Die Vorfreude ist gross: Die Wetterstation im Wohnzimmer kündigt Sonne an. Zwölf Stunden später fällt Regen vom Himmel. Die kürzlich gekaufte Wetterstation hat sich schon wieder geirrt.
saldo wollte wissen, wie verlässlich Wetterstationen sind, und schickte zehn Modelle in ein Labor. Die Experten prüften, wie exakt die Vorhersagen für die nächsten zwölf Stunden sind und wie gut die Geräte Temperaturen messen. Zudem beurteilten sie Bildschirme und Bedienung. Die Produkte kosten zwischen 34 und 80 Franken.
Einfache Wetterstationen bestehen aus einem Gerät mit Bildschirm und mindestens einem Sensor im Freien. Beide messen die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit, die Aussenstation zusätzlich den Luftdruck. Die Aussenstation schickt ihre Messwerte per Funk an die Basisstation, worauf diese daraus die Wettervorhersage erstellt.
Siegergerät lässt sich auch ohne technisches Geschick bedienen
Das Ergebnis des Tests ist ernüchternd: Wer eine rundum gute Wetterstation wünscht, kann 9 der 10 Modelle vergessen. Einzig der Testsieger zeigte im Labor eine durchgehend gute Leistung. Selbst bei wenig technischem Geschick liess sich der «Meteo Jack» des deutschen Herstellers TFA Dostmann ohne Schwierigkeiten benutzen: Bei der Bedienung schaffte das Gerät eine glatte Sechs.
Dagegen rasselte jedes zweite Gerät bei mindestens einer Prüfung durch. Die Mehrheit der Wetterstationen war mit ihrer Hauptaufgabe überfordert: der Wettervorhersage. Ihre Prognosen waren grösstenteils falsch. So kündigte das Modell von Ytora an fünf von acht Prüftagen für die nächsten zwölf Stunden Regen an – doch dieser blieb aus.
Zwei der Geräte massen nicht einmal die Temperatur richtig
Optimistischer war die Wetterstation von Eurochron: An sieben Tagen sollte die Sonne vom Himmel strahlen. Stattdessen war es an sechs Tagen vollständig bewölkt. Am besten beurteilte das Labor in dieser Hinsicht das Modell von Unitec Climate: Es glänzte als einziges mit mehrheitlich zutreffenden Wettervorhersagen.
Immerhin: Die meisten Geräte zeigten Temperatur und Luftfeuchtigkeit überwiegend richtig an und erzielten damit gute bis sehr gute Noten. Die Geräte von Green Blue und Hama fielen ab. Bei beiden wich die von der Basisstation angezeigte Temperatur mehrheitlich um rund ein Grad Celsius von der tatsächlichen Temperatur ab. Laut dem Labor sind vor allem im Innenraum bereits geringe Temperaturunterschiede spürbar.
Die Bildschirme warfen selbst bei den Experten Fragen auf. Jede zweite Wetterstation zeigte «Trendpfeile für Temperatur und Luftfeuchtigkeit an, die ohne Anleitung unverständlich sind». Auch die überwiegend englischen Begriffe auf den Bildschirmen können für Benutzer missverständlich sein. Das Hama-Modell verärgerte gleich mehrfach: Der Bildschirm ist klein, und Begriffe, Zahlen und Symbole waren nur schlecht oder je nach Blickwinkel gar nicht lesbar.
Wer die Wetterstationen bedienen will, kommt um die Gebrauchsanweisung oft nicht herum. Laut Laborbericht verfügten 8 der 10 Modelle über Tasten, die «nicht selbsterklärend sind». Besonders negativ fielen deshalb die Geräte von Mio Star und Ytora auf. Sie forderten bei «vielen Einstellungen die Bedienungsanleitung» und verursachten als einzige Modelle im Test einen «grossen Betriebsaufwand».
Hama schreibt, dass man in der Gebrauchsanweisung auf mögliche Abweichungen bei den Messdaten hinweise. Bei der Temperatur können dies bis zu 4 Grad Abweichung sein. Die Wettervorhersage bezeichnet Hama als «Trendanzeige aus wenigen Daten». Die Hersteller TFA Dostmann, Eurochron und Ytora erklären, dass die gemessenen Werte präziser ausfallen würden, wenn man ihre Geräte vorgängig kalibrieren würde.
So hat saldo getestet
Das deutsche Institut für Produkteforschung (Ipi) in Stuttgart testete für saldo zehn Wetterstationen auf folgende Prüfpunkte:
- Wetterprognosen: Wie präzise sagen die Produkte das Wetter für die nächsten zwölf Stunden vorher? Für diese Prüfung unterzogen die Experten die Stationen mindestens eine Woche lang einer Vorkalibrierung, um die Geräte an die geografischen Gegebenheiten anzupassen. Anschliessend verglich das Labor während je vier Tagen bei gutem und bei schlechtem Wetter die vorhergesagten Trends mit dem tatsächlichen Wetter.
- Messwerte: Wie exakt messen die Basisstation und die Aussensensoren die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit unter verschiedenen Wetterbedingungen? Dieser Test fand in einer isolierten Klimakammer statt. Ein sogenannter Präzisionsfühler zeichnete die Feuchte, die Temperatur und den Luftdruck in der Kammer auf. Die Wetterstationen und der Präzisionsfühler waren in 80 Zentimeter Höhe positioniert. Anschliessend simulierten Experten im Raum drei verschiedene Wetterlagen. Für die Simulation von gutem Wetter stellten sie eine Temperatur von 30 Grad Celsius und eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 Prozent ein. Für das schlechte Wetter betrug die Temperatur 10 Grad und die Luftfeuchtigkeit 70 Prozent, für die letzte Simulation 21 Grad und 35 Prozent Luftfeuchtigkeit. Nach jeder Simulation verglich das Labor den Mittelwert des Präzisionsfühlers mit den von den Geräten angezeigten Messwerten. Vorher wurden die Stationen einen Tag lang in der Klimakammer konditioniert.
- Bildschirm: Sind die Bildschirme der Geräte hell genug und gut lesbar? Sind die Werte, Symbole und Darstellungen logisch dargestellt und ohne Anleitung verständlich?
- Bedienung: Wie gross ist der Bedienungsaufwand? Sind alle Tasten sinnvoll positioniert und selbsterklärend? Lassen sich die Geräte leicht einstellen oder braucht es die Anleitung? Ist die Anleitung verständlich und gut strukturiert?