Rüebli kochen, Hackfleisch auftauen, Milch erhitzen und Fleisch grillieren: Kombi-Mikrowellengeräte sollten das gemäss Gebrauchsanleitung alles können – und in kurzer Zeit. Doch im saldo-Test zeigten sich deutliche Qualitätsunterschiede.
Ein deutsches Labor prüfte zehn Mikrowellen mit Grillfunktion, die alle weniger als hundert Franken kosteten. Geprüft wurde, wie schnell und gleichmässig die Geräte das Essen erhitzen und auftauen und wie gut die Speisen nach dem Kochen oder Grillieren schmecken. Ausserdem massen die Experten, wie viel Strahlung die Mikrowellen abgeben und ob man sich verbrennen kann (siehe Kasten «So wurde getestet»).
In jedem Mikrowellenofen bereiteten die Laborexperten vier Menüs zu: Sie kochten Rüebli und Kartoffelgratin, backten Tiefkühlpizza und grillierten Pouletschenkel. Das Ergebnis war unterschiedlich: Zufrieden waren die Tester bei allen Geräten mit den gekochten Rüebli: «Appetitlich und nicht zu trocken», lautet das Fazit. Auch die Pouletschenkel waren meist «saftig und gut gebräunt». Anders der Kartoffelgratin. Er sah oft ziemlich blass aus. Und nur die Mikrowelle «R642INW» von Sharp machte den Rand der Tiefkühlpizza knusprig. Sie war ausserdem die schnellste im Test. Das ergab die beste Gesamtnote. Preislich liegt sie mit Fr. 86.90 im Mittelfeld.
Gute Gesamtnote für die günstigste Mikrowelle
Insgesamt schnitten sechs Geräte gut ab. Darunter waren auch die zwei günstigsten Modelle: Die «Mikrowelle 20L mit Grill» von Weber Home für 75 Franken machte die besten Pouletschenkel. Das Innere der Mikrowelle war gut ausgeleuchtet. Bereits für 56 Franken erhält man die Mikrowelle der Media-Markt-Eigenmarke «Ok.». Sie war schnell und leise. Abzüge gab es für beide Produkte bei der Auftaufunktion. Das Hackfleisch war auch nach 5 Minuten nicht vollständig aufgetaut.
Drei Produkte schnitten nur genügend ab: Die «Wave 100» von Mio Star und die «Mikrowelle mit Grill» von Medion erhitzten das Essen nicht gleichmässig. Beim Migros-Gerät funktionierte das Auftauen nicht befriedigend: Beim Hackfleisch waren die Ränder angekocht, das Innere aber noch gefroren. Beim Medion-Modell registrierten die Experten sehr starke Temperaturunterschiede beim Erhitzen: In der Mitte der Mikrowelle wurde es heiss, am Rand nur warm. Beim Modell von Severin bemängelten sie die hohe Temperatur oben am Gehäuse. Auf der Oberfläche wurde es nach einer halben Stunde bis zu 90 Grad heiss. Zum Vergleich: Beim Testsieger von Sharp war die gleiche Fläche nur 47 Grad heiss.
Strahlung ist kein Problem mehr
Ein erfreuliches Ergebnis gab es bei den Strahlenmessungen. Bei allen Geräten trat kaum hochfrequente Strahlung aus dem Gerät (siehe Kasten). Ein Gerät war bereits beim Kauf defekt. Das Intertronic-Gerät konnte deshalb nicht mitgetestet werden. Es erhitzte die Lebensmittel nicht.
Medion schreibt, man könne sich die hohen Temperaturunterschiede nicht erklären. In eigenen Tests habe das Gerät andere Ergebnisse erreicht. Severin erklärt, dass in der Bedienungsanleitung auf die heissen Stellen am Gerät hingewiesen werde. Migros will die Auftaufunktion beim Mio-Star-Gerät verbessern. Laut Interdiscount ist die Anzahl von Kundenrückmeldungen über defekte Intertronic-Geräte «nicht auffallend»: Die Ausfallquote liege in einem tiefen Bereich.
Strahlung: Bei getesteten Geräten kein Problem
Mikrowellengeräte funktionieren mit elektromagnetischen Strahlen. Diese bringen die einzelnen Moleküle der Speisen in Bewegung, sodass sich diese aneinander reiben. Durch die Reibung entsteht Hitze. Dieser Vorgang schadet dem Essen nicht: Studien der US-Gesundheitsbehörden zeigen, dass sich der Nährwert- und Schadstoffgehalt im Mikrowellenessen nicht unterscheidet von normal gekochten oder im Backofen gegrillten Speisen. Auch die Strahlung rund um das Gerät war bei den von saldo getesteten Geräten kein Problem.
Das Bundesamt für Gesundheit schreibt vor, dass in einem Radius von 5 cm maximal eine Höchststrahlung von 5 Milliwatt (mW) pro Quadratzentimeter (cm2) erlaubt ist. Das Labor mass maximal 0,14 mW/cm2.
Laut Testleiter Thorsten Kutzner sind bei neuen Geräten Türen und Oberflächen meist sehr gut mit Gittern und Folien gegen aussen abgeschirmt.
Bei älteren Geräten – zum Beispiel mit beschädigter Tür – könne mehr Strahlung austreten. Das kann andere Elektrogeräte stören oder bei sehr sensiblen Menschen zum Beispiel Kopfschmerzen auslösen.
So wurde getestet
Gleichmässige Erwärmung: Die Laborexperten verteilten je drei Becher mit Wasser auf dem Drehteller und auf unterschiedlichen Höhen der Mikrowelle. Danach liessen sie die Mikrowelle auf der höchsten Stufe laufen und massen die Wassertemperaturen. Ausserdem bewerteten sie, wie gleichmässig Toasts geröstet werden und wie gut 200 g gefrorenes Hackfleisch auftauen.
Zubereitung Lebensmittel: Sind die Mikrowellenmenüs geniessbar? Drei Experten bereiteten Tiefkühlpizza, Rüebli, Kartoffelgratin und Pouletschenkel zu. Gewählt wurde jeweils das Programm, das dafür laut Bedienungsanleitung vorgesehen war. Danach bewerteten die Experten, wie schnell die Zubereitung dauerte und wie gut das Essen schmeckte.
Technik und Sicherheit: Das Labor mass Geräusch, Stromverbrauch und Energieeffizienz aller Mikrowellengeräte. Ausserdem wurde überprüft, wie viel hochfrequente Strahlung in einem Abstand von 5 cm austritt und wie heiss die Flächen vorne, oben links und rechts werden.
Bedienung: Wie gut lässt sich die Tür der Mikrowelle öffnen und schliessen? Sind die verschiedenen Programme einfach erklärt und einstellbar? Ist das Innere der Mikrowelle gut ausgeleuchtet?