltig.
Als einziger Wasserkocher die Note «sehr gut» erhielt das Modell Vario Kettle von Solis. Das Wasser kocht schnell und lässt sich auf Knopfdruck exakt auf verschiedene Temperaturen einstellen. Mit fast 160 Franken ist der Testsieger aber das teuerste Gerät im Test.
Das Modell Sensor for senses von Siemens arbeitet fast genauso gut und sicher. Mit einer Gesamtnote von 5,4 verpasst das Gerät das Ergebnis «sehr gut» nur knapp. Der Siemens-Wasserkocher kostet Fr. 88.10 – nur gut halb so viel wie der Testsieger. Und verbraucht erst noch weniger Energie. Insgesamt «gut» schnitten Philips HD 4685/91, Cuisinart CPK17E, Primotecq WK 833 TC und Electrolux EEWA7500 im Test ab.
Das Gerät Aqua Look Vario von Melitta ist ebenfalls «gut», fällt aber mit der Note 4,8 etwas ab. Grund dafür ist hauptsächlich die technische Lösung der Temperaturwahl. Das Gerät verfügt über einen stufenlosen Drehschalter ohne Zahlenskala. Damit lässt sich keine genaue Temperatur einstellen.
Dasselbe gilt für den Wasserkocher Chà von Miostar. Dieser verfügt immerhin über eine Strichmarkierung für empfindliche Tees. Bei beiden Geräten weiss man aber nicht, in welchem Temperaturbereich sie arbeiten.
Das Melitta-Gerät heizt Wasser auf der kleinsten Stufe auf 79,1 Grad Celsius auf. Bereits in der Mittelposition erreicht es beinahe die Höchsttemperatur von 99,6 Grad. Das Miostar-Modell hingegen heizt bei kleinster Stufe lediglich auf 61,3 Grad auf. Bei der Strichmarkierung für sensible Tees werden 82,9 Grad erreicht. saldo hat beide Geräte aufgrund der nicht exakt wählbaren Temperatur im Prüfpunkt «Wasser kochen und erhitzen» abgewertet.
Electrolux: Deckel kann beim Ausgiessen einfach aufschnappen
Die Hersteller bestreiten diese Mängel nicht. Melitta schreibt, der Aqua Look Vario gehöre in das untere bis mittlere Preissegment der Wasserkocher mit Temperatureinstellung. Um den günstigen Preis realisieren zu können, habe man sich für eine einfache Technik im Temperaturschalter entschieden. Damit könne man unter dem Siedepunkt aber keine genauen Temperaturen definieren. Deswegen habe man die Grad-Beschriftung weggelassen.
Einzelne Wasserkocher zeigten Schwächen in der Handhabung und punkto Sicherheit. Die Modelle von Electrolux, Melitta, Satrap und Miostar erreichten im Prüfpunkt Bedienung keine guten Teilnoten: Als die Experten mit dem Electrolux-Gerät heisses Wasser ausgossen, schnappte mehrfach der Deckel auf. Derjenige des Satrap-Kochers hingegen klappt manchmal zu. Zudem ist die Deckel-Entriegelungstaste schlecht zu greifen. Der Melitta-Deckel öffnet sich auf Knopfdruck nur um 45 Grad. Man kann aber den Deckel manuell ganz öffnen.
Satrap Thermoboil erwies sich als nicht sehr standfest
Beim Miostar muss man mit der einen Hand das Gerät halten, um mit der anderen Hand den Deckel öffnen zu können. Weitere Schwächen: Während des Kochens schwappt heisses Wasser über, wenn man den Krug bis zum Maximum füllt. Der Satrap-Wasserkocher zeigte ebenfalls ein Sicherheitsmanko. Die Tester bemängelten, dass das Gerät beim Bedienen rutscht und wackelt. Die anderen Modelle im Test sind deutlich rutsch- und standfester.
Einige Wasserkocher sind langsamer als andere. Das Cuisinart-Gerät etwa bringt einen Liter Wasser in nur 2 Minuten und 38 Sekunden zum Sieden. Der langsamste Wasserkocher aus der Migros benötigt dafür fast eine Minute länger. Beide verbrauchten für den Kochvorgang gleich viel Strom. Das Cuisinart-Gerät sollte man aber nach dem Kochen rasch ausschalten. Es hat einen deutlich höheren Standby-Stromverbrauch als das Migros-Gerät. Am sparsamsten geht der Wasserkocher von Siemens mit Energie um. Er verbraucht nur 111 Wattstunden, bis ein Liter Wasser kocht. Zum Vergleich: Das Satrap-Gerät verbraucht genau 10 Prozent mehr.
Kocht man Wasser auf einem Glaskeramikkochherd, beträgt der Energieaufwand rund 170 Wattstunden. Sämtliche Wasserkocher im Test verbrauchen dafür deutlich weniger Strom.
So wurde getestet
Die Experten des technischen Labors PZT aus Wilhelmshaven (D) unterzogen die zehn Wasserkocher verschiedenen Prüfungen und Messungen. Den Dauertest mit 500 Kochzyklen überstanden alle Geräte ohne Störungen und Schäden. Zwischen dem Aufkochen wurden die Geräte jeweils 25 Minuten abgekühlt.
- Wasser kochen und erhitzen: Wie schnell kochen die Geräte einen Liter Wasser und wie viel der Flüssigkeit verdampft während des Kochvorgangs? Wie genau erhitzen die Geräte das Wasser auf das einstellbare Temperaturminimum und auf 80 Grad?
- Bedienung: Zwei PZT-Experten klärten im Praxistest folgende Fragen: Lässt sich der Behälter einfach und sicher befüllen sowie entleeren? Ist die Kanne sicher und angenehm zu halten? Kann man die Temperatur einfach regeln? Ist das Kabel zu kurz und die Führung genügend?
- Sicherheit: Sind Sockel und Kanne standfest und rutschsicher? Wie schnell reagiert der Überhitzungsschutz, wenn kein Wasser mehr in der Kanne ist? Schaltet das Gerät aus, wenn man es während des Kochvorgangs vom Sockel nimmt? Verspritzt heisses Wasser beim Einschenken? Wie heiss werden Griff und Gehäuse?
- Energiebedarf: Wie viel Strom verbrauchen die Wasserkocher, bis ein Liter Wasser siedet und die Geräte automatisch abschalten?