Viele Wolken, wenig Licht oder ein weit entferntes Motiv – bei solchen Bedingungen sind Handykameras oft überfordert. Besser geeignet sind Systemkameras mit Wechselobjektiven (siehe «Von professionell bis handlich»).
saldo hat zusammen mit europäischen Konsumentenorganisationen zehn Systemkameras mit Sucher getestet. Sie kosten zwischen 500 und 2200 Franken. Zum Vergleich mitgetestet wurden zwei Spiegelreflexkameras von Nikon. Der Test wurde jeweils mit einem einzigen Objektiv durchgeführt. Mit anderen Objektiven wären abweichende Resultate möglich. Die Qualität einer Kamera hängt immer auch vom Zusammenspiel zwischen Objektiv und Gehäuse ab.
Ein spezialisiertes Labor testete die Bildqualität im automatischen und im manuellen Modus. Zudem wurde untersucht, wie gut sich mit den Kameras filmen lässt, wie einfach sie zu bedienen sind – und wie gut die Qualität von Monitor und Sucher ist (siehe «So wurde getestet»).
Beim Testsieger ist der Blitz nicht eingebaut
Positiv: Alle Kameras erreichten ein gutes Gesamturteil. Am besten schnitten die beiden Modelle von Fujifilm ab. Testsieger ist die «X T2» für 1699 Franken. Nachteil: Der Blitz ist nicht im Gerät eingebaut. Im Labor wurde die «X T2» deshalb mit einem externen Fuji-Blitz geprüft. Die «X T2» ist die zweitteuerste Kamera im Test.
Mit 919 Franken viel günstiger ist die «X T20». Ihre Bildqualität ist noch besser als die der Testsiegerin, sie zeigt aber beim Filmen Mängel.
Auf die beiden Fujifilm-Kameras folgt ein breites Mittelfeld. Einige Modelle hatten Mühe mit der Verzeichnung. Das heisst: Die Kanten bei den Objekten können verzogen sein. Fischaugenobjektive führen einen solchen Effekt absichtlich herbei – bei normalen Objektiven ist er aber nicht erwünscht.
Ungenügend in diesem Punkt waren unter anderem die beiden Nikon-Spiegelreflexkameras, wenn man mit ihnen im Automatik-Modus fotografiert. Denn bei Spiegelreflexkameras ist die Verzeichnungskorrektur in der Automatik oft deaktiviert. Grund: Sie verkleinert den Bildausschnitt. Empfehlenswert sind die Kameras trotzdem. Zumal die insgesamt gute «D3400» von Nikon mit 499 Franken die günstigste Kamera im Test ist.
Ebenfalls Abzüge für die Verzeichnung gab es für die beiden Systemkameras von Canon («EOS M5» und «EOS M6»), die «Alpha 6500» von Sony sowie die «GX80» von Panasonic. Die «G70» von Panasonic dagegen hat damit keine Probleme. Allerdings sind ihre Bilder bei wenig Licht nur noch passabel.
Die beiden Systemkameras von Sony sind auch zum Filmen gut geeignet. Die «Alpha 6500» verpasste ganz knapp eine sehr gute Note. Nachteil: Sie ist mit rund 2200 Franken mit Abstand die teuerste Kamera im Test.
Die «Alpha 6300» ist beim Filmen lediglich um 0,1 Noten schlechter – kostet aber nur die Hälfte.
So gelingt ein gutes Bild
Nicht vorschnell abdrücken: Häufig wird ein Bild besser, wenn man nicht zu schnell abdrückt, sondern verschiedene Perspektiven ausprobiert.
Fotografieren über Mittag wenn möglich vermeiden: Das helle Mittagslicht führt schnell zu fahlen, langweiligen Fotos. Eine schräge Sonneneinstrahlung sorgt für wärmere Farben und interessante Schattenwürfe.
Ohne Blitz fotografieren: Der eingebaute Blitz hellt das Foto stark auf. Die Lichtstimmung vor Ort geht auf dem Bild verloren. Besser den ISO-Wert an der Kamera erhöhen. Dann sieht man bei dunklen Motiven mehr Details. Nachteil: Ein hoher ISO-Wert führt zu einem körnigen Bild. Ist man auf den Blitz angewiesen, lässt sich bei Systemkameras dessen Helligkeit reduzieren.
Nicht nur im Vollautomatik-Modus arbeiten: Die programmierten Einstellungen für verschiedene Motive sollten zuerst ausprobiert werden (Porträt, Landschaft, Sport, Dämmerung, Kunstlicht). Tipp: Bild mit manuellen Einstellungen selber gestalten.
Bild mit Schärfe und Verschlusszeit gestalten: Mit der Blende kann man einstellen, ob das ganze Bild oder nur ein Teil davon scharf abgebildet wird. Ein Porträt zum Beispiel wirkt besser, wenn der Hintergrund unscharf ist. Dazu muss man die Blendenzahl möglichst klein einstellen. Vorbeifahrende Autos bei Nacht ziehen eindrückliche Lichtstreifen, wenn man lange belichtet. Bei Sportaufnahmen braucht es eine kurze Belichtung, damit schnelle Bewegungen scharf abgebildet werden. Beides regelt man mit der Verschlusszeit.
Von professionell bis handlich
System-, Bridge- oder Kompaktkamera:
Jedes Modell dient einem anderen Zweck.
Systemkamera: Es gibt zwei Arten von Systemkameras: Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras. Bei ersteren ist ein eingebauter Spiegel für die Bildherstellung nötig. Die spiegellosen Systemkameras sind mittlerweile mindestens gleich gut wie Spiegelreflexkameras – und dazu noch deutlich leichter.
Systemkameras bieten den grössten Gestaltungsspielraum und die beste Bildqualität aller Kameratypen. Die Objektive lassen sich auswechseln, und man hat sehr viele manuelle Einstellungsmöglichkeiten. Nachteil: Die Wechselobjektive machen die Handhabung sowie den Transport umständlicher als bei Kompakt- oder Bridgekameras.
Wer sich für eine Kamera mit Wechselobjektiv entscheidet, kauft gleichzeitig eine Produktfamilie. Denn die Objektive lassen sich in der Regel nicht auf ein Modell einer anderen Marke aufsetzen. Ausnahme: Die Objektive von Panasonic und Olympus passen auf die Kameras des jeweils anderen Herstellers. Mit insgesamt 53 Objektiven verfügen die beiden Hersteller über das weitaus grösste Sortiment.
Bridgekamera: Eine Zwischenlösung zwischen Kompakt- und Systemkamera. Bridgekameras haben einen grösseren Zoom, oft eine bessere Bildqualität und mehr Einstellungsmöglichkeiten als Kompaktkameras. Das Objektiv kann man nicht wechseln. Die Bildqualität ist meist weniger gut als bei Systemkameras.
Kompaktkamera: Klein und leicht und deshalb optimal für unterwegs. Gute Modelle bieten eine bessere Bildqualität als Handykameras – vor allem bei ungünstigen Lichtbedingungen. Günstige Einsteigerkameras machen dagegen oft schlechtere Bilder als Handys. Die meisten Kompaktkameras verfügen über ein Zoom-objektiv. Manuelle Einstellmöglichkeiten fehlen meist.
So wurde getestet
Der Test wurde in Zusammenarbeit mit der Organisation International Consumer Research & Testing (ICRT) durchgeführt. Das ist ein Zusammenschluss von über 35 europäischen Konsumentenschutzorganisationen.
Ein Labor hat zehn Systemkameras und zwei Spiegelreflexkameras untersucht.
Fotoqualität: Wie gut ist die Qualität der Fotos im automatischen und im manuellen Modus? Wie gut werden die Bilder bei schwachem Licht? Wie schnell verwackeln sie? Werden die Farben richtig wiedergegeben? Gibt es eine Verzerrung?
Handhabung: Wie einfach lässt sich die Kamera bedienen? Wie lange geht es von der Auslösung des Knopfes bis zum Foto? Wie lange dauert eine Serie von vier Fotos? Wie gut kann man den Zoom kontrollieren? Wie empfindlich ist der Auslöseknopf? Wie einfach lassen sich die Einstellungen umstellen?
Filmqualität: Wie gut ist die Bildqualität beim Filmen? Wie gut ist der Sound? Wie stark hört man beim Filmen die Geräusche des Windes?
Monitor und Sucher: Wie gut ist die Qualität?