Über 3000 Franken im Jahr sparen
Prämienerhöhungen hin oder her: Wer die richtige Kasse und die ideale Franchise wählt, kann die Haushaltskasse entlasten - und zwar ganz erheblich.
Inhalt
saldo 16/2004
13.10.2004
Thomas Roth
Moderat» oder «vergleichsweise bescheiden» - so wohlwollend kommentierten die Tageszeitungen die Erhöhung der Krankenkassenprämien auf das nächste Jahr: Durchschnittlich muss jeder Grundversicherte mit einer Franchise von 300 Franken 3,7 Prozent mehr bezahlen.
Das tönt harmlos, ist es aber längst nicht für alle. Der Grund: Die Aufschläge wirken sich nicht nur in jedem Kanton anders aus, sondern auch je nach Kasse. Die gute Nachricht: Wer genau vergleicht, die richtige Fr...
Moderat» oder «vergleichsweise bescheiden» - so wohlwollend kommentierten die Tageszeitungen die Erhöhung der Krankenkassenprämien auf das nächste Jahr: Durchschnittlich muss jeder Grundversicherte mit einer Franchise von 300 Franken 3,7 Prozent mehr bezahlen.
Das tönt harmlos, ist es aber längst nicht für alle. Der Grund: Die Aufschläge wirken sich nicht nur in jedem Kanton anders aus, sondern auch je nach Kasse. Die gute Nachricht: Wer genau vergleicht, die richtige Franchise wählt und zu einem Wechsel der Kasse bereit ist, konnte noch selten so viel Geld sparen wie jetzt.
Mit einer höheren Franchise grösstes Sparpotenzial
Im Auftrag von saldo hat das Vermögenszentrum VZ in Zürich einen Prämienvergleich erstellt: Die Experten berechneten in allen Kantonen oder Kantonshauptstädten die jeweils günstigste und die teuerste Prämie - ausgehend von den Franchisen 300, 1500 und 2500 Franken (siehe Tabelle). Mit dem Ergebnis, dass das Sparpotenzial in der Grundversicherung stattlich ist:
- Ein Visana-Versicherter in Luzern, der eine Grundfranchise von 300 Franken hat, zahlt im kommenden Jahr rund 4050 Franken an Prämien. Wechselt er unter denselben Bedingungen zur Progrès, muss er lediglich 2530 Franken berappen. Ersparnis: 1520 Franken.
- Ein Ehepaar aus Liestal BL, das mit einer 1500er-Franchise bei der Hotela versichert ist, muss im nächsten Jahr total 6240 Franken für Prämien aufwenden. Entscheiden sich die zwei Partner für die Krankenkasse Hermes, werden bei gleicher Franchise gesamthaft nur 4430 Franken fällig. Ersparnis: 1810 Franken.
- Ein Supra-Versicherter in Zürich mit einer Wahlfranchise von 1500 Franken wird ab 2005 jährlich mit über 4830 Franken zur Kasse gebeten. Wählt er aber bei der EGK die neue 2500er-Franchise, kommt er mit gut 1700 Franken weg. Ersparnis: 3130 Franken.
Solche Sparmöglichkeiten machen vorab die Rabatte bei den Wahlfranchisen möglich: Die Versicherten erhalten je nach gewählter Stufe jährliche Prämienverbilligungen zwischen höchstens 160 Franken (500er-Franchise) und 1760 Franken (2500er-Franchise). Doch lange nicht überall werden die Maximalrabatte gewährt, denn diese hängen bei den Kassen unter anderem von der Altersstruktur der Versicherten (dem Mix zwischen «guten» und «schlechten» Risiken) sowie der finanziellen Lage der Anbieter ab.
Fazit von Nicola Waldmeier vom VZ: «Nicht nur die Franchise prüfen, sondern unbedingt auch einen Kassenwechsel.» Rein rechnerisch gibt es für den Krankenkassenprofi in den allermeisten Fällen nur zwei sinnvolle Franchisen - 300 oder 2500 Franken. Doch Waldmeier schränkt gleichzeitig ein: «Jeder muss sich die Frage stellen, was er sich bei einer längeren Krankheit oder bei einem Spitalaufenthalt leisten kann.»
Angestellte können Unfalldeckung ausschliessen
Konkret: Hohe Franchisen garantieren zwar teils massiv verbilligte Prämien, doch sie eignen sich nur für gut verdienende Personen oder für gesunde Versicherte. Zudem gibt es Kassen, die bei den Franchisen nicht alle Stufen anbieten. Wer das finanzielle Risiko bei den Wahlfranchisen nicht tragen kann, hat aber unter Umständen noch zwei andere Sparmöglichkeiten:
- Angestellte, die pro Woche mindestens acht Stunden arbeiten, sind übers Geschäft gegen Unfall versichert. Eine Unfalldeckung bei der Krankenkasse macht in diesem Fall keinen Sinn. Mit einer schriftlichen Bestätigung des Arbeitgebers kann beim Krankenversicherer der Ausschluss der Deckung verlangt werden - und die Prämie reduziert sich.
- Mit dem Verzicht auf die freie Arztwahl und dem Wechsel zu einem Hausarzt- oder einem HMO-System lassen sich ebenfalls Prämien sparen. Diese beiden Modelle gibt es aber nicht bei allen Krankenkassen und nicht in jedem Kanton.
Nicht vergessen: Ob Kassenwechsel oder Änderung der Police - bis Ende November müssen Sie Ihre Krankenkasse mit eingeschriebenem Brief informieren.
Auf Seite 16 finden Sie den Talon für Ihren persönlichen Prämienvergleich.
Neue Franchisen
Die Grundfranchise wurde in diesem Jahr auf 300 Franken erhöht, und ab 2005 ändern auch die Wahlfranchisen - jener jährliche Anteil an den Gesundheitskosten also, den Versicherte im Krankheitsfall selber berappen müssen.
Heute betragen die frei wählbaren Franchisen 400, 600, 1200 und 1500 Franken - im nächsten Jahr 500, 1000, 1500, 2000 und 2500 Franken. Für die Versicherten bedeutet das, dass ihnen die Kasse ab 2005 jene Franchise zuteilt, die der bisherigen am nächsten liegt.
Franchise 2004 - Franchise 2005
Fr. 300.-" - Fr. 300.-
Fr. 400.-" - Fr. 500.-
Fr. 600.-" - Fr. 500.-
Fr. 1200.-" - Fr. 1000.-
Fr. 1500.-" - Fr. 1500.-
- - Fr. 2000.-
- - Fr. 2500.-
Wer eine andere Franchise wünscht, muss dies seiner Kasse spätestens bis Ende November schriftlich mitteilen. Ausnahme: Für eine Änderung der Grund- in eine Wahlfranchise bleibt Zeit bis Ende Dezember.