Die Experten hatten Tränen in den Augen. Für eine Geruchsprüfung mussten sie zwei Kilo gewürfelte Zwiebeln in zwölf Frischhaltegefässe verteilen. Das Labor testete für saldo, wie dicht und robust die Behälter sind, wie stark sie Farbe und Geruch von Lebensmitteln annehmen und wie viel Kraft es beim Öffnen und Schliessen braucht. Die getesteten Frischhaltegefässe kosteten zwischen Fr. 4.98 und Fr. 26.45.
Nur vier Behälter meisterten die Prüfungen mit einem guten Gesamtergebnis: die drei Glasgefässe und ein Ikea-Produkt aus Edelstahl. Testsieger wurde der gläserne Frischhaltebehälter der niederländischen Marke Mepal. Mit fast 18 Franken ist er das zweitteuerste Produkt im Test. Die acht Plastikgefässe waren günstiger. Sie schnitten aber nur knapp genügend bis schlecht ab.
9 von 12 Gefässen nahmen den Geruch der Zwiebeln an
Die Mängel hatten sich bereits bei der Dichtheitsprüfung abgezeichnet. Die Experten drehten die mit Wasser gefüllten Gefässe auf den Kopf und schüttelten sie. Bei den Kunststoffprodukten von Coop À Table und Micasa lief an den Seiten viel Wasser heraus. Grund: Beim Coop-Produkt war der Deckel, beim Migros-Gefäss der Behälter zu weich. Bei den Behältern von Rotho und W&P Design tropfte Wasser aus den Ecken. Die übrigen hielten dicht – selbst nachdem das Labor sie 300-mal geöffnet und geschlossen hatte.
Für feine Nasen sind nur drei der zwölf Testprodukte geeignet. Für die Geruchsprüfung kamen die mit Zwiebelwürfeln gefüllten Dosen für 24 Stunden in den Kühlschrank, später in die Abwaschmaschine. Bei neun Gefässen rochen danach entweder die Behälter oder die Deckel «sehr stark» nach Zwiebeln. Immerhin: Bei den Dosen von Lock & Lock, Rotho und beim Testsieger von Mepal entsprach der Geruch der Behälter dem Neuzustand, die Deckel nahmen den Zwiebelgeschmack «nur leicht» an.
Der saldo-Test zeigte auch: Jedes Frischhaltegefäss nimmt die Farbe von stark färbenden Lebensmitteln wie Tomaten oder Currysaucen an. Für diese Prüfung mussten die mit Spaghetti und Tomatensauce gefüllten Dosen erneut für einen Tag in den Kühlschrank. Nach der Reinigung im Geschirrspüler sah das Labor rot: Alle Gefässe hatten zum Teil oder ganz die Farbe von Tomaten angenommen. Die Plastikbehälter waren laut den Experten fast alle «stark verfärbt».
Bei den Gefässen aus Glas und Edelstahl leuchteten nur die Deckel tomatenrot. Mikrowellenbesitzer sollten Plastikgefässe meiden. Diese waren nach der Mikrowellenprüfung teilweise oder vollständig verfärbt. Bei den Glas- und Edelstahlprodukten gab es nur «leicht verfärbte Deckel».
Dann mussten die Produkte ihre Robustheit beweisen. Nach 50 Zyklen im Geschirrspüler war das Gefäss von Lock & Lock verzogen, das Schliessen benötigte Kraft und Fingerspitzengefühl. Auch den Beständigkeitstest mit Tiefkühler und Mikrowelle bestanden nicht alle: Der Emsa-Behälter liess sich nur noch schliessen, indem das Labor «den nach unten gewölbten und verzogenen Deckel passgenau» platzierte.
Beim Falltest zerbrachen Glasbehälter, bei fast allen mit Wasser gefüllten Plastikgefässen sprangen die Deckel auf. Der Kunststoffbehälter von Migros Topline riss gleich beim ersten Fall. Einzig beim Rotho-Produkt lief kein Wasser aus.
Die letzte Prüfung zeigte: Jede zweite Dose ist nichts für schwache Hände – zum Öffnen und Schliessen brauchte es «hohen Kraftaufwand».
Die Hersteller verteidigen ihre Produkte. Lock & Lock hält fest, die getesteten Eigenschaften seien im täglichen Gebrauch «unbedenklich». Verfärbungen seien nach einigen Abwaschgängen weg. Laut Ikea ist es wichtig, dass die Lebensmittel keinen Plastikgeruch annehmen. Rotho sagt, Verfärbungen hätten nichts mit der Qualität der Dosen zu tun, sondern mit dem Material Polypropylen.
Die Migros empfiehlt, Frischhaltebehälter gleich nach Gebrauch mit Abwaschmittel zu reinigen. Und der Behälter «Adama» auf dem letzten Tabellenplatz sei nicht für flüssige Lebensmittel gedacht. Coop verspricht, die Ergebnisse «in die Weiterentwicklung der Kunststoffartikel einfliessen» zu lassen.
So wurde getestet
Das Labor Applitest in Nürnberg (D) prüfte für saldo Frischhaltegefässe aus Plastik, Glas und Edelstahl. Die Kriterien:
- Dichtheit: Das Labor füllte die Behälter bei 23 Grad Raumtemperatur zu drei Vierteln mit 15 Grad warmem Wasser, drehte sie auf den Kopf und schüttelte sie. Danach kamen die erneut zu drei Vierteln gefüllten Dosen für vier Stunden in eine Klimakammer mit 32 Grad Raumtemperatur. Wiederum drehten die Experten die Behälter auf den Kopf und schüttelten sie. Für den Härtetest öffnete und schloss das Labor die Produkte 300-mal und prüfte sie nach dem gleichen Verfahren.
- Geruchs- und Farbveränderungen: Das Labor gab Zwiebelwürfel in die Behälter. Nach 24 Stunden im Kühlschrank und nach einem Spülgang im Geschirrspüler prüften die Experten den Geruch von Behältern und Deckeln. Dann kamen gekochte Spaghetti mit Tomatensauce in die Gefässe. Beim ersten Test mussten die Produkte für 24 Stunden in den Kühlschrank, beim zweiten Test bei 900 Watt in die Mikrowelle. Nach einem Spülgang prüften die Fachleute Behälter und Deckel auf Farbveränderungen.
- Robustheit: Alle Behälter und Deckel kamen für 50 Zyklen in den Geschirrspüler. Danach prüften die Experten, wie gut sich die Gefässe im Tiefkühler und in der Mikrowelle halten. Zuerst füllten sie sie zu drei Vierteln mit 15 Grad warmem Wasser, froren die Behälter für 24 Stunden ein und stellten sie für 15 Minuten bei 450 Watt in die Mikrowelle. Für den Härtetest kamen die randvoll mit Wasser gefüllten Behälter 24 Stunden in den Tiefkühler, dann 15 Minuten in die Mikrowelle bei maximaler Wattleistung. Nach beiden Tests suchte das Labor nach Veränderungen. Für den Falltest füllte das Labor jeden Behälter zu drei Vierteln mit 15 Grad kaltem Wasser und liess ihn aus 85 Zentimetern Höhe auf die Seite, auf den Deckel und auf den Boden fallen.
- Öffnen, Schliessen: Wie viel Kraft ist zum Öffnen und Schliessen der Behälter nötig?