Am verbreitetsten sind in der Schweiz Trinkflaschen und Bidons aus Kunststoff und beschichtetem Aluminium. Die Preise reichen von Fr. 2.20 bis Fr. 29.90. Die Flaschen sind vor allem bei Sportlern, Wanderern und Pendlern beliebt.
saldo wollte wissen, wie robust die Trinkflaschen sind, ob sie dicht sind und Fremdgerüche annehmen. Zudem suchten die Experten des deutschen Prüflabors SLG mit chemischen Analysen nach problematischen Stoffen in den Verschlüssen und Flaschen (Siehe «So wurde getestet»).
Nur die Flasche von Sigg verlor im Test überhaupt kein Wasser
Das Testergebnis: Phtalate, Bisphenol A und andere problematische Stoffe fand das Labor nicht im Kunststoff der Flaschen. Unterschiede gabs bei der Robustheit, der Dichtigkeit und dem Geruch. Nur 3 von 16 Flaschen waren insgesamt sehr gut (siehe Tabelle).
Testsieger ist die «Traveller»-Flasche von Sigg. Dahinter folgen die ebenfalls sehr guten Produkte «WM Bottle Tritan» von Nalgene und die Flasche «Addison» von Contigo. Die Sigg-Flasche war nach den Härtetests verbeult, funktionierte aber trotzdem einwandfrei. Sie war die einzige Flasche im Test, die bei der Dichtigkeitsprüfung keinen Tropfen verlor. Fünf Produkte hingegen verloren innerhalb von 24 Stunden mehr als nur ein paar Tropfen Wasser. Bei den Flaschen von Powerbar und Isostar mass das Labor gar einen Verlust von fast einem Zentiliter.
Viele Flaschen nehmen Fremdgerüche an
Auch beim Geruch erhielt der Testsieger von Sigg sehr gute Noten. Nach dem Befüllen mit einem geschmacksintensiven isotonischen Sportgetränk und einmaligem Auswaschen hatte die Flasche kaum Fremdgeruch angenommen. Fast die Hälfte der Produkte zeigten hingegen bei diesem Testpunkt Mängel. Die Flasche von Squeasy nahm nicht nur den Fremdgeruch deutlich an, sie roch auch im Neuzustand schon intensiv nach Vanille.
5 von 16 Flaschen bestanden den Härtetest nur knapp
Im Härtetest erwiesen sich die meisten Flaschen als ziemlich robust. Nur bei fünf Produkten registrierten die Experten deutliche Schäden wie Risse und Brüche an Seitenwänden, Böden und Verschlüssen. Dafür gab es Abwertungen, genauso wie für Beulen bei Aluflaschen. Beulen sind primär ein optischer Mangel. Doch die Schutzschicht im Innern der Flasche kann absplittern, wenn die Flaschen zu fest eingedrückt werden. Dann könnten säurehaltige Getränke Aluminium herauslösen. Die Flasche wäre dann unbrauchbar.
Sigg schreibt in der Stellungnahme zum Testergebnis, der Verschluss des Modells «Viva» sei bei eigenen Tests dicht gewesen. Migros weist darauf hin, dass der «Hygene-Bidon» fürs Velofahren gedacht sei, deshalb müsse sich der Verschluss bei einem Sturz öffnen. Denn eine geschlossene volle Veloflasche könne nachfahrende Velofahrer zum Stürzen bringen.
Der Vertrieb der Flaschen von Camelbak schreibt, dass bei eigenen Tests die Flaschen keinen Fremdgeschmack von Getränken angenommen hätten.
Der Hersteller Traritrara der ausziehbaren Squeasy-Faltflaschen findet, das Produkt sei nicht mit normalen Trinkflaschen vergleichbar: «Wir gewichten die Faltfunktion höher als gelegentliche Defekte.» Der Vanillegeruch sei ein Versuch, den Kunststoffgeruch zu übertünchen. Der Vanillegeruch verschwinde während der Benutzung.
Dem Unternehmen Innique, die den «Sponser-Bidon» herstellt, ist die Bruchproblematik des Verschlusses bekannt. Am empfindlichsten seien die Trinknippel, wenn die Stosskraft genau zentriert auftreffe. In der Praxis habe man aber wenig Probleme mit gebrochenen Verschlüssen.
PET-Flaschen als günstige Alternative zu Trinkflaschen
Die Alu- und Kunststofftrinkflaschen im Test kosten bis zu Fr. 29.90. Viel günstiger ist es, eine leere PET-Getränkeflasche wiederzuverwenden. Das sind die Vor- und Nachteile:
PET enthält kein Bisphenol A und auch keine Phtalate. Dafür Acetaldehyd und Antimon. Diese Stoffe können in die Getränke übergehen.
Acetaldehyd stellt vor allem ein geschmackliches Problem dar. Auch kleine Mengen können einen süsslich-fruchtigen Geschmack verursachen. Einige PET-Flaschen enthalten einen Acetaldehyd-Blocker, sodass die Substanz den Geschmack der Getränke nicht beeinflusst. Ob eine solche Schutzschicht vorhanden ist oder nicht, können Konsumenten nicht erkennen.
ntimon hat laut dem deutschen Bundesamt für Risikobewertung eine geringe hormonähnliche Wirkung. Die gemessenen Antimon-Konzentrationen bei Mineralwässern liegen laut dem Bundesamt deutlich unter den Grenzwerten.
Grundsätzlich ist es empfehlenswert, eher dickwandige PET-Flaschen wiederzuverwenden. Sie sind robuster. Für kohlensäurehaltige Getränke sind PET-Flaschen weniger geeignet. Das Gas kann durch den porösen Kunststoff austreten. Besonders gross ist der Gasverlust bei Halbliter-Flaschen und bei Temperaturen ab 10 Grad.
Kunststoff, Alu oder Edelstahl?
Trinkflaschen gibt es in den verschiedensten Farben, Grössen und Materialien (Kunststoff, Aluminium oder Edelstahl). saldo nennt die wichtigsten Vor- und Nachteile der Materialien:
Kunststoff
+ Leicht, eher günstig, Flüssigkeitsstand sichtbar, spülmaschinenfest.
< Nicht immer geschmacksneutral und nicht sehr kratzfest, kann problematische
Stoffe enthalten, zum Teil nicht sehr hitzebeständig.
Aluminium
+ Sehr leicht, unzerbrechlich, geschmacksneutral.
< Eher teuer, kann verbeulen. Platzt bei einem Sturz die Schutzschicht an der Innenwand ab, kann das Alu oxidieren. Wie viel Flüssigkeit sich in der Flasche befindet, ist von aussen nicht sichtbar. Nicht spülmaschinenfest.
Edelstahl
+ Unzerbrechlich, geschmacks- und geruchsneutral, schadstofffrei, spülmaschinenfest, hitzebeständig.
< Höheres Gewicht als Kunststoff und Aluminium, wie viel Flüssigkeit sich in der Flasche befindet, ist nicht von aussen sichtbar, eher teuer.
So wurde getestet
Drei Experten der deutschen SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH beurteilten den Geruch der 2 Alu- und 14 Kunststoffflaschen im Neuzustand und nach dem Auswaschen. Zudem prüften sie, wie stark die Flaschen den Geschmack von Getränken annehmen. Zu diesem Zweck füllten sie die Flaschen mit einen isotonischen Sportgetränk und liessen diese sechs Stunden lang bei 23 Grad stehen. Anschliessend wurden alle Flaschen mit Spülmittel und Wasser ausgewaschen. Danach wurde der Geruch erneut bewertet.
Technische Prüfungen
- Falltest mit Kugel: Eine 500 Gramm schwere Stahlkugel mit einem Durchmesser von 5 Zentimetern wurde aus einer Höhe von 80 Zentimetern auf die leeren Flaschen fallen gelassen. Jede Flasche musste drei Stösse überstehen. Einmal liegend in der Mitte des Flaschenkörpers, einmal aufrecht stehend auf den Verschluss und einmal auf die Mitte des Bodens. Bei starken Schäden (beispielsweise Löcher und Risse) zog saldo eineinhalb Noten ab. Bei Schäden ohne funktionelle Beeinträchtigung betrug der Abzug 0,25 Noten pro Schaden.
- Dichtigkeitsprüfung: Alle Flaschen wurden mit 400 Milliliter Wasser gefüllt und kopfüber mit geschlossenen Trinkverschlüssen 24 Stunden lang bei Raumtemperatur gelagert. Danach mass das Labor die ausgetretene Menge Wasser.
- Rütteltest in der Trommel: Jede leere Flasche musste 200 Stürze in einer drehenden Trommel überstehen. Diese Prüfung überstanden alle Produkte ohne Schaden.
Chemische Analysen
- PAK: Polizyklische aromatische Kohlenwasserstoffe gelangen bei der Herstellung in die Kunststoffe. Viele PAK sind krebserregend und können Erbgut verändern. In den analysierten Flaschen fand das Labor keine PAK.
- Phtalate: Diese Stoffe werden umgangssprachlich als Weichmacher bezeichnet. Sie kommen vor allem in Far-ben, Kosmetikartikeln und Kunststoffen vor. Einige dieser Chemikalien wirken wie Hormone. In den Trinkflaschen und Verschlüssen konnten keine Phtalate nachgewiesen werden.
- Bisphenol A (BPA): Diese hormonaktive Substanz soll das Erbgut schädigen und die Fruchtbarkeit beeinflussen. Vermutet wird auch, dass BPA das Risiko für Diabetes und Herz-KreislaufErkrankungen erhöht. Das Labor konnte kein BPA in den Produkten feststellen.