USB-Sticks: Datenverlust schon bei leichtem Stromstoss
USB-Sticks gelten als sichere Datenspeicher. Doch ein saldo-Test zeigt: Bei elektrostatischen Entladungen verlieren einzelne Modelle ihr Gedächtnis.
Inhalt
saldo 16/2006
11.10.2006
Marc Mair-Noack
Sie sind klein, leicht und bieten dennoch viel Speicherplatz: Mit USB-Sticks hat man alle wichtigen Daten immer dabei. Doch diese Speichermedien haben ihre Schwachpunkte. Bekannt ist, dass elektrostatische Entladung eine Gefahr darstellt: Wer auf einem Teppichboden läuft und sich dabei elektrostatisch auflädt, kann allein durch Berührung die Sticks beschädigen.
Zwar sollten USB-Speicherstifte, die nach der europäischen Norm hergestellt werden, mit einem leichten Stromstoss zu...
Sie sind klein, leicht und bieten dennoch viel Speicherplatz: Mit USB-Sticks hat man alle wichtigen Daten immer dabei. Doch diese Speichermedien haben ihre Schwachpunkte. Bekannt ist, dass elektrostatische Entladung eine Gefahr darstellt: Wer auf einem Teppichboden läuft und sich dabei elektrostatisch auflädt, kann allein durch Berührung die Sticks beschädigen.
Zwar sollten USB-Speicherstifte, die nach der europäischen Norm hergestellt werden, mit einem leichten Stromstoss zurechtkommen, doch saldo wollte es genauer wissen. Das VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut im deutschen Offenbach untersuchte im Auftrag von saldo 15 in der Schweiz erhältliche Modelle. Das Resultat: Fast die Hälfte der Datenspeicher reagierte äusserst empfindlich auf den leichten Stromstoss.
Anfällig vor allem während der Datenübertragung
Getestet wurde mit einer Spannung von 2 und 4 Kilovolt, was einer üblichen elektrostatischen Entladung entspricht. Entscheidend für die Wirkung ist die jeweilige Lage der Sticks. Die kleinen Speichermedien reagieren anders, wenn sie gerade mit dem PC Daten austauschen, wenn sie passiv am Computer angeschlossen sind oder wenn sie den Computer gar nicht berühren.
Im saldo-Test zeigte sich: Besonders anfällig sind die Datenträger, wenn sie gerade an der Arbeit sind. 7 der 15 getesteten Modelle zeigten eine Reaktion während des Lesens oder des Schreibens von Daten.
Zwei dieser Datenspeicher überstanden den Test sogar nur mit Schrammen. Der Mini Drive von Iomega und der Proton Stick von Z-Cyber waren gegen die Entladungen nicht gewappnet. Der Stromschlag führte dazu, dass der Computer abstürzte. Doch vor allem zerstörte er einen Teil des Stick-Speichers. Das Modell von Iomega hatte plötzlich 4 Prozent weniger Speicherplatz zur Verfügung. Befinden sich auf solchen beschädigten Teilen Dateien, sind diese nicht mehr zu retten.
Beim Proton Stick waren sogar grundlegende Informationen beschädigt, sodass der gesamte Stick nicht mehr lesbar war. In einem solchen Fall hilft nur noch, den Stick neu zu formatieren. Damit kann man den Datenspeicher zwar wieder gebrauchen, doch die Daten sind endgültig weg - und der Speicherplatz kleiner als zuvor.
Metallgehäuse: Besserer Schutz vor Stromschlägen
Beim Proton Stick erhöhte die aussergewöhnliche Bauweise die Gefahr für elektrostatische Entladungen. Der Stick ist zwar sehr flach, dafür fehlt das typische Aussengehäuse aus Metall, das die Kontakte schützt. Dies macht ihn wesentlich anfälliger für Stromschläge.
Die Entladung irritierte auch fünf weitere Sticks: Beim Test des Swissmemory Cirrus von Swissbit verweigerten Stick wie auch Computer nach dem leichten Stromstoss zunächst die Arbeit. Immerhin half hier ein Neustart - PC sowie USB-Stick waren danach wieder einsatzfähig. Aber: Nicht messbar war im saldo-Test, wie die Sticks längerfristig mit solchen Stromschlägen zurechtkommen. Offensichtlich beeinträchtigen die Entladungen beinahe die Hälfte der Geräte. Ob sie sich immer wieder vollständig erholen, bleibt offen.
Speicherstopp: Kurzzeitiges Ausstecken hilft
Die Modelle der Marken PQI, Sony und Samsung erwiesen sich auch als anfällig: Der PC lief zwar weiter, doch die Sticks stoppten das Speichern und liessen sich auch nicht dazu bringen, von selbst wieder loszulegen. Man musste sie kurz ausstecken, damit sie wieder funktionierten.
Dies tönt nicht nach einem gravierenden Mangel, aber: Ist man gerade dabei, eine Datei auf den Stick zu speichern, hat ein Unterbruch Folgen. Die Datei wird nicht korrekt geschrieben und ist unbrauchbar. Nach einer elektrostatischen Entladung lohnt es sich daher, die Datei nochmals neu auf den Stick zu speichern - auch wenn der Stromschlag noch so schwach war.
Steckte der USB-Stick im PC, ohne dass er gerade in Gebrauch war, verschmerzten die meisten Modelle den Stromschlag ohne Probleme. Beim Cruzer Micro von San Disk ging dennoch einmal gar nichts mehr, obwohl er völlig passiv im USB-Anschluss steckte. Der Stick musste kurz vom Computer getrennt und wieder eingesteckt werden, damit er wieder normal funktionierte.
Das Modell von San Disk war ausserdem der einzige Stick im Test, der auf die Entladung reagierte, ohne dass man ihn berührte. Ein Funken durch die Luft reichte aus, um den Stick vorübergehend schachmatt zu setzen. Bemerkenswert: Das Modell war eines von nur zwei im Test, welche einen Schreibschutzschalter besitzen. Wolfgang Klos vom VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut: «Mit einem Schreibschutzschalter ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass eine Entladung via Luft geschieht.» So praktisch der Schalter auch ist, um zu verhindern, dass man aus Versehen wichtige Daten löscht - bei der elektrostatischen Entladung ist er ein gewisses Risiko.
Immerhin zeigt der Test auch: Befinden sich die Sticks nicht am USB-Anschluss des Computers, macht ihnen ein plötzlicher Stromstoss offenbar nichts aus.
Pleomax: Nur mit Verbindungskabel brauchbar
Fazit: Wer elektrostatisch aufgeladen ist, sollte USB-Sticks nicht berühren. Auch wenn die Mehrzahl der Modelle widerstandsfähig genug ist, kann der Stromschlag dennoch Daten sowie Stick beschädigen.
Grössere Wirkung zeigte die Entladung meist nur, wenn man die Sticks am metallenen Stecker berührte. Ist der Stick direkt am USB-Anschluss am Computer eingesteckt, ist die Gefahr daher relativ klein. Nur: Modelle wie zum Beispiel der Pleomax von Samsung sind so klobig, dass sie gar nicht an die Anschlüsse passen. Hier hilft nur ein Verbindungskabel. Doch damit besteht wiederum die Gefahr, dass man den Metallstecker berührt. Da für die Sticks jedoch praktisch nur die Datenübertragung heikel ist, rät Testleiter Wolfgang Klos: «Am besten ist es, wenn man die Medien während dem Lese- oder Schreibvorgang einfach nicht anfasst.»
Die häufigsten Datenspeicher im Vergleich
Heute sind die unterschiedlichsten Speichermedien auf dem Markt. Die richtige Wahl hängt von der Verwendung ab.
Der USB-Stick
- Handhabung: Das anwenderfreundlichste Speichermedium. Einfach in den USB-Anschluss stecken und schon funktioniert das Gerät - sowohl auf PC wie auf Mac.
- Defektanfälligkeit: Gefahr bei elektrostatischer Entladung (siehe Test), sonst robust.
- Speicherplatz: Bisher war der Speicherplatz kaum grösser als 128 oder 512 Megabyte (MB). Neuerdings gibt es aber Sticks mit 1 Gigabyte (GB) Speicherplatz für weniger als 70 Franken. Auch 2- und 4-GB-Speicher sind schon auf dem Markt. Damit lassen sich aufwändige Programme und Videodateien speichern.
- Verwendung: Geeignet für die schnelle, einfache Übertragung von einem auf den anderen Computer. Als Backup-Medium jedoch nicht sinnvoll, da im Vergleich zur DVD viel zu teuer.
CD und DVD
- Handhabung: Die meisten Laufwerke können Daten-CDs und -DVDs lesen. Zum Beschreiben der Silberlinge muss man die Daten jedoch brennen, was aufwändiger ist als das Speichern auf USB-Sticks.
- Defektanfälligkeit: Nach Herstellerangaben sollen wiederbeschreibbare DVDs 50 Jahre funktionieren. Sonnenlicht und Temperaturschwankungen können diesen Zeitraum aber deutlich verkürzen. Durch die immer billigere Produktion haben die Rohlinge oft Qualitätsmängel. Ausserdem können Kratzer den Datenträger unlesbar machen.
- Speicherplatz: Auf eine CD-ROM passen 700 bis 800 MB, auf eine DVD-ROM rund 4,5 GB Daten. Beim Preis kommt zurzeit noch kein Datenträger an die DVD heran: Einmal beschreibbare Rohlinge (mit der Endung R) kosten nur wenig mehr als 1 Franken, mehrmals beschreibbare Modelle (RW) gibt es für rund 4 Franken.
- Verwendung: Dank der günstigen Preise sind CDs und DVDs ideale Medien zur Datensicherung. Aber: Man sollte die Daten regelmässig auf neue Rohlinge kopieren.
Externe Festplatten
- Handhabung: Festplatten sind im Vergleich zu USB-Sticks und DVDs schwer und gross. Ausserdem benötigen die meisten Modelle ein Netzteil.
- Defektanfälligkeit: Viele bewegliche Teile wie eine rotierende Platte und ein Lesekopf machen dieses Medium anfällig für Defekte und empfindlich bei Erschütterungen.
- Speicherplatz: Externe Festplatten sind die Giganten unter den Speichermedien. Modelle mit 250 GB sind zudem für rund 180 Franken langsam erschwinglich.
- Verwendung: Festplatten eignen sich bestens für die Sicherung grosser Datenmengen. Auch ein Sicherheits-Backup der gesamten PC-Festplatte ist möglich. Externe Festplatten sind aber nicht als Medium für unterwegs geeignet.
MP3-Player mit Festplatte
- Handhabung: Einfacher Datentausch über USB-Schnittstelle.
- Defektanfälligkeit: MP3-Player mit Festplatte sind anfällig auf Erschütterungen. MP3-Player mit Speicherkarten sind robuster, fassen aber bedeutend weniger Daten.
- Speicherplatz: Auf moderne Modelle passen bis 60 GB.
- Verwendung: MP3-Player werden immer multifunktionaler. Wenn man den Speicherplatz nicht für Musikdateien ausnützt, sind sie praktische, aber nicht billige Datenträger.