Wer zwei Vegi-Frühlingsrollen von Coop Karma isst, kann genauso gut zwei Buttergipfel verdrücken. Denn die Laborexperten fanden im gekühlten Fertig-Snack 16,5 Gramm Fett pro 100 Gramm. So viel steckt auch in zwei Gipfeli. Laut Verpackung enthalten 100 Gramm der Rollen aber nur 9 Gramm Fett. Das Labor mass also 7 Gramm mehr als angeschrieben. Das bedeutet: Auf die Angaben auf der Verpackung kann man sich nicht verlassen.
Nur eines von zehn Produkten schnitt sehr gut ab
Das Resultat aus dem Labor ist für Liebhaber von Frühlingsrollen auch sonst ernüchternd. Von zehn Produkten schnitt nur eines sehr gut ab. Der Rest war höchstens genügend oder gar ungenügend. Testsieger sind die einzigen BioProdukte in der Untersuchung: Die Frühlingsrollen von Migros Bio haben einen Gemüseanteil von 56 Prozent. Das war der höchste Wert im Test.
Und in ihnen steckten nur 8,8 Gramm Fett pro 100 Gramm, das sind 5 Gramm Fett pro Rolle. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit empfiehlt Erwachsenen, den täglichen Energiebedarf mit einem Drittel Fett zu decken. Das entspricht einer Menge von 60 bis 80 Gramm pro Tag. Wer drei Frühlingsrollen der Migros isst, nimmt maximal einen Viertel des empfohlenen Tagesbedarfs an Fett zu sich, bei Coop-Karma-Rollen ist es aber bereits die Hälfte.
In einem Produkt steckte noch etwas weniger Fett als im Testsieger von Migros Bio: Die Lidl-Rollen enthielten weniger als 5 Gramm Fett pro 100 Gramm. Und sie waren mit 51 Prozent Gemüseanteil auch verhältnismässig gut gefüllt. Dennoch gab es für sie insgesamt nur eine genügende Note. Grund: Das Labor fand im Gemüse Rückstände von drei verschiedenen Pestiziden. Nach wie vor ist unklar, wie sich ein Gemisch solcher Chemikalien langfristig auf die Gesundheit auswirkt.
Rückstände von zwei Pestiziden fanden die Laborexperten im Gemüse der Coop-Prix-Garantie-Rollen. Weil diese ausserdem mehr aus Teig als aus Gemüse bestanden, erhielt das Produkt nur eine ungenügende Gesamtnote.
Frühlingsrollen von Denner enthalten kaum Gemüse
Zwei weitere Produkte erreichten ebenfalls auch nur die Note «ungenügend». Wer die Frühlingsrollen der Denner-Eigenmarke Mmmh To Cook kocht, muss das Gemüse beim Essen suchen. So enthielt eine 43 Gramm schwere Frühlingsrolle gerade mal 12 Gramm Gemüse und 31 Gramm Teig. Ausserdem fanden die Experten in den Denner-Frühlingsrollen die Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidol. Diese entstehen durch hohe Temperaturen bei der industriellen Verarbeitung von Ölen. 3-MCPD schädigt die Organe.
Aus diesem Grund empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, dass eine 60 Kilogramm schwere Person maximal 0,12 Milligramm 3-MCPD pro Tag zu sich nehmen soll. Wer 100 Gramm «Mmmh To Cook»-Frühlingsrollen isst, schöpft diesen Wert zu 10 Prozent aus. Der Stoff steckt aber auch in vielen anderen Lebensmitteln. Glycidol gilt als krebserregend und genverändernd. Diesen Stoff fand das Labor im Anna’s-Best-Produkt der Migros.
Ausserdem stimmte der Fettgehalt auf der Verpackung nicht mit dem gemessenen Wert überein: Statt wie angegeben 7,7 Gramm mass das Labor 13,8 Gramm Fett pro 100 Gramm. Coop und Migros schreiben, dass es sich bei den deklarierten Fettgehalten bei Coop Karma und Anna’s Best um Durchschnittswerte handle. Durch das Vorfrittieren könne es zu Schwankungen kommen. Beide Detailhändler versprechen, die Fettgehalte noch einmal zu bestimmen und die Verpackungsangabe allenfalls anzupassen.
Auch Denner verspricht Verbesserungen. Lidl, Migros und Coop verweisen darauf, dass die gesetzlichen Vorschriften zu Fettschadstoff- und Pestizidgehalten eingehalten seien. Coop nahm aber die mit Pestizidrückständen belasteten Prix-Garantie-Frühlingsrollen vorübergehend aus dem Verkauf: «Wir werden weitere Analysen vornehmen, um den Pestizidgehalt zu überprüfen.»
So hat saldo getestet
saldo liess 10 vegetarische und vorfrittierte Frühlingsrollen aus Kühl- und Tiefkühlregalen von Grossverteilern von einem deutschen Lebensmittellabor untersuchen. Die Kriterien:
- Die Laoborexperten trennten Füllung und Teig und bestimmten das Gewicht: Sind die Frühlingsrollen gut gefüllt? Oder überwiegt der Teiganteil?
- Das Labor mass, wie viel Fett die Produkte enthalten.
- Die Experten prüften die Rollen auf die Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidol. Diese bilden sich beim Erhitzen von Fetten und Ölen. 3-MCPD steht im Verdacht, Organe zu schädigen. Glycidol kann Krebs auslösen und die Erbsubstanz verändern.
- Das Labor untersuchte die Frühlingsrollen auf 500 Pestizide, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Sie fanden folgende Substanzen:
Carbendazim: Dieser Stoff wird eingesetzt, um Pilze zu bekämpfen. Er steht im Verdacht, genverändernd und krebserregend zu sein. Piperonylbutoxid: Tierversuche zeigten, dass das Insektenvernichtungsmittel Niere und Leber schädigen kann.
Propamocarb: Das Antipilzmittel gilt als hormonschädigend. Spirotetramat: Das Insektizid kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.