Es braucht Überwindung, einen schmutzigen Backofen zu putzen – und einen guten Reiniger. saldo schickte zwölf Produkte ins Labor. Nur das Mittel von Potz erreichte eine sehr gute Bewertung.
Die erste Aufgabe war einfach: Die Backofenreiniger sollten eine eingetrocknete Tomaten-Käse-Mischung von einem Backblech beseitigen. Solcher Schmutz entsteht beim Backen von Pizzas, Aufläufen oder überbackenen Baguettes. Fünf Reiniger meisterten die Aufgabe bereits nach einer einstündigen Einwirkzeit: Potz, Cif, Wepos, Waschbär und Sipuro. Dagegen entfernten die Produkte von Miele, Auro und Electrolux selbst nach acht Stunden Einwirkzeit nur etwa 70 Prozent des Schmutzes. Der Ökoreiniger von Ecover bekam das Blech nicht mal zur Hälfte sauber.
Zum grossen Putz-Fiasko kam es in der zweiten Prüfung. Die Experten sprühten die Reiniger auf Bleche mit eingetrocknetem Sirup. Nur ein Produkt bestand diesen Test: Mit dem Potz-Reiniger glänzte das Blech nach einer Stunde Einwirkzeit fast wieder wie neu. Die Konkurrenz scheiterte kläglich: Selbst nach achtstündiger Einwirkzeit entfernten die Reiniger maximal zwölf Prozent der klebrigen Masse. Die schlechte Reinigung steht im krassen Widerspruch zu den Versprechen auf den Behältern. Die Hersteller sichern den Konsumenten die «mühelose», «schnelle» und «zuverlässige» Entfernung von «selbst stärksten Verkrustungen» zu.
Ein weiteres Problem: Die meisten Reiniger hafteten schlecht an den Ofenwänden. Während sich der Potz- Reiniger eine halbe Stunde nach dem Auftragen noch immer an der senkrechten Testfläche hielt, flossen die Reiniger von Waschbär, Sipuro, Wepos und Betty Bossi bereits nach wenigen Sekunden in die Tiefe. So können die Mittel nicht richtig einwirken. Immerhin: Alle Produkte sprühten zielgenau und liessen sich nach Gebrauch wieder mühelos von den Flächen entfernen.
Backofenreiniger enthalten aggressive Chemikalien (siehe Interview). Wer etwa den Betty-Bossi-Reiniger benutzt, sollte «Schutzhandschuhe, Augenschutz, Gesichtsschutz und Schutzkleidung» tragen. Körperkontakt mit den Reinigern ist riskant. Fünf Fachleute prüften deshalb, ob die Reiniger bei der Anwendung auf die Haut gelangen und ob sie die Atemwege reizen. Resultat: Nur bei drei Produkten kam es weder zum Kontakt mit den Händen noch zu Atemwegreizungen: bei Potz, Betty Bossi und Ecover.
Landi sagt, ihr Produkt sei für die Entfernung von fettigen Verschmutzungen konzipiert worden und könne zuckerhaltige Verschmutzungen wie Sirup «nicht effizient» entfernen. Sipuro erklärt: «Unser Produkt ist auf die Beseitigung von Fett ausgelegt.»
Miele schreibt, dass der Reiniger Oven Clean speziell für die Reinigung von beschichteten Miele-Öfen entwickelt worden sei. Die Rezeptur sei dementsprechend «schonend und weniger stark zusammengesetzt». Waschbär kann sich die Atemwegreizung bei zwei Testpersonen nur mit einer «individuellen Unverträglichkeit oder Überempfindlichkeit» erklären.
«Diese Reiniger behandeln Körpergewebe wie normalen Schmutz»
Tipps von Colette Degrandi, Ärztin bei der Notfallnummer 145 von Tox Info Suisse
Weshalb sind Backofenreiniger für die Anwender gefährlich?
Colette Degrandi: Ofenreiniger können chemische Substanzen wie Natrium- oder Kaliumhydroxid enthalten – in ätzenden Konzentrationen. Denn sie sollen organische Stoffe auflösen und abwaschbar machen. Gelangen die Reiniger auf die Haut, auf die Schleimhaut oder in die Augen, behandeln sie das Gewebe wie normalen Schmutz: Sie zersetzen Eiweisse, zerstören Kollagen, verseifen Fett und lösen Zellwände auf.
Kommt es häufig zu Notfällen wegen Ofenreinigern?
Degrandi: Wir erhalten pro Jahr rund 70 Anrufe zum Thema. Etwa weil Kleinkinder Dosen ableckten oder sich die Mittel ins Gesicht sprühten. Oder weil jemand vergass, den Ofen nach der Einwirkzeit zu reinigen, später darin eine Pizza zubereitete und diese ass. Andere reinigten ihre Hände nicht, nachdem sie ihren Ofen ausgiebig und ohne Handschuhe geputzt hatten.
Was sind die häufigsten Folgen?
Degrandi: Auf der Haut kommen Rötungen und Juckreiz vor – wie bei einem Sonnenbrand. Stärkere Symptome sind Blasenbildung und Verätzungen. Bei Augen führen die Mittel zu starkem Brennen, Tränenfluss, Rötung und Schmerzen. Auch eine Verletzung der Hornhaut ist möglich. Bei Einnahme kleiner Mengen kann es zu Verätzungen der Mundschleimhaut kommen, eventuell Blasenbildung und Ablösung der Schleimhaut.
Was muss man im Notfall tun?
Degrandi: Haut und Augen sofort ausgiebig unter fliessendem Wasser ausspülen. Wichtig: Den Kopf auf die Seite des verletzten Auges neigen, um das andere Auge zu schonen. Bei eingeatmetem Dampf sollte man für frische Luft sorgen. Haben Kleinkinder das Produkt eingenommen, sofort fettfreie Flüssigkeit verabreichen. Nie Erbrechen auslösen. Die Speiseröhre ist empfindlicher als der Magen. Beim Erbrechen würde die Chemie die Speiseröhre ein zweites Mal schädigen. Falls man einen Arzt aufsuchen muss: Ofenreiniger mitnehmen, damit er die Inhaltsstoffe und Warnhinweise kennt.
So wurde getestet
Das SGS Institut Fresenius GmbH in Wiesbaden (D) untersuchte zwölf Backofenreiniger auf diese Punkte:
Reinigung: Das Labor prüfte die Reiniger mit zwei Schmutzmischungen und zwei unterschiedlich langen Einwirkzeiten. Zuerst verteilten die Experten eine Tomaten-Käsemischung auf 50 x 30 Zentimeter grossen Backblechen. Sie liessen den Schmutz in einem Trockenschrank altern und lagerten anschliessend die Bleche über Nacht bei Raumtemperatur. Am Morgen behandelten die Fachleute die schmutzigen Flächen mit den einzelnen Reinigern. Nach einer Stunde beziehungsweise acht Stunden Einwirkzeit spülten sie die Backbleche mit Fliesswasser ab, wischten die Bleche mit weichen Schwämmen und liessen sie trocknen. Das Labor prüfte die Menge des entfernten Schmutzes nach dem Abspülen und dem Trocknen. Der gleiche Test fand mit einer Sirup-Verschmutzung statt.
Haftvermögen: Wie gut haften die aufgetragenen Reiniger auf senkrechten Oberflächen?
Handhabung: Wie zielgenau lassen sich die Produkte auftragen? Wie gut ist die Sprüh- und Schaumqualität? Wie einfach lassen sich die Reiniger nach der Anwendung entfernen? Kommt es zum Hautkontakt während der Anwendung? Reizen die Produkte die Atemwege?