Einige Gesichtscremes helfen nur wenig gegen trockene Haut im Winter: Beim Mandelöl-Produkt von Prix Garantie (Coop) und bei der «I am Natural»-Gesichtscreme (Migros) etwa konnte das Labor kaum eine befeuchtende Wirkung messen.
Die Experten hatten Probandinnen zwölf verschiedene Cremes aufgetragen. Die beiden Produkte von Coop und Migros erhöhten die Hautfeuchtigkeit nach sechs Stunden nur um 2 beziehungsweise 7 Prozent.
Die besten Tagescremes dagegen erfüllten die Erwartungen. Der Testsieger «I am Anti Aging Tagescreme Q10+» erhöhte die Hautfeuchtigkeit um 36 Prozent. Noch besser war die «Naturally Good Tagescreme» von Nivea mit 46 Prozent. Sie enthielt aber Inhaltsstoffe, die schlecht für die Haut und die Umwelt sind. Das trübte die Gesamtnote.
Eine Creme soll die Haut im Winter schützen und nicht zusätzlich belasten. Doch bei sieben Produkten sparten die Hersteller nicht mit allergieauslösenden Stoffen – obwohl Gesichtscremes auch auf sensible, dünne Hautareale um die Augen aufgetragen werden. saldo wertete deshalb Cremes mit Stoffen, die für die Haut ungesund sind, ab. Dasselbe galt für Substanzen, welche die Kläranlagen nicht herausfiltern können und deshalb die Gewässer verschmutzen.
Problematisch waren vor allem Limonen und Linalool. Die zwei Stoffe sollen dem Produkt einen Hauch Frische verleihen. Allerdings zersetzen sich Limonen und Linalool an der Luft schnell, und die dabei entstehenden Stoffe wirken gemäss dem wissenschaftlichen EU-Ausschuss für Verbrauchersicherheit stärker allergieauslösend als die Ursprungssubstanzen.
Der Test zeigt auch: Der Preis einer Feuchtigkeitscreme hat nichts mit der Qualität zu tun. Der Testsieger aus der Migros kostete nur Fr. 5.80 pro Töpfchen mit 50 Millilitern Inhalt. Für dieselbe Menge Creme von L’Oréal bezahlte saldo im Laden fast das Dreifache.
Gesunde Haut braucht keine zusätzlichen Wirkstoffe
Dabei waren die Messwerte des L’Oréal-Produkts nicht ganz so gut wie die des Testsiegers. Denn die Hauptbestandteile aller Feuchtigkeitscremes sind immer die gleichen: Wasser, Öle, Glycerin und Fettalkohole. Zum Teil stammen diese Rohstoffe aus natürlichen Quellen, teilweise handelt es sich aber auch um Substanzen, die aus Erdöl gewonnen werden. Dazu gemischt werden exotische Zutaten wie Rosenwasser, Gletscherwasser, Granatapfel, Retinol oder das Coenzym Q10.
Die Hersteller gaukeln Konsumentinnen vor, dass die Haut ohne solche Inhaltsstoffe austrocknen würde. Das stimmt nicht. Eine gesunde Haut produziert mit den Talgdrüsen ihre eigene Fettcreme. Besonders Leute mit öliger Haut benötigen kaum zusätzliche Feuchtigkeit.
Im Winter benötigt vor allem trockene Haut regelmässige Pflege. Laut der «Gesundheitstipp»-Hautärztin Bettina Schlagenhauff gelten Inhaltsstoffe wie Glycerin und Urea als wirksam und gut verträglich («Gesundheitstipp» 10/2021).
Coop und Migros versprechen, die Rezepturen zu überprüfen
Laut der Migros zeigte die Creme von «I am Natural» bei eigenen Messungen an 20 Probandinnen deutlich bessere Befeuchtungswerte als im saldo-Test. Den hohen Anteil an allergenen Stoffen bestreitet die Migros nicht. Sie weist aber darauf hin, dass im aktuellen Test ein auslaufendes Produkt geprüft worden sei. In der neuen Rezeptur, die ab April verkauft werde, sei nur noch ein Drittel des bisherigen Gehalts an Allergenen vorhanden.
Ähnlich argumentiert Coop. In eigenen Tests mit mehr Probandinnen und Probanden habe die Creme von Prix Garantie eine stärkere Hautbefeuchtung gezeigt. Die hohe Menge an allegieauslösenden Stoffen in der Naturaline-Creme sei mit den natürlichen Inhaltsstoffen erklärbar. Coop will die Erkenntnisse aus dem Test in die Überarbeitung der Rezepturen einfliessen lassen.
Aldi teilt mit, dass die «Tagescreme Rose Water» von Ombia mittlerweile nicht mehr im Sortiment geführt wird. In den Geschäften seien allenfalls noch Restbestände vorhanden.
Wer Falten vermindern will, sollte gemäss der deutschen Stiftung Warentest nicht auf Cremes vertrauen, sondern gesund leben. In einem Test von 2016 konnte keine der neun geprüften Anti-Aging-Cremes Altersfalten sichtbar glätten.
Gemäss Konsumentenschützern helfen folgende Tipps: täglich 6 bis 8 Stunden Schlaf, ausreichend UV-Schutz, auf Nikotin verzichten und viel Obst und Gemüse essen. Wie stark jemand zu Falten neigt, ist aber auch genetisch vorbestimmt.
So wurde getestet
Das spezialisierte Kosmetiklabor SGS Institute Fresenius im österreichischen Wörgl untersuchte im Auftrag von saldo zwölf Tagescremes für das Gesicht.
Um herauszufinden, wie gut die Produkte sechs Stunden lang die Haut befeuchten, mussten zehn Probandinnen im Alter zwischen 32 und 62 Jahren eine bestimmte Zeit lang auf Pflegemittel, Seifen oder Desinfektionsmittel verzichten. Nach dieser Neutralphase kamen die Testpersonen ins Labor, wo die Experten die Ausgangsfeuchte der Haut mit einem speziellen Gerät bestimmten. Dann trugen sie die Cremes auf den Unterarmen der Probandinnen auf. Nach sechs Stunden fand die zweite Messung statt – auch an einer unbehandelten Hautstelle.
Mit chemischen Analysen bestimmte das Labor den Gehalt an allergieauslösenden Stoffen. saldo bestrafte Gehalte über 10 Milligramm pro Kilogramm Creme mit Notenabzügen. Dosen unter diesem Wert gelten als meist gut verträglich.