Wanderstöcke gehören neben Rucksack, Regenjacke und guten Schuhen zur Grundausstattung fürs Wandern. Sie erhöhen die Trittsicherheit und entlasten die Muskulatur.
Die Stöcke kommen vor allem in unwegsamem Gelände zum Einsatz. Deshalb müssen sich Wanderer auf das Material verlassen können. Das ist nicht immer der Fall: Im Test von saldo und «Kassensturz» erwiesen sich zwei Wanderstöcke als zu wenig robust. Beim Modell von Tchibo war der Stock selbst die Schwachstelle, beim «Etoile d’Argent AS» der Migros-Eigenmarke Trevolution die Verankerung der Handschlaufe. Die beiden Produkte schnitten ungenügend ab.
Getestet wurden zwölf Wanderstöcke zu Preisen von 30 bis 180 Franken. In die Auswahl kamen ausziehbare Stöcke aus Aluminium und Karbon mit Dreh-, Klemm- oder Druckknopfverschlüssen. Sie lassen sich auf die gewünschte Länge einstellen und für den Transport am Rucksack zusammenschieben. Ein deutsches Prüfinstitut führte mit den Stöcken verschiedene Stabilitäts- und Sicherheitsprüfungen durch (siehe «So wurde getestet»).
Resultat: Die Qualität war insgesamt hoch. Sechs Stöcke erhielten das Urteil «sehr gut», vier waren «gut». Testsieger wurde das Modell «Alpine Carbon Cork» von Black Diamond – mit rund 180 Franken das teuerste Produkt. Es erzielte Bestnoten bei der Robustheit und der Schweissaufnahme des Griffs. Zudem sind die Stöcke relativ leicht und gut verstaubar.
Das Urteil «sehr gut» gab es auch für das Modell «Arpenaz 200» der Decathlon-Eigenmarke Quechua. Es kostet nur 32 Franken – einen Fünftel des Testsiegers. Praktisch: Geht ein Stock verloren, kann man ihn einzeln nachkaufen. Ebenfalls als Einzelstock erhältlich ist das zweite Modell von Quechua sowie die zwei Produkte von Trevolution.
Wanderstöcke müssen einiges aushalten. Wichtig bei ausziehbaren Modellen: Die Stöcke dürfen sich nicht zusammenschieben, wenn man sich darauf abstützt. Erfreulich: Kein Verschlusssystem gab im Belastungstest nach. Solide Stöcke sollten sich auch nicht dauerhaft verbiegen oder gar brechen. Das Labor prüfte bei maximaler Länge, wie stark sich die Produkte verformen, wenn eine Kraft von 350 Newton auf sie einwirkt. Das sind umgerechnet etwa 35 Kilo. Auch diese Prüfung bestanden fast alle Modelle ohne Schaden. Der «Trail» von Black Diamond und der «Khumbu Lite» von Leki verformten sich unter der Belastung zwar stark, nahmen aber danach wieder die ursprüngliche Form an. Anders die Trekkingstöcke von Tchibo: Sie knickten unter dem Gewicht ein. In schwierigem Gelände kann ein solches Versagen böse Folgen haben. Tchibo kritisiert das Testprogramm als zu streng.
Die Handschlaufen von Wanderstöcken sollten eine gewisse Breite haben, damit sich der Druck auf die Handgelenke gut verteilt. Mit 4,1 Zentimetern die breitesten Riemen im Test hatten die Stöcke von Tchibo, nur knapp halb so breit waren sie beim Modell «Arpenaz 200» von Quechua. Das Labor prüfte auch, wie strapazierbar die Schlaufen sind. Beim «Etoile d’Argent AS» von Trevolution riss der Riemen bei der Zugprüfung nach oben aus der Verankerung. Dabei brach der Kopf des Griffs ab.
Die Migros schreibt, das dürfe nicht passieren. Man werde mit dem Hersteller nach Lösungen suchen.
Wer stark schwitzt, sollte Griffe wählen, die viel Feuchtigkeit aufnehmen können. Denn nasse Griffe sind rutschig, und es können sich Blasen an den Händen bilden. Bei Schweisshänden gut bedient ist man mit dem Testsieger von Black Diamond. Die Griffe dieses Modells nahmen innerhalb von 15 Minuten 530 Milligramm (mg) Wasser auf. Lediglich 110 mg – also rund ein Fünftel – waren es bei den Plastikgriffen des «Swiss Exclusive» von Trevolution.
Die Migros bestätigt, dass die Schweissaufnahme bei diesen Griffen nicht optimal ist. Dafür gebe es hochwertigere Materialien. Diese hätten aber auch einen höheren Preis.
Mit Wanderstöcken unterwegs: Darauf sollten Sie achten
Länge wählen: Wanderschuhe anziehen, die Stöcke senkrecht auf den Boden stellen und am Griff halten. Die Arme sollten dabei einen Winkel von 90 Grad haben. In steilem Gelände kann man die Stöcke auch 5 bis 10 Zentimeter länger (Abstieg) oder kürzer (Aufstieg) einstellen. Unbedingt kontrollieren, dass die Verschlüsse fest verriegelt sind.
Grifftechnik: Immer von unten durch die Schlaufe fassen. Mit der Hand den Griff so umfassen, dass der Schlaufenansatz zwischen Daumen und Zeigefinger liegt. So kann man den Stock locker halten, und die Hände verkrampfen sich weniger.
Stützeffekt nützen: Die Stöcke nahe am Körper halten. In einem flachen Gelände setzt man sie abwechselnd links, rechts ein. Beim Auf- und Abstieg empfiehlt sich der Doppelstockeinsatz. Arme dabei bewusst belasten, sonst werden Knie und Rücken nicht geschont.
Der Jahreszeit anpassen: Viele Stöcke sind heute mit Universaltellern ausgerüstet. Sonst gilt: Im Sommer den kleinen Teller, im Winter – etwa für Schneeschuhtouren – den grossen Teller montieren.
Vor- und Nachteile von Stöcken
Vorteile:
- Entlastung von Gelenken und Wirbelsäule, etwa beim Bergabgehen, Tragen von schweren Lasten oder bei Übergewicht.
- Mehr Stabilität beim Überqueren von Flüssen und Schneefeldern.
- Trittsicherheit und Balance auf schrägem Untergrund.
- Bessere Haltung: Man geht aufrechter, der Rücken ist gerader.
Nachteile:
- Bei zu häufigem Einsatz geht das Training des Gleichgewichtssinns verloren.
- Stöcke können in schwierigem Gelände verkanten.
- Die Hände sind nicht frei – deshalb die Stöcke an gesicherten Passagen verstauen.
- Bei zu hoher Belastung kann der Stock nachgeben oder brechen.
So wurde getestet
Das Ipi-Institut für Produkt-Markt-Forschung in Stuttgart hat für saldo zwölf ausziehbare Wanderstöcke geprüft. Das waren die Prüfkriterien:
Robustheit: Lässt sich das Verschlusssystem stabil arretieren? Ist der Stock belastbar? Sitzt der Griff sicher – oder lässt er sich abziehen? Ist die Handschlaufe sicher verankert und der Riemen genügend breit? Genügt die Stockspitze den Anforderungen an die Sicherheit? Wie rutschfest ist sie auf Eis?
Schweissaufnahme des Griffs: Wie gut kann der Griff des Wanderstocks Feuchtigkeit aufnehmen? Die Experten tauchten ein zugeschnittenes Stück Stoff ins Wasser. Dann wogen sie das nasse Tuch und wickelten es um den Griff. Nach einer Viertelstunde entfernten sie den Stoff, wogen ihn erneut und ermittelten den Gewichtsunterschied.
Gewicht und Packmass: Wie leicht sind die Stöcke? Wie kompakt lassen sie sich verstauen?