Gleich 4 der 14 getesteten Produkte überschritten den in der Schweiz gültigen Kadmium-Höchstwert für Milchschokolade. Dieser liegt bei 0,1 Milligramm pro Kilo. Kakaopflanzen nehmen das Schwermetall aus dem Boden auf. Gemäss der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungsfragen Ages reichert sich Kadmium beim Menschen in den Nieren an und kann zu Schäden am Knochengewebe führen.
Dunkle Schokolade: Mehr Kadmium erlaubt
Je mehr Kakao eine Schokolade enthält, desto mehr Kadmium darf sie gemäss dem Schweizer Gesetz aufweisen. Konkret: Bis 30 Prozent Kakaogehalt beträgt der erlaubte Höchstwert 0,1 Milligramm, darüber 0,3 Milligramm, ab 70 Prozent sind es 0,8 Milligramm pro Kilo.
Doch einige Produzenten beweisen, dass Schokoladen mit immerhin knapp 50 Prozent Kakaogehalt und vergleichsweise tiefen Kadmiumwerten möglich sind. Das zeigen etwa die Produkte von V-Love und Ragusa (siehe Tabelle im PDF). saldo bewertete Produkte aus dunkler Schokolade daher gleich wie solche aus Milchschokolade.
Neben Kadmium enthielten alle getesteten Produkte auch Nickel. Die Kakaopflanzen nehmen dieses Schwermetall ebenfalls aus dem Boden auf. Es gibt Hinweise aus Tierversuchen, dass Nickel ein wichtiges Element für den Stoffwechsel ist. Der Gehalt sollte aber eine bestimmte Menge nicht überschreiten. Laut dem deutschen Umweltbundesamt können sonst Kontaktallergien entstehen. Mit knapp 4 Milligramm pro Kilo stellte das Labor in der «Roasted Hazelnut» von Veganz am meisten Nickel fest. Die von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa empfohlene maximale tägliche Aufnahmemenge wird aber auch beim Konsum einer halben Tafel pro Tag bei weitem nicht erreicht. So erzielte die vegane Veganz-Schokolade trotzdem eine gute Gesamtnote.
Die zweite vegane Schokolade im Test konnte weniger überzeugen. So fand das Labor in der «Plant-Based Choco Nuts» von V-Love das Schimmelpilzgift Ochratoxin A. Es stammt aus den verarbeiteten Nüssen. Laut der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit können Schimmelpilzgifte die Entstehung von Krebs begünstigen.
Das Labor suchte zudem nach MOSH. Diese Rückstände von Mineralölen können auf verschiedenen Wegen in die Schokoladen gelangen. Etwa durch Schmieröle aus Ernte- und Produktionsanlagen, über den Transport der Kakaobohnen in Säcken, deren Fasern mit Ölen bearbeitet wurden, oder durch Druckfarben aus Recyclingkartons und -papier. Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit reichern sie sich im menschlichen Fettgewebe und in der Leber an. Bei Ratten, denen in Tierversuchen MOSH verabreicht wurde, entwickelte sich eine Leberentzündung. Am meisten Mineralölrückstände enthielt die «Milch-Nuss» von Lindt mit 13 Milligramm pro Kilo. Lindt & Sprüngli schreibt, dass es dafür keine Grenzwerte gebe. Man arbeite aber daran, die Rückstände zu verkleinern.
Keine Rückstände von Pestiziden
Erfreulich: In keiner Schokolade wurden Rückstände von Pestiziden festgestellt. Im letzten saldo-Test war das noch bei sechs Produkten der Fall (saldo 5/2021). Allerdings wies das Labor in drei Schokoladen erhöhte Rückstände von Phosphonsäure nach. Die Substanz ist laut dem deutschen Amt für Verbraucherschutz für Vögel, Säugetiere und Wasserorganismen schädlich. Sie stammt höchstwahrscheinlich von Phosphaten, die dem Dünger zugesetzt werden. Ab Juli 2022 ist diese Substanz in Düngern in der gesamten EU und der Schweiz verboten. Am meisten Phosphonsäure enthielt die Schokolade von Läderach.
Gut zu wissen: Schadstofffreie Schokolade muss nicht teuer sein. Mit der Choceur-Schokolade von Aldi für 99 Rappen pro 100 Gramm wurde das günstigste Produkt Testsieger. Die beiden weiteren sehr guten Produkte stammen aus biologischem Anbau. Mit fast 2 Franken pro 100 Gramm muss man für die Tafeln von Migros Bio und Coop Naturaplan tiefer in die Tasche greifen.
So wurde getestet
Zwei Labors prüften für saldo 14 Schokoladen mit ganzen Haselnüssen auf folgende Schadstoffe:
- Kadmium: Das giftige Schwermetall gelangt über die Böden in den Kakao. Kadmium reichert sich in der Niere an und kann das Knochengewebe schädigen.
- Nickel: Nickel ist ein häufiges Kontaktallergen. Es besteht auch die Gefahr, dass bei oraler Aufnahme Allergien ausgelöst werden.
- Ochratoxin A: Das Schimmelpilzgift entsteht durch fehlerhafte Ernte, Trocknung oder Lagerung. Es übersteht grösstenteils sogar starkes Erhitzen und kann Nieren sowie Leber schädigen.
- Mineralölrückstände: Aromatische (MOAH) oder gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH) können in Druckfarben, Schmierölen oder Wachsen enthalten sein und gelangen zum Beispiel über Verpackungen in die Schokolade. MOAH sind potenziell krebserregend. MOSH schädigten in Tierversuchen die Leber.
- Pestizide: Das Labor suchte nach über 600 Pestiziden. Viele der Substanzen schädigen die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Alle Produkte waren pestizidfrei.
- Ethylenoxid: Dieser Stoff steht im Verdacht, das Erbgut in den Zellen zu schädigen. Ethylenoxid kann zudem das Risiko von Krebs erhöhen. In keinem Produkt wurden Rückstände festgestellt.