Wer mit der Wanderjacke «Trevolution Classic Icarus» in heftigen Regen gerät, sollte innerhalb von zweieinhalb Minuten einen Unterstand gefunden haben. Sonst wird es nass. Denn die Jacke von SportX liess im Test von saldo und der Fernsehsendung «Kassensturz» schon nach dieser kurzen Zeit Wasser durch – und das im Neuzustand. Nach fünfmaligem Waschen hielt das Modell nur noch 50 Sekunden lang trocken. Dasselbe gilt auch für «Cincinnati» von Manor Sport und die «Sport Herren Jacke Storm Move» von H&M.
Alle drei Produkte fielen im Test durch. Erfreulich: saldo liess bei allen Produkten auch testen, wie gut sie vor Wind schützen. In diesem Prüfpunkt schnitten alle Jacken gut ab. saldo testete zwölf Wanderjacken, je sechs Männer- und Frauenmodelle. Die Jacken wurden im Labor einem halbstündigen starken Regen ausgesetzt. Die Hersteller dagegen messen die Wasserdichtigkeit meist mit einer Wassersäule. Dabei füllen sie Wasser in einen Zylinder, an dessen Boden der Stoff aufgespannt ist.
Dann wird gemessen, bis zu welcher Höhe Wasser in den Zylinder gefüllt werden kann, bis der Stoff undicht wird. Ab einer Säule von 3000 Millimetern gilt eine Jacke als wasserdicht. Diese Voraussetzung erfüllten alle getesteten Modelle. Der saldo-Test zeigt aber: Das heisst nicht, dass eine Jacke gut vor Regen schützt.
So hält etwa die Wanderjacke «MH 500» der Decathlon-Eigenmarke Quechua angeblich eine Wassersäule von 25'000 Millimetern aus. Im saldo-Test liess die Jacke im Neuzustand aber schon nach 8 Minuten Beregnung Wasser durch und nach fünf Mal Waschen sogar nach 6,5 Minuten.
Ganz anders die «Outdoorjacke» von Big Tramp: Sie erreicht laut dem Hersteller lediglich eine Wassersäule von 3000 Millimetern. Der Beregnung im Labor hielt sie vor dem Waschen aber ganze 25 Minuten stand.
Nach dem Waschen war sie immer noch 13 Minuten lang dicht. Die Big-Tramp-Jacke gehört damit zu den vier Produkten mit einer guten Gesamtnote. Mit einem Preis von Fr. 49.95 hat sie auch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Allerdings kommt sie laut Deklaration nicht ohne Perfluorcarbone (PFC) aus. Diese Stoffe sind ein effektives Mittel, um Jacken wasserdicht zu machen. Aber sie gelten als bedenklich für die Umwelt. Denn PFC reichern sich im Körper an und stehen im Verdacht, Krebs auszulösen.
Jacke von Ochsner Sport ist wasserdicht und robust
Testsieger ist die «Damen Outdoorjacke» von 46 Nord von Ochsner Sport. Diese Jacke schützte 29 Minuten vor Regen. Nach fünfmaligem Waschen war sie noch 20 Minuten lang dicht. Ihr Stoff ist sehr robust und weist eine gute Atmungsaktivität auf: Dampf, der beim Schwitzen entsteht, konnte gut aus der Jacke austreten. Der Testsieger eignet sich somit auch für anstrengende Bergtouren. Die schlechteste Atmungsaktivität massen die Experten bei «Rasgon» von Rukka.
Wer schnell schwitzt, sollte diese Jacke nicht zum Wandern anziehen. Rukka schreibt, «Rasgon» sei ein günstiges Einsteigermodell. Andere Jacken im Sortiment hätten eine bessere Atmungsaktivität. H&M ist überrascht vom schlechten Abschneiden seiner Jacke: «Die Resultate widersprechen jenen von unseren eigenen Tests.» Manor und Migros schreiben, dass ihre Jacken mehrfach auf Wasserdichtigkeit gestestet worden seien. Dabei hätten sie gute Resultate erzielt.
So hat saldo getestet
Die Expertinnen des Labors Weber & Leucht in Fulda (D) überprüften für saldo zwölf Wanderjacken.
- Schutz vor Regen: Die Jacken wurden einer Prüfpuppe angezogen und im Labor einem halbstündigen, sehr starken Regen ausgesetzt. Sensoren registrierten, wann es unter der Jacke nass wurde. Das Labor mass, wie viel Wasser die Jacke durchgelassen und ob der Stoff sich mit Wasser vollgesaugt hatte. Die Regendichtigkeit wurde im Neuzustand und nach fünf Waschgängen bei 30 Grad und mit Feinwaschmittel überprüft.
- Aussehen nach dem Waschen: Die Expertinnen verglichen die Jacken im Neuzustand und nach fünfmaligem Waschen bei 30 Grad. Sind alle Nähte noch in Ordnung? Verliert der Stoff an Farbe? Ist die Oberfläche glatt oder rau und fusselig? Funktionieren die Reissverschlüsse noch? Gehen die Jacken beim Waschen ein?
- Winddichtigkeit: Ein Sauggebläse erzeugte einen Unterdruck. Dadurch wurde Luft durch das Material der Jacke gesogen. Die durchfliessende Luftmenge wurde gemessen. Sie gilt als Mass für die Winddichtigkeit. In diesem Prüfpunkt schnitten alle Jacken gut ab.
- Atmungsaktivität: Die Expertinnen legten den Jackenstoff auf einen Becher und stellten diesen in ein Wasserbad. Beim Erwärmen des Wassers entsteht Dampf. Je mehr Dampf den Stoff passieren kann, desto besser ist die Atmungsaktivität.
- Scheuerbeständigkeit: Die Jacken wurden an einem rauen Wollgewebe 100 000-mal gescheuert. Die Expertinnen bewerteten den Zustand: Hatten die Jacken Scheuerspuren oder andere Schäden?