Trockenfutter für Hunde enthält auch Fleisch – die Hauptzutaten sind aber meistens Getreide und Gemüse. Werden diese mit Hilfe von Pestiziden angebaut, landen die Schadstoffe auch im Fressnapf. Das zeigt der saldo-Test von 15 Trockenfutterprodukten für erwachsene Hunde. Die Tiere verspeisen auch Unkrautvernichter, Insektizide und künstliche Konservierungsstoffe.
Ein von saldo beauftragtes Futtermittellabor suchte in den Produkten nach Schadstoffen und fand Pestizidrückstände von insgesamt 14 bis
205 Mikrogramm pro Kilo Futter. Für Hundetrockenfutter gibt es keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte. Für Menschen gilt: Die meisten Gemüse, Getreide und Früchte dürfen nicht mehr als 100 Mikrogramm Pestizidrückstände pro Kilo enthalten.
Keine Spritzmittelrückstände enthielten nur die Produkte von Romeo (Aldi), M-Classic (Migros) und Purina (Spar). Dafür gab es die Gesamtnote «sehr gut».
Besonders streng waren die Tester bei der Bewertung von Pestiziden, die in Tierversuchen krebserregende oder fruchtschädigende Wirkungen zeigten und die in Europa nicht mehr zugelassen sind. Zu den besonders umstrittenen Substanzen gehören Glyphosat, Chlorpropham und Chlorpyrifos. saldo hat Produkte mit solchen Substanzen um eine Note abgewertet. Denn Stoffe, die für Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien und Bienen schädlich sind, haben im Futter für Heimtiere nichts zu suchen. Der Test zeigt: Es ist durchaus möglich, pestizidfreies Hundefutter herzustellen.
Im Gegensatz zu Chlorpropham und Chlorpyrifos ist Glyphosat in Europa noch bis mindestens 2022 zugelassen. Was die tägliche Dosis Glyphosat und anderer Pestizide gesundheitlich für Haustiere bedeutet, ist wissenschaftlich aus Mangel an Daten ungeklärt.
Die Hersteller und Verkäufer des von saldo getesteten Futters vertreten den Standpunkt, dass ihre Produkte dem europäischen Futtermittelrecht genügen, weshalb die Pestizidrückstände für die Hunde kein Problem seien. Mars, Produzent von Pedigree und Frolic, schreibt saldo zum Thema Glyphosat: «Bei Substanzen, die zugelassen sind, können Kontaminationen in Lebens- und Futtermitteln nie vollständig verhindert werden.» Auch Yummix, Vertreiberin von The Goodstuff, findet, man müsse mit Pestizidrückständen in Nahrungsmitteln rechnen, da diese weit verbreitet seien.
Coop hat Lieferanten für Qualité-&-Prix-Produkt gewechselt
Coop gibt sich selbstkritischer. Der Grossverteiler verspricht sicherzustellen, dass im «Natura Plus Menu» künftig kein Chlorpropham mehr enthalten ist. Beim belasteten Hundefutter von Qualité & Prix «Adult» sei der Lieferant bereits gewechselt worden.
Zu einer Abwertung im saldo-Test führten auch Rückstände der beiden Konservierungsstoffe BHA und BHT. Sie fanden sich in neun Trockenfuttern. Diese Chemikalien sind in Europa als Antioxidantien in Hundefutter bis 150 Milligramm pro Kilo zugelassen. Sie verhindern, dass das Futter ranzig wird und die Farbe verblasst. Die gemessene Menge war vom amtlichen Grenzwert bei allen Produkten weit entfernt. Langzeit-Tierversuche liefern aber Hinweise darauf, dass die Stoffe krebserregend wirken und Allergien auslösen können. Nur die zwei bestplatzierten Futter von Romeo und M-Classic waren frei von Pestiziden und enthielten auch kein BHA und BHT. Gemäss Yummix habe man in eigenen Kontrollen tiefere Werte dieser Konservierungsmittel gemessen. Es könne aber sein, dass ein Rohstofflieferant die Ware zusätzlich «stabilisiert» habe. Der Produzent will seine Rohstoffe nochmals kontrollieren.
Qualipet: «Nährwerte wichtiger als Schadstoffrückstände»
Qualipet verteidigt sein Futtermittel Harmony, das mit einer ungenügenden Note auf dem letzten Platz landete. Wichtiger als einzelne Schadstoffrückstände seien die Nährwerte des Futters. Gemäss Qualipet ist das Eiweissprofil des Harmony-Produkts speziell an Hunde angepasst. Es enthalte deshalb viel Fleisch. Hier würden die grossen Hersteller sparen. Ein Blick auf die Zutatenlisten der Verpackungen zeigt: Nicht nur bei Harmony, auch bei den Produkten The Goodstuff, Real Nature und bei «Natura plus» von Coop Qualité & Prix steht Fleisch an erster Stelle. Das bedeutet: Es ist anteilsmässig die Hauptzutat. Danach folgen Getreidesorten und Gemüse. Das Harmony-Futter enthält neben Fleisch auch Reis, Hirse, Amaranth, Kräuter, Rüben, Yucca-Palme, Fenchel und Heidelbeeren – alles Quellen für mögliche Pestizidrückstände.
Das ist wichtig, wenn Sie für Ihr Tier kochen
Laut dem deutschen Verband für Tiernahrung nahm die industrielle Produktion von Trockenfutter in den letzten Jahren stetig zu. Trockenfutter ist beliebt, weil es lange haltbar und einfach zu portionieren ist. Nur: In Fertigprodukten stecken viele chemische Stoffe, weshalb einige Hundehalter ihre Tiere lieber mit Selbstgekochtem füttern. Wer sich dafür entscheidet, sollte sich aber zuerst mit einem Tierarzt über die Ernährung seines Tieres unterhalten. Das sogenannte «Barfen» ist aufwendig, da die selbst hergestellten Futterrationen alle wichtigen Nährstoffe enthalten müssen. Sonst drohen Mangelerscheinungen. Auch die Hygiene bei der Herstellung ist wichtig. Über das rohe, nicht sterilisierte Fleisch können Mensch und Tier mit antibiotikaresistenten Keimen in Kontakt kommen. Das zeigte eine Untersuchung der Uni Zürich im letzten Jahr.
So wurde getestet
Im Auftrag von saldo prüfte ein spezialisiertes Futtermittellabor 15 industriell hergestellte Trockenfutter für Hunde auf Rückstände von Schadstoffen. Die Experten suchten nach mehreren Hundert Pestiziden. Viele dieser Stoffe stehen in der Kritik, weil sie als möglicherweise krebserregend, als nervenschädigend oder fruchtschädigend gelten. Gesucht wurde auch nach den künstlichen Antioxidantien Butylhydroxyanisol (BHA) und Butylhydroxytoluol (BHT). Keines der Futter war mit Schimmelpilzgiften belastet. Auch giftige Schwermetalle wie Cadmium waren kein Problem.