Auf den Flughäfen werden Gepäckstücke stark strapaziert: Sie stauen sich auf den Fliessbändern der Sortieranlage, werden weggedrückt und fallen übereinander. Auf der Piste stehen sie je nach Witterung im Regen. Und am Schluss werden sie im Flugzeugrumpf in ein schon volles Gepäckfach gepresst. Koffer mit Stoffbezügen sehen oft schon nach der ersten Reise mitgenommen aus. Gute Produkte sollten deshalb vor allem robust sein.
saldo liess zwölf Hartschalen-Rollkoffer testen. Die Experten prüften, ob die Rollen 25 Kilometer durchhalten und die vollbepackten Koffer einen Fall aus 1 Meter überstehen. Zudem testeten sie, ob die Koffer wasserdicht sind und ob die Griffe Schadstoffe enthalten (siehe unten «So wurde getestet»). Eingekauft wurden vierrädrige Hartschalen-Rollkoffer zu Preisen von 100 bis 500 Franken. Sie wiegen leer zwischen 2 und 5 kg und fassen zwischen 60 und 90 Litern Inhalt.
Resultat: Testsieger ist das sehr teure Rimowa-Produkt «Salsa Air» von Globus für 470 Franken. Sowohl die Dauerprüfung der Räder wie auch den Falltest überstand dieser Koffer praktisch schadlos. Zudem ist er fast vollständig wasserdicht. Für 139 Franken gibts aber bei Manor ein fast gleich gutes Produkt («Tourist» von Swissbags). Auch der «Trolley 65 cm» von Travelline (Coop City) kostet nur 109 Franken und erhielt noch die Note «gut». Abzüge gab es beim Falltest wegen eines defekten Rads, ausserdem war der Schutz vor Regen nur genügend. Die Dauerprüfung der Räder überstand der Koffer ohne Probleme.
Drei Produkte erhielten die Gesamtnote «ungenügend»: «Trolley» von Uccelli (Globus), «Cockpit Rafale» von Cockpit (Migros) und «Simply Black» von Pack Easy (Manor). Keiner dieser Koffer hielt bei der Dauerprüfung der Rollen länger als 10 Kilometer durch. Am schnellsten ging der «Rafale 4 Rad M» von Cockpit kaputt. Schon nach 1,4 Kilometern brach eines der Räder ab. Ungewöhnlich waren die Folgen des Dauertests beim «Chatelet Hard+Angora» von Delsey: Die Rollen blieben zwar intakt, doch durch die Reibung färbte der Innenstoff des Rollkoffers auf den Inhalt ab.
Kaum Beschädigungen gab es im Test, wenn die Experten die Koffer auf die Seiten oder auf die Griffe fallen liessen. Stürze auf die Ecken verformten die Koffer jedoch stark. Immerhin: Bei vielen Koffern lassen sich Dellen hinausdrücken. Besonders stark war dieser Effekt beim «Lite-Shock» von Samsonite. Nach dem Ausbeulen sah er fast wieder wie neu aus.
Wasserdichtheit: Schwachstelle ist meist der Reissverschluss
Beim Regentest zeigte sich: Die grösste Schwachstelle ist der Reissverschluss. Aber auch beim Holm des Teleskopgriffs gab es Probleme. Folge: Bei mehreren Koffern bildeten sich im Innern Wasserpfützen.
Das Labor untersuchte auch die Griffe der Koffer nach heiklen Stoffen wie Naphthalin. Es gilt laut Bundesamt für Gesundheit als möglicherweise krebserregend. saldo orientierte sich bei der Bewertung am deutschen Siegel «Geprüfte Sicherheit». Dieses schreibt vor, dass der Naphthalin-Gehalt bei Rollkoffern nicht über 2 Milligramm pro Kilogramm sein darf. Diesen Wert überschritt der «Arvigo 28» von Wenger.
Globus nahm den ungenügenden «Trolley» von Uccelli umgehend aus dem Verkauf. Migros will das schlechte Abschneiden des «Rafale 4 Rad M» beim Dauertest mit dem Lieferanten besprechen. Packeasy schreibt, Rollendefekte träten selten auf. Betroffene Koffer würden ersetzt.
Coop will beim «Trolley 65 cm» die Wasserdichtigkeit verbessern. Delsey teilt mit, dass das Abfärben des Innenfutters auf die Kleider beim «Chatelet Hard+Angora» laut eigenen Tests «unter den Durchschnittswerten» liege. Samsonite sagt, dass es bei eigenen Rollentests des «Neopulse» nie Schäden gegeben habe. Victorinox teilt mit, dass nach der Ursache für den überschrittenen Grenzwert bei den PAK beim «Arvigo 28» gesucht werde. Bis Klarheit herrsche, würden keine Arvigo-Produkte mehr ausgeliefert.
Das Gewicht der getesteten Koffer:
- Travelline Trolley: 4.1 kg
- Wenger Arvigo: 5.1 kg
- Cockpit Rafale: 3.3 kg
- Swissbags Tourist Hartschalenkoffer: 4.2 kg
- Samsonite Neopulse: 3.1 kg
- Pack Easy Simply Black: 3.3 kg
- Titan Xenon Trolley M: 3.4 kg
- Ucceli Trolley: 3.3 kg
- Victorinox Spectra Medium Expandable: 4.4 kg
- Samsonite Lite-Shock: 2.3 kg
- Rimowa Salsa Air: 3.2 kg
- Delsey Chatelet Hard+Angora: 5.2 kg
So wurde getestet
Das Prüflabor SLG in Hartmannsdorf (D) untersuchte zwölf Rollkoffer auf folgende Kriterien hin:
Dauerprüfung Rollen und Griffe: Beim Test waren die Koffer so beladen, dass sie 20 kg auf die Waage brachten. Die Koffer mussten 25 km auf einer Rolltrommel zurücklegen. Diese simulierte wechselnden Untergrund und Hindernisse. Gezogen wurden die Koffer mit einem Tempo von 4 km/h. Zudem liessen die Experten die Koffer mit einer Maschine 5000 Mal am Tragegriff anheben und absetzen. Weitere 100 Mal wurden Sie am Teleskopgriff angehoben und abgesetzt. Diese Prüfung überstanden alle Koffer ohne Schäden.
Falltest: Die Koffer wurden bis zu einem Gesamtgewicht von 20 kg beladen und dann aus 1 m Höhe auf alle sechs Flächen und acht Ecken fallen gelassen. Weiter liessen die Experten die Koffer 10 Mal aus dem Stand auf den Teleskopgriff fallen. Nach dem Falltest überprüfte das Labor, ob entstandene Dellen einfach wieder rausgedrückt werden konnten.
Schutz gegen Regen: Um zu überprüfen, wie wasserdicht die Koffer sind, wurden sie 5 Minuten lang mit Wasser besprengt.
Handhabung und Verarbeitung: Drei Experten untersuchten, wie gut die Ergonomie der Koffer ist und wie gut sie verarbeitet sind.
Kippstabilität: Wie leicht fallen die Rollkoffer um? Auch das überprüften drei Experten in einem Praxistest.
Schadstoffe in den Griffen: Das Labor analysierte, ob in den Griffen der Rollkoffer Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe zu finden sind. In zwei Produkten fand sich Naphthalin. Es gilt laut Bundesamt für Gesundheit als möglicherweise krebserregend.
Lärm: Die Koffer wurden über den Boden gezogen. Aus 1 m Entfernung massen die Experten die Laut- stärke. Dabei zeigten sich keine Unterschiede. Alle Rollkoffer waren leiser als 55 Dezibel. Das entspricht normaler Gesprächslautstärke.
Ein Video zu den Testmethoden erscheint beim anklicken des Artikel-Bildes.