Riesige Prämienunterschiede für ähnliche Leistung
Gegen die finanziellen Folgen von längerer Krankheit kann man sich schützen. Doch Krankentaggeld-Versicherungen haben ihren Preis.
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saldo 19/2004
24.11.2004
Martin Müller
Eine Lungenentzündung oder ein Sturz von der Leiter zwingt die Hausfrau für mehrere Wochen ins Bett - doch das Geld reicht nicht für eine Haushalthilfe, die sich um die Kinder kümmert. Gut, wenn die Betroffene eine Krankentaggeld-Versicherung abgeschlossen hat. Diese übernimmt in einem solchen Fall die Kosten bis zu einem festgelegten Betrag.
Dieser Schutz ist nicht ganz billig - aber der Vergleich zeigt enorme Preisunterschiede für ähnliche Leistungen. Von zwölf Krankenka...
Eine Lungenentzündung oder ein Sturz von der Leiter zwingt die Hausfrau für mehrere Wochen ins Bett - doch das Geld reicht nicht für eine Haushalthilfe, die sich um die Kinder kümmert. Gut, wenn die Betroffene eine Krankentaggeld-Versicherung abgeschlossen hat. Diese übernimmt in einem solchen Fall die Kosten bis zu einem festgelegten Betrag.
Dieser Schutz ist nicht ganz billig - aber der Vergleich zeigt enorme Preisunterschiede für ähnliche Leistungen. Von zwölf Krankenkassen forderte saldo Offerten für eine 43-jährige Hausfrau an, die sich gegen Krankheit und Unfall versichern möchte. Nach einer Frist von 30 Tagen (so lange würde das Ersparte reichen) soll die Versicherung 50 Franken pro Tag zahlen, und zwar maximal zwei Jahre lang. Dann nämlich entsteht bei chronischen Erkrankungen spätestens der Anspruch auf eine IV-Rente. Nicht alle Gesellschaften zahlen das Taggeld aber zwei Jahre, die Hälfte stoppt die Leistungen schon nach einem Jahr (siehe Tabelle).
Lohnfortzahlung: Zum Teil nur für wenige Wochen
Verglichen wurde auch, was der Krankheitsschutz für einen 28-jährigen Büroangestellten kostet. Zwar ist die Mehrheit der Arbeitnehmer über die Firma versichert - vor allem in kleineren Betrieben ist dies aber nicht selbstverständlich. Von Gesetzes wegen endet die Lohnfortzahlungspflicht je nach Dienstalter schon nach wenigen Wochen. Hat der Arbeitgeber keine Kollektiv-Krankentaggeld-Versicherung abgeschlossen, sollten dies die Beschäftigten individuell tun. Für diesen Fall unterscheiden sich die offerierten Prämien bei einem Taggeld von 200 Franken (nach einer Wartefrist von zwei Monaten) noch deutlicher als bei der Hausfrau: Mit nur 18 Franken pro Monat macht die Wincare ein konkurrenzlos günstiges Angebot. Die Experten des VZ Vermögenszentrums haben allerdings einen entscheidenden Haken gefunden: Einzig die Wincare verlangt im Kleingedruckten zwingend den Besuch eines Vertrauensarztes der Versicherung - sonst wird kein Geld ausbezahlt. Die CSS verlangt mit 176 Franken pro Monat fast zehnmal so viel.
Zu beachten: Die Prämien unterscheiden sich je nach Alter, Geschlecht und Beruf der Versicherten - bei einigen Kassen auch je nach Region. Je höher das versicherte Taggeld, desto höher die Prämie. Und je länger die Wartefrist, desto tiefer die Prämie.
Schwangerschaft: Nicht alle Versicherer zahlen
Weil es sich nicht um einen Bestandteil der obligatorischen Krankenversicherung handelt, sind die Kassen zudem frei, mit wem sie zu welchen Bedingungen einen Vertrag abschliessen wollen. Das heisst für die Versicherten: Sie müssen sich Fragen zum Gesundheitszustand gefallen lassen und werden eventuell gar nicht oder nur mit Vorbehalten aufgenommen.
In der Tabelle nicht berücksichtigt sind die je nach Anbieter unterschiedlichen Regelungen. So zahlen zum Beispiel knapp die Hälfte der angefragten Kassen erst ab einer ärztlich bescheinigten Arbeitsunfähigkeit von mindestens 50 Prozent - Wincare, ÖKK, Swica, Helsana, Groupe Mutuel und Visana hingegen ab 25 Prozent und die KPT schon ab einem Prozent. Im Prinzip steigt das ausbezahlte Taggeld proportional zum Grad der Arbeitsunfähigkeit; Groupe Mutuel und Visana gewähren aber bereits ab einer Arbeitsunfähigkeit von 67 Prozent das volle Taggeld.
Für Frauen ist wichtig, dass nicht alle Versicherer im Falle einer Schwangerschaft zahlen. Bei Helsana, ÖKK, CSS, Visana, Atupri, KPT und Concordia ist die Zeit vor und nach der Geburt unterschiedlich lang versichert; die Visana zahlt nur, wenn der Vertrag schon seit mindestens fünf Jahren besteht - bei Wincare und Swica muss die Niederkunft zusätzlich versichert werden. Die Sanitas zahlt Taggelder nur bei schweren Schwangerschafts- oder Geburtskomplikationen.
Achtung: Falsche Versicherung - kein Geld
- Hausfrauen und -männer sollten den Abschluss einer Taggeldversicherung überlegen. Mit dem Geld der Versicherung können sie bei Krankheit oder Unfall zum Beispiel die Kosten für eine Kinderbetreuung zahlen, bis sie wieder fit sind.
- Wie bei allen freiwilligen Versicherungen gilt: Mehrere Offerten einholen, die Prämienunterschiede gehen ins Geld.
- Krankentaggeld-Versicherungen sind relativ günstig, wenn sie im Falle eines Falles erst ab dem zweiten oder dritten Monat der Arbeitsunfähigkeit Leistungen erbringen müssen. Man kann auch Taggelder mit gestaffelten Wartefristen abschliessen: etwa 100 Franken Taggeld nach einer Wartefrist von 60 Tagen, 200 Franken nach einer Wartefrist von 90 oder 180 Tagen - je nachdem, wann man aufgrund der finanziellen Verhältnisse auf welche Taggelder angewiesen ist.
- Die Leistungen bei teilweiser Arbeitsunfähigkeit sind unterschiedlich: Manche Kassen zahlen erst ab einer Arbeitsunfähigkeit von 50 Prozent, andere bereits ab 25 Prozent; das volle Taggeld wird bei gewissen Versicherern bereits ab einer Arbeitsunfähigkeit von 67 Prozent bezahlt, bei anderen erst ab 100 Prozent.
- Wer ein unregelmässiges oder gar kein Einkommen hat (Selbständige, Hausfrauen und -männer), muss vor Abschluss der Versicherung unbedingt darauf achten, dass es sich um eine Summenversicherung und nicht um eine Schadensversicherung handelt. Bei einer Summenversicherung genügt für die Auszahlung des Taggeldes ein Arztzeugnis, das die Arbeitsunfähigkeit bescheinigt. Eine Schadensversicherung zahlt nur, wenn jemand durch die Krankheit tatsächlich einen Vermögensausfall erleidet. Da eine Hausfrau in der Regel nichts verdient, erhält sie bei einer solchen Police kein Taggeld, obwohl sie brav Jahr für Jahr ihre Prämien bezahlt.
- Für Selbständige gibts bei vielen Krankenkassen und Versicherungsgesellschaften spezielle Produkte, die häufig günstiger sind als die hier verglichenen Angebote.
- Wer mehr als acht Stunden pro Woche angestellt ist, muss sich um den Unfallschutz keine Sorgen machen. Für ihn genügt eine Krankentaggeld-Versicherung.