Slalom-Modelle: Garantie für sicheres Fahrvergnügen
Slalom-Carvingski eignen sich für Einsteiger genauso wie für Sportskanonen. Nur wenige Modelle zeigten Schwächen bei der Verarbeitung. Und: Unter den guten gibt es auch preiswerte Modelle.
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saldo 18/2002
06.11.2002
Rechtzeitig zum Saisonbeginn stehen in den Sportgeschäften die neusten Carvingski zum Kauf bereit. Auch in diesem Jahr warten praktisch alle Hersteller mit neuen Skimodellen auf. Bis auf einige Ausnahmen handelt es sich aber nicht um grundlegend neue Ski. Meist werden die Vorjahresmodelle technisch weiterentwickelt und etwas modifiziert.
Neu sind einige Ski von Atomic, Fischer, Nordica, Rossignol, Stöckli und Völkl mit einer speziellen Oberfläche ausgestattet, die weniger krat...
Rechtzeitig zum Saisonbeginn stehen in den Sportgeschäften die neusten Carvingski zum Kauf bereit. Auch in diesem Jahr warten praktisch alle Hersteller mit neuen Skimodellen auf. Bis auf einige Ausnahmen handelt es sich aber nicht um grundlegend neue Ski. Meist werden die Vorjahresmodelle technisch weiterentwickelt und etwas modifiziert.
Neu sind einige Ski von Atomic, Fischer, Nordica, Rossignol, Stöckli und Völkl mit einer speziellen Oberfläche ausgestattet, die weniger kratzanfällig ist. Der Vorteil: Diese Ski sehen länger neu aus, weil die Schrammen nicht so deutlich zu erkennen sind.
33 Modelle der meistverkauften Marken im Test
Der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat 33 Carvingski getestet. Ausgewählt wurden je zwei Slalom- oder Race-Slalomski sowie je ein Modell der Kategorie All-Mountain der meistverkauften Marken. Im Test vertreten ist auch der Schweizer Ski Stöckli - allerdings nur mit einem All-Mountain-Modell. Denn als die Ski im März 2002 getestet wurden, war das Slalommodell von Stöckli noch nicht lieferbar.
Die Tester haben sich aus dem vielfältigen Angebot für die drei mittelteuren Skikategorien entschieden, die ein breites Publikum ansprechen.
Slalomski: Modelle werden kürzer und drehfreudiger
Im Gegensatz zu den Slalom- und den sportlichen Race-Slalomski sind die All-Mountain-Modelle breiter und länger. Sie eignen sich deshalb speziell fürs Fahren abseits der präparierten Pisten.
Bei den Slalomski fällt auf, dass sie diese Saison erneut kürzer geworden sind. Die Besitzer von Kleinwagen wirds freuen: Die Skilänge beträgt zwischen 140 und maximal 180 Zentimeter. Zweiter Vorteil der kurzen Ski ist die extreme Drehfreudigkeit. Kurze Schwünge dürften mit ihnen zum Vergnügen werden.
Auch wer lieber gemütlich und in lang gezogenen Bögen zu Tal gleitet oder sich ins Gelände wagt, ist damit gut bedient. Denn im Test erwiesen sich sowohl die Slalom- als auch die Race-Slalom-modelle als echte Alleskönner - sie sind nicht nur vielseitig einsetzbar, sondern eignen sich sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Allerdings rät der VKI: «Der Mehrpreis für die Race-Slalommodelle empfiehlt sich nur dann, wenn man fahrtechnisch in der Lage ist, herauszuholen, was in ihnen steckt.»
Geprüft wurden die 33 Ski sowohl auf der Piste wie auch im Labor. Im Testteam vertreten waren Fahrerinnen und Fahrer mit unterschiedlichem Niveau - von der Gelegenheitsfahrerin bis zum Skilehrer. Bewertet wurden die Fahreigenschaften bei langen und kurzen Schwüngen und die Skidynamik beim Kantenwechsel.
Beim Kriterium Komfort/ Toleranz bewerteten die Tester beim Gleiten in Schussfahrt und beim klassischen Schwingen, ob der Ski Fahrfehler toleriert und ausgleicht.
Das Erstaunliche: Die Urteile der Tester fielen quer durch alle Könnensstufen einheitlich aus und wurden in der Tabelle deshalb zu einem einzigen Ergebnis zusammengefasst.
Zuoberst auf der Beliebtheitsskala der Testfahrer stehen die beiden Race-Slalommodelle Atomic SL 11.12 und Salomon Equipe 10 3V. Dicht dahinter folgt der Slalom-Carver SL 9.12 von Atomic - die preiswertere Alternative derselben Marke für nicht allzu ambitionierte Skifahrer.
Überhaupt nicht zurecht kamen die Testfahrer hingegen mit dem Blizzard Sigma SLK Kompressor. Sie fühlten sich auf ihm nicht recht wohl, weil er unruhig laufe und ziemlich schlecht zu führen sei.
All-Mountain-Ski: Zwei versagten im technischen Test
Die All-Mountain-Ski standen in der Gunst der Tester generell weniger hoch als die Slalomversionen. Einige Modelle wie etwa Atomic R 11.20, Head Cyber i.C 160, Fischer Sceneo S 400 und K2 Axis Mod sind dennoch universell einsetzbar - sie gefielen der Testgruppe auch auf der präparierten Piste. «Die übrigen All-Mountain-Modelle sind nur dann interessant, wenn man sich wirklich vorwiegend im Gelände bewegt. Ansonsten kann ein etwas länger gewählter Slalomski abseits der Piste durchaus mithalten», heisst es im VKI-Testbericht.
Zwei All-Mountain-Modelle haben auch bei der technischen Prüfung versagt: der Kneissl Rail Scandium und der Nordica Beast 69 TT. Im Labor wurden die Qualität und Robustheit der Verarbeitung geprüft. Bei beiden Modellen rissen nach der Schlagpendelprüfung die Kanten aus. Der Nordica fiel zudem beim Aufpralltest durch - die Stahlkante löste sich vom Ski.
Die Kantenstärke eines Skis gilt als Qualitätskriterium. Denn von ihrer Dicke hängt es ab, wie oft man die Kanten schleifen lassen kann. Bei diesem Kriterium erhielten Fischer RC4 Race SC (Booster), Elan SLX Race, Blizzard Sigma SLK Kompressor, Rossignol Bandit X, K2 Axis Mod und Elan M 12 nur die Note «mangelhaft».
Technische Mängel: Hersteller beharren auf guter Qualität
saldo konfrontierte die Hersteller mit den Ergebnissen. Der VKI-Aufpralltest entspreche keiner realen Situation, kommentiert Ueli Schaub, Direktor Verkauf und Marketing Bennetton Sportsystem Schweiz AG, das schlechte Abschneiden des Nordica Beast 69 TT. «Nordica-Ski werden den härtesten Tests mit überdurchschnittlich hohen Anforderungen ausgesetzt und dementsprechend unter extremsten Bedingungen geprüft, bevor sie das Werk verlassen. Wer unsere Modelle kauft, erwirbt ein Produkt von höchster Qualität.»
Gewicht der Ski: Unterschiede von über 2 Kilogramm
Robert Holzner, Product Manager bei Kneissl, verteidigt den Rail Scandium: «Laut eigenen Normtests ist die Ausreissfestigkeit der Kante absolut im Rahmen dessen, was wir von unseren Ski erwarten. Bis heute sind uns auch keine Reklamationen bekannt.» Und Peter Kuba, Director Division Skis Europe bei K2, zu der mangelhaften Kantenstärke beim Axis Mod: «Zum Zeitpunkt, als die Modelle getestet wurden, standen noch keine Serienski zur Verfügung. Deshalb mussten wir dem VKI ein Muster zustellen. So erklären sich die Unterschiede bei der Kantenstärke der K2-Modelle.»
Noch eines zeigte der Test: Manche Ski lasten ziemlich schwer auf den Schultern. Zum Eigengewicht kommt die Bindung und bei den meisten Ski auch noch die Platte. Der Elan SLX Race wiegt beinahe 8 Kilogramm. Andere Ski hingegen bringen deutlich unter 6 Kilogramm auf die Waage. Die Platte wird vor allem bei stark taillierten Slalomski montiert. Beim Fahren verhindert sie den Kontakt zwischen Schuhrand und Piste und mindert so die Sturzgefahr.
Jeb.
Die richtige Technik
Seit einigen Jahren produzieren die Hersteller nur noch Carvingski. Sie sind zum Kurvenfahren gebaut und keine Abfahrtsski. Auf Schussstrecken ist man mit angedeuteten Schwüngen deshalb sicherer unterwegs als mit flach gestellten Ski. So wird ungewolltes Verschneiden, das zu einem Sturz führen kann, verhindert. Eine breite Skiführung ist für den richtigen Kanteneinsatz beim Carven unerlässlich.
Wer das Skifahren mit herkömmlichen Alpinski beherrscht, kommt auch mit Carvingski zurecht. Will jemand die zusätzlichen Kniffs und Möglichkeiten der Carver nützen, lohnt sich die eine oder andere Stunde in der Skischule.
Tipps für den Skikauf
Ski vor dem Kauf testfahren. An den meisten Skistationen können die aktuellen Modelle gemietet werden. Für Gelegenheitsfahrer ist dies eine günstige Alternative zum Skikauf.
Beim Kauf auf den Seitenradius (Kurvenradius) der Ski achten. Dieser ist längen- und modellabhängig. Ein kleiner Radius bedeutet, dass mit dem Ski enge Kurven gefahren werden können und dass er sich gut für kurze Schwünge eignet.
Hier eine Übersicht der gebräuchlichsten Skitypen:
Allround-Carver: Eignet sich für Einsteiger. Der Ski ist nicht extrem tailliert, drehfreudig, auf mittlere Geschwindigkeiten ausgelegt und für nicht allzu schwieriges Gelände geeignet.
Slalom-Carver: Sportliches Modell für unterschiedliche Könnensstufen vom ambitionierten Einsteiger bis zum Könner. Sehr drehfreudiger Ski, für verschiedene Geländetypen ausgelegt. Diese Ski eignen sich auch für höhere Geschwindigkeiten.
Race-Slalom-Carver: Die noch sportlichere Variante der Slalom-Carver. Der Mehrpreis lohnt sich nur für Fahrer, die in der Lage sind, das sportliche Potenzial auszunützen.
All-Mountain-Carver: Eignen sich vor allem für Fahrten im Tiefschnee, denn diese Ski sind breiter und länger als die Allround- und Slalom-Carver.
Fun-Carver: Sehr kurze, stark taillierte Ski. Für Fahrer, die auf extreme Schräglage Wert legen.
So wurde getestet
Auf dem Prüfstand waren 21 Slalom- und Race-Slalomski und 12 All-Mountain-Ski in der Preisklasse zwischen Fr. 630.- und Fr. 1398.- (teilweise als Set mit Bindung).
Praxistest: Die Ski wurden von zwei Gruppen (Komfortfahrer, Sportfans) zu je sechs Personen in Anlehnung an die Ö-Norm ISO 8783 Probe gefahren. Bewertet wurden Fahreigenschaft, Skidynamik sowie Komfort/Toleranz auf einem vorgegebenen Kurs. Zusätzlich wurde auf nicht präparierten Pisten im Gelände getestet.
Technische Prüfung: Die Ausreissfestigkeit der Kante wurde mit einem Schlagpendel geprüft. Mit jeweils drei Schlägen an zwei verschiedenen Stellen eines Skis wurde die Verformung der Kante gemessen. Die Kantenstärke wurde durch Vermessen der Kante in der Skimitte ermittelt. Beim Aufpralltest wurden Schaufel und Skiende mit unterschiedlichem Gewicht (dreimal 50 kg, einmal 60 kg und einmal 70 kg) hochgezogen, auf eine Stahlplatte aufgeschlagen und danach auf sichtbare Schäden geprüft.