Mountain Fresh, Atlantic, Lime Splash: Das Angebot an Raumluftsprays in den verschiedenen Duftnoten ist gross. Neben Raumsprays in Aludosen und Flaschen sind in den letzten Jahren auch die kleinen One-Touch-Minis auf den Markt gekommen. Die Minisprays sind an einer Wand fix befestigt. Bei Bedarf einmal draufgedrückt («one touch»), sollen sie unangenehme Gerüche in Bad und Küche überdecken.
saldo wollte wissen, ob die Sprays ungesunde Stoffe abgeben. Ein auf Luftanalysen spezialisiertes Labor in Zürich untersuchte vier Raumluftsprays auf Treibgasbasis, einen Pumpspray, fünf manuell zu bedienende One-Touch-Minis und zwei automatische Sprays. Bei Letzteren lassen sich die Sprühintervalle zeitlich einstellen oder über einen Bewegungssensor auslösen. Die geprüften Produkte gehören zu den meistverkauften der Grossverteiler. Der Pumpspray stammt aus einem Naturkosmetikgeschäft.
Die Experten testeten die Duftsprays auf flüchtige organische Verbindungen (VOC), lungengängige Partikel, allergene Duftstoffe sowie problematische Hilfsstoffe (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Viele lungengängige Partikel in Sprays mit Treibhausgas
Das Ergebnis: Von den fünf Raumsprays erreichte nur der Aromaspray von Farfalla knapp die Note «gut». Ein Vorteil dieses Produkts: Der Zerstäuber versprüht die Flüssigkeit ohne Treibgas. Der Anteil lungengängiger Partikel ist daher sehr klein. Auch kritische Hilfsstoffe fand das Labor so gut wie keine. Einzig die Belastung mit flüchtigen organischen Verbindungen war leicht erhöht.
Die vier übrigen Raumsprays im Test von Denner, Migros, Lidl und Coop kamen allesamt nicht über ein «genügend» hinaus. Immerhin kann der Anteil der organischen Verbindungen beim Fresh Lemon von Denner mit unter 300 Mikrogramm pro Kubikmeter als unbedenklich eingestuft werden. Dafür stellten die Experten – genau wie auch beim Lidl-Spray – einen erhöhten Anteil an lungengängigen Kleinstpartikeln fest. Die Konzentration an solchen Teilen sollte laut der Weltgesundheitsorganisation WHO im 24-Stunden-Schnitt nicht mehr als 25 Mikrogramm pro Kubikmeter betragen.
Bei Fresh Lemon dauerte es 75 Minuten, bis sich der Wert wieder auf den WHO-Richtwert gesenkt hatte, bei W5 von Lidl sogar 100 Minuten. Deshalb erzielten diese beiden Produkte nur die Note «ungenügend». Weder Denner noch Lidl wollten dazu Stellung nehmen.
Bei sieben Sprays sollte man nach Gebrauch lüften
Die Gesamtbelastung der flüchtigen organischen Verbindungen war bei sieben von zwölf Sprays in einem Bereich, der nur dann als unbedenklich erachtet werden kann, wenn ein Raum nach Gebrauch des Sprays öfter gelüftet wird. Den höchsten Wert stellten die Experten beim Lufterfrischer Zitrone von Prix Garantie fest. Dazu Laura Salvadori vom Hersteller Frike Group: «Der Einsatz von flüchtigen organischen Verbindungen VOC wurde auf ein technisch notwentdiges Minimum reduziert.»
Beim M-Budget-Spray der Migros wies das Labor Phthalat nach. Dieser Weichmacher steht im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und zudem wie ein Hormon zu wirken. Der Nachweis dieses Hilfsstoffes führte zu einer Abwertung beim Prüfkriterium «Kritische Hilfsstoffe». Mit den Ergebnissen konfrontiert, zeigte sich Migros-Sprecherin Martina Bosshard überrascht: «In der Mischung werden keine Phthalate eingesetzt, und auch die Komponenten Dose, Innenlackierung, Steigrohr, Dichtungen, Ventile sind phthalatfrei.» Der Lieferant könne Phthalate in allen Komponenten ausschliessen und man bezweifle die gefundenen Werte, so Bosshard. Auf Nachfrage von saldo bestätigte das Labor jedoch seine Messungen.
Auch die Minisprays belasten die Raumluft
Im Vergleich zu den Raumluftsprays schneiden die per Hand zu betätigenden Minisprays nur unwesentlich besser ab. Immerhin: My Air von Aldi und Pure Linen von Qualité & Prix erreichten das Gesamturteil «gut». Die Minisprays von Denner, Glade und M-Fresh leiden aber am gleichen Problem wie ihre grossen Schwestern: Die gemessene Gesamtbelastung an flüchtigen organischen Verbindungen ist vergleichsweise hoch. Bei Pure Linen von Qualité & Prix wurde ausserdem ebenfalls Phthalat festgestellt.
Coop ist sich des Problems offenbar bewusst und hat bereits reagiert. Mit den Werten konfrontiert, erklärt Urs Meier von Coop: «Das Phthalat stammt aus dem Vergällungsmittel des Alkohols. Dieser Alkohol wird hauptsächlich in Kosmetika, bei Deosprays, Haarsprays und Frischluftsprays eingesetzt. Bei der neuen Charge ist dieses Vergällungsmittel nicht mehr im Einsatz.»
Überraschend: Die beiden automatischen Sprays, die je nach Zeiteinstellung alle 9, 18 oder 36 Minuten (AirWick Freshmatic Max) oder per Bewegungssensor (Glade Sense & Spray) funktionieren, erzielten in allen Testkriterien gute oder sehr gute Noten. Ihre automatische Dosierung ist offenbar so fein eingestellt, dass zwar Duft, aber nur wenig heikle Stoffe in die Raumluft abgegeben werden.
Lufterfrischer überdecken schlechte Gerüche
Die Duftnoten der Sprays klingen, wie wenn sie die Raumluft wie eine «Meeresbrise» reinigen würden (Mountain Fresh, Atlantic). Das ist aber nicht so. Im besten Fall überdecken sie unangenehme Gerüche. In jedem Fall stellen sie eine zusätzliche Belastung der Raumluft dar. So rät auch das deutsche Umweltbundesamt (UBA) von jeder Art von Duftsprays oder anderen Raumlufterfrischern ab. Solche Produkte brächten zusätzliche Chemie in die Raumluft und verschleierten eine mangelhafte Luftqualität, so das UBA.
Wer also schlechte Luft einfach, günstig und im Interesse der eigenen Gesundheit beseitigen möchte, sollte regelmässig lüften.
So wurde getestet
Zwölf Raumsprays wurden im Auftrag von saldo durch die Bau- und Umweltchemie AG in Zürich getestet. Das Labor führte den Test laut einem standardisierten Prüfverfahren zur Ermittlung von Innenraumemissionen
(DIN EN ISO 16000-9) durch.
saldo wollte wissen: Wie stark belasten die einzelnen Sprays die Luft? Dazu wendeten die Fachleute die Sprays gemäss Herstellerangaben in einem Testraum von rund 40 Kubikmetern bei einer definierten Raumlüftung an. Die Produkte wurden in der Raummitte auf 1,8 Metern Höhe versprüht. Bei der Dosierung wurde die durchschnittliche Emission pro Sprühstoss ermittelt.
Die Experten massen die Gesamtbelastung der Luft mit flüchtigen organischen Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC). Diese werden von der Industrie als Lösungsmittel eingesetzt und können bei hoher Belastung krank machen. Am häufigsten betroffen sind Kinder, ältere und empfindliche Menschen. Es treten Symptome wie Kopfschmerzen, Allergien, Müdigkeit und Schlafstörungen auf. Gesetzliche Grenzwerte zur Luftbelastung durch VOC gibt es in der Schweiz nicht. Belastungen bis zu 300 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gelten laut dem deutschen Bundesumweltamt als unbedenklich.
Bei der Benutzung von Raumsprays atmet man den versprühten Nebel ein. Das Labor ermittelte daher, welcher Anteil der versprühten Teilchen in die Lunge – kleiner als 10 Mikrometer – oder gar in die Lungenbläschen (2,5 Mikrometer) vordringen kann. Bewertet wurde die ermittelte Konzentration an lungengängigen Partikeln (PM 2,5) gemäss Richtwerten der WHO. Danach ist im 24-Stunden-Mittel eine Konzentration von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter einzuhalten. Daneben suchte das Labor nach bedenklichen allergenen Duftstoffen (Terpene, Ester) und kritischen Hilfsstoffen wie Lösungsmittel und Weichmacher.
Lufterfrischer fürs Auto
Der «K-Tipp» testete vor einem Jahr zehn Lufterfrischer fürs Auto, die häufig in Tankstellenshops oder Baumärkten verkauft werden («K-Tipp» 18/12). Auch hier stand bei der Laboranalyse die Gesamtbelastung an flüchtigen organischen Verbindungen im Vordergrund. Ausserdem wurden die Autobedufter auf allergene Duftstoffe und kritische Hilfsstoffe untersucht. Das Ergebnis: Mit dem Gesamturteil «gut» schnitten ab: Perles parfumées, Vanille (Fr. 5.95), und Vent-Fresh, Apple (Fr. 6.60), beide von Jumbo. Vier Lufterfrischer fielen im Test durch, da sie die Luft stark mit heiklen Stoffen belasteten. Sie gasten zu viele flüchtige organische Stoffe aus oder gaben allergene Duftstoffe und Lösungsmittel an die Luft ab.