Schlechte Nachrichten für Badigänger: Auch wer vor dem Schwimmen eine wasserfeste Sonnencreme aufgetragen hat, cremt sich danach besser nochmals ein. Denn der saldo-Test zeigt: 4 von 8 als wasserfest deklarierte Cremes und Sprays schützten nach dem Baden nicht mal mehr halb so gut wie vorher vor schädlichen UVB-Strahlen. Diese können Sonnenbrand und Hautkrebs verursachen. Die Produkte scheiterten sogar an den eigenen Vorgaben der Hersteller: Laut Branchennorm müssten wasserfeste Sonnencremes nach dem Kontakt mit Wasser noch mindestens die Hälfte des versprochenen Lichtschutzfaktors haben. Das war aber nicht der Fall. Die vier Produkte erhielten im Test deshalb eine ungenügende Note.
Vier Produkte schnitten ungenügend ab
Das «Sports Transparentes Sonnenschutz-Gel» von Ultrasun hatte nach dem Wassertest gerade noch einen Lichtschutzfaktor von knapp 20 statt des ursprünglich versprochenen Faktors 50. Auch die «extra-wasserresistente» Lotion von Daylong erfüllte die Vorgaben der Norm nicht. Sie erreichte nach dem Duschen noch einen Lichtschutzfaktor von 24 – versprochen wird ein Faktor über 50. Auch bei Verwendung dieser Creme empfiehlt sich also nach dem Baden kein längerer Aufenthalt in der Sonne. Das gilt vor allem für Leute mit heller Haut und bei hoher Sonneneinstrahlung. Auch beim Spray «Sensitive Immediate Protect» von Nivea Sun und bei der «Avène Sun Sonnenmilch» mass das Labor bloss noch einen Lichtschutzfaktor von 25 statt der deklarierten über 50.
Daylong-Hersteller Galderma hält fest: «Unsere eigenen Untersuchungen zeigen, dass die Daylong-Sonnencreme als extra wasserfest bezeichnet werden kann.» Auch Avène und Nivea schreiben, dass ihre Produkte in eigenen Prüfungen gut abgeschnitten hätten. Der Hersteller Ultrasun hat saldo die Laborberichte mitgeschickt. Sie zeigen, dass der Ultrasun-Gel nach dem Wasserbad einen Lichtschutzfaktor von 30 erreichte. Damit hätte er im saldo-Test eine genügende Note erhalten.
Was der Lichtschutzfaktor aussagt
Der Lichtschutzfaktor gibt an, wie stark ein Produkt die Schutzdauer der Haut verlängert. Beispiel: Rötet sich die ungeschützte Haut nach fünf Minuten in der Sonne, könnte eine Creme mit Schutzfaktor 50 je nach Hauttyp die ungefährliche Zeit an der Sonne auf 250 Minuten verlängern. Dabei handelt es sich aber um eine theoretische Zahl. Dermatologen empfehlen, höchstens von einem Schutz von 60 Prozent des deklarierten Werts auszugehen. Sprich: Helle Hauttypen sollten sich bei Faktor 50 spätestens nach zweieinhalb Stunden neu eincremen.
Zwei Produkte schnitten im Test sehr gut ab: die «Sonnencreme Anthelios» von La Roche-Posay und der Spray «Sensitive Expert» von Garnier Ambre Solaire. Zwar boten auch sie nach dem Baden nicht mehr den vollen Schutz. Die Experten massen aber immerhin noch einen Sonnenschutzfaktor von über 40. Mit heller Haut kann man danach theoretisch noch mehr als zwei Stunden sonnenbaden.
Zwei Produkte schützten nach dem Baden nur mässig vor UVB-Strahlen, erfüllten aber die Branchenvorgaben. So blieb beim «Sun Look Light & Invisible Spray» nur noch Lichtschutzfaktor 33 von 50 übrig, und beim «Eucerin Sensitive Protect Sun Spray Transparent» 26 von 50. Beide erhielten eine genügende Note.
Positiv: Das Labor überprüfte auch den Schutz der Sonnencremes vor UVA-Strahlen. In diesem Punkt schnitten alle Produkte gut ab.
So wirken UV-Filter
Sonnencremes haben in der Regel chemische oder physikalische/mineralische UV-Filter. Chemische Filter wandeln die UV-Strahlen in Wärme um. Physikalische Filter reflektieren die Strahlung auf der Haut.
Chemische Filter: Einige können über die Haut in den Körper und ins Blut gelangen. Als heikel gilt etwa der Filter Octocrylen («Gesundheitstipp» 6/2019). Er kann auch allergische Ausschläge verursachen. Sonnencremes mit diesem Filter sollte man laut Hautärzten nur zurückhaltend einsetzen, vor allem bei Kindern. Octocrylen enthalten folgende getestete Sonnencremes: «Anthelios Spray» von La Roche-Posay, «Sensitive Experte» von Garnier Ambre Solaire und «Light & Invisible Spray» von Sun Look.
Physikalische Filter wie Titandioxid oder Zinkoxid kommen in den Sonnencremes oft als Nanopartikel vor. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung beurteilt das Einatmen von Nanopartikeln als «möglicherweise krebserregend». saldo rät deshalb von Sonnensprays mit mineralischen Filtern in Nanoform ab.
Als weniger bedenklich gelten physikalische Filter in grösseren Teilen als in Nanoform. Ob Partikel in Nanoform verwendet wurden, erkennt man auf der Liste der Inhaltsstoffe an der Bezeichnung Nano.
So wurde getestet
Sonnenschutzmittel mit UV-Filtern sollen die Haut vor den schädlichen Strahlen des Sonnenlichts schützen. saldo und die TV-Sendung «Kassensturz» haben acht als wasserfest deklarierte Sonnencremes und -sprays in die Institute Dr. Schrader in Holzminden (D) geschickt und sie auf ihre Schutzwirkung nach dem Baden testen lassen.
UVB-Schutz: UVB-Strahlen sind die kurzwelligen Strahlen der Sonne, die einen Sonnenbrand auslösen und Hautkrebs verursachen können. Der in Sonnenschutzmitteln angegebene Lichtschutzfaktor (LSF/SPF) bezieht sich auf diese Strahlen und sagt aus, wie viel Mal länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel in der Sonne aufhalten kann als ohne. Das Labor trug die Produkte nach Herstellerangaben auf die Haut am Rücken von zehn Probanden auf. Diese Felder wurden danach mit Wasser abgeduscht und mit einer speziellen UVB-Lampe bestrahlt. Im Anschluss bewerteten die Experten das Ergebnis visuell. Die Branchennorm schreibt vor, dass die Sonnencreme nach dem Baden mindestens noch die Hälfte des Lichtschutzfaktors aufweisen muss, der auf der Verpackung angegeben ist.
UVA-Schutz: Die langwelligen UVA-Strahlen der Sonne lösen keinen Sonnenbrand aus, können aber ebenfalls Hautkrebs verursachen. Der UVA-Schutzfaktor einer Sonnencreme muss gemäss EU-Empfehlung mindestens einen Drittel des UVB-Schutzes betragen. Für die Messung trugen die Laborexperten die Produkte auf eine durchsichtige Plexiglasplatte auf. Dann berechneten sie die Filterwirkung anhand der durchdringenden Strahlung und bewerteten sie im Vergleich zum angegebenen Lichtschutzfaktor.
Abweichende Tests der Hersteller: Die Hersteller von Sonnenschutz-Produkten dürfen wasserfeste und extra-wasserfeste Sonnenschutzmittel nur nach dem Bestehen eines externen, europaweit standardisierten Labortests auf den Markt bringen. Die Ergebnisse der Tests der Hersteller sind in der gesetzlich vorgeschriebenen Produktinformationsdatei zu jedem Sonnenschutzmittel hinterlegt und belegen eine genügende und branchenkonforme Wasserfestigkeit. Alle von saldo getesteten Produkte haben entsprechende Unterlagen mit bestandenen Tests vorliegen.
Die Testresultate von saldo zu den beiden Sonnenschutzmitteln "Ultrasun Sports Transparent Sun Protection Gel SPF 50" und "Nivea Sun Sensitive Immediate Protect 50+" weichen von den Testresultaten der Hersteller ab. Aus welchen Gründen sich die Resultate unterscheiden, ist nicht klar, wobei die vorgeschriebene in-vivo-Messmethode bekanntermassen zu gewissen Bandbreiten führen kann.