Vor vier Jahren fand der «K-Tipp» das Pestizid Thiabendazol im Fruchtfleisch von Bananen von den Kanarischen Inseln («K-Tipp» 14/2020). Nun hat saldo die Chemikalie auch unter der Schale der kanarischen Bonnysa-Papaya von Lidl gefunden. Die Rückstände waren zwar gering. Doch Thiabendazol hat in frischen Früchten nichts verloren. Denn die Chemikalie steht im Verdacht, das Hormonsystem von Menschen zu schädigen. Ausserdem gilt sie als besonders schädlich für Wasserlebewesen.
Gefährlich für Hormone und «wahrscheinlich krebserregend»
saldo liess 20 exotische Früchte aus konventionellem Anbau auf Pestizidrückstände untersuchen. Vor der Analyse wurden alle Früchte geschält. Denn saldo interessierte es vor allem, welche Schadstoffe und wie viel davon man zu sich nimmt.
In vier Produkten entdeckten die Laborexperten Pestizide. Zwei davon waren Papayas. Nebst der kanarischen war auch die Papaya aus Brasilien von Coop Qualité & Prix belastet. Sie enthielt 0,066 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) Tebuconazol. Dieses Spritzmittel gegen Pilzbefall schädigt laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit den menschliche Hormonhaushalt.
Umstritten ist auch Glyphosat. Die Internationale Agentur für Krebsforschung in Lyon (F) stufte diesen Unkrautvernichter als «wahrscheinlich krebserregend» ein. Die Chemikalie geht laut Studien aber nur wenig durch die Schalen, weil sie gut wasserlöslich ist. Deshalb ist Glyphosat vor allem in Produkten enthalten, die mit Schale verarbeitet werden – zum Beispiel Getreideprodukte. Trotzdem fand saldo 0,012 mg/kg Glyphosat im Fruchtfleisch der Mango Kent von Lidl.
In der Ananas von Migros Fresca fand das Labor 0,017 mg/kg Fludioxonil. Laborversuche des EU-Forschungsprojekts Contamed zeigten, dass dieses Fungizid die Produktion männlicher Sexualhormone hemmen kann. Die Menge der gefundenen Pestizidrückstände liegt unter den gesetzlichen Grenzwerten.
Die meisten Bio-Produkte sind frei von Pestiziden
Der saldo-Test zeigt auch: Insgesamt enthalten exotische Früchte wie Kiwis, Mangos oder Ananas deutlich weniger problematische Stoffe als andere frische Früchte. So fand der «K-Tipp» im vergangenen Jahr etwa Pestizide in 14 von 30 Äpfeln: In den «Starking IP Suisse» wurden sogar drei verschiedene Schädlingsbekämpfungsmittel nachgewiesen («K-Tipp» 18/2023).
Bis zu drei verschiedene Pestizide fand der «K-Tipp» vor vier Jahren im Fruchtfleisch von Bananen: Insgesamt waren 7 von 16 Produkten belastet («K-Tipp» 14/2020). Noch schlechter war das Resultat bei Orangen und Zitronen: Hier fand das beauftragte Labor im Fruchtfleisch bis zu acht verschiedene Pestizide («Gesundheitstipp» 2/2020). Bio-Produkte waren in den Tests entweder frei von Pestiziden oder enthielten nur geringe Spuren.