Der fünfjährige Sohn der Testredaktorin schnuppert an der Creme und verzieht sein Gesicht. Kein Wunder: Die Feuchtigkeitscreme von Body Shop riecht stark parfümiert. Sie enthält nicht weniger als acht allergene Duftstoffe sowie zwei weitere problematische Stoffe. Dafür gab es im saldo-Test den letzten Rang.
Zwei Labors analysierten zwölf Gesichtscremes für trockene Haut. Die Experten ermittelten, wie gut die Haut 8 und 24 Stunden nach dem Auftragen der Produkte noch befeuchtet ist. Zudem untersuchten sie die Gesichtscremes auf heikle Stoffe und massen den Anteil natürlicher Fette. Die Preise der getesteten Cremes lagen zwischen rund 4 und 53 Franken pro 50 Milliliter.
Nur eine Creme befeuchtete die Haut über 24 Stunden gut
Das Ergebnis des Tests: Ein einziges Produkt versorgte die Haut der Testpersonen während 24 Stunden gut mit Feuchtigkeit. Mit der «Alverde-Tagescreme Bio» der deutschen Drogeriemarktkette DM waren die behandelten Hautstellen nach 8 und 24 Stunden im Durchschnitt 32 Prozent feuchter als ohne Creme. Ärgerlich nur: Beim Schweizer Internethändler Galaxus kosten 50 Milliliter der Creme Fr. 7.10 – im deutschen Shop von DM nicht einmal 3 Franken. Die zweitbeste Hautbefeuchtung zeigte die «Avène»-Creme. Sie enthielt im Gegensatz zum DM-Produkt keine allergenen Duftstoffe. Mit 33 Franken pro 50 Milliliter ist sie sehr viel teurer.
Die Cremes von Biotherm, Neutrogena, Nivea und Weleda erreichten 8 Stunden nach der Anwendung gute Feuchtigkeitswerte. Für eine langfristige Befeuchtung der Haut taugen die Produkte jedoch nicht viel: Nach
24 Stunden waren die behandelten Hautstellen der Probanden nur noch 8 bis 12 Prozent feuchter als die unbehandelten.
Schlecht weg kam die Tagescreme von Coop Prix Garantie. Bereits nach 8 Stunden war die Befeuchtung nur knapp genügend. Nach 24 Stunden war die behandelte Haut der Testpersonen sogar 5 Prozent trockener als die unbehandelte.
Nivea-Creme enthielt fünf Stoffe mit erhöhtem Allergiepotenzial
Manche Cremes im Test parfümieren mehr, als dass sie befeuchten – wie das eingangs erwähnte Produkt von Body Shop. Und viele der eingesetzten Duftstoffe können bei sensiblen Personen Allergien auslösen.
In jedem zweiten Produkt stecken die Duftstoffe Limonen und Linalool. Diese sind zwar nur schwach allergen. Doch durch den Kontakt mit Sauerstoff und Wärme oxidieren sie schnell. Auf diese Weise entstehen Stoffe, welche die Haut deutlich stärker reizen können. Die Nivea-Creme enthielt sogar fünf solche Duftstoffe mit erhöhtem Allergiepotenzial. Trotzdem steht auf dem Produkt «für sensible Haut». Vier Cremes im Test zeigten, dass es auch ohne allergene Duftstoffe geht.
Die Creme von Body Shop enthält auch Parabene. Diese synthetischen Stoffe stehen im Verdacht, wie Hormone zu wirken. Die Kosmetikindustrie setzt sie ein, um Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Hefen abzutöten und Produkte länger haltbar zu machen. Immerhin: 11 Cremes waren frei von Parabenen.
Verbotene Chemikalie in zwei Produkten
Die Cremes von Body Shop und Neutrogena enthielten den in Kosmetika verbotenen Inhaltsstoff Siloxan D4. Diese giftige Chemikalie ist in der Umwelt schwer abbaubar, reichert sich im Organismus von Menschen sowie Tieren an und gilt als fruchtbarkeitsgefährdend. Siloxan D4 kann durch verunreinigtes Silikonöl in kosmetische Produkte gelangen. Die Hersteller setzen künstliche Fette wie Silikonöl zur Hautbefeuchtung ein. Die Stoffe gelten als umweltbelastend.
Drei Cremes hatten einen hohen Anteil an natürlichem Fett
Wer künstliche Fette meiden will, greift zu Produkten mit natürlichen Fetten wie Sheabutter und Sonnenblumenöl. Sie bestehen grösstenteils aus sogenannten Triglyceriden. Die günstigen Eigenprodukte von Coop und Migros enthielten gemessen am Gesamtfett am wenigsten natürliches Fett: Bei Prix Garantie waren es nur 29 Prozent, bei «I am» 45 Prozent. Dagegen wiesen die Naturkosmetikprodukte von DM, Kneipp und Weleda über 90 Prozent natürliches Fett auf. saldo berücksichtigte den Gehalt natürlicher Fette bei der Bewertung der Cremes nicht. Denn natürliche Fette können für die Haut auch Nachteile haben (siehe Interview).
L’Oréal verweist darauf, dass allergene Duftstoffe auf der Verpackung aufgeführt sind. Auch Beiersdorf erklärt, «alle Inhaltsstoffe auf dem Produkt zu deklarieren». Weleda schreibt, sämtliche Produkte des Konzerns seien hautverträglich und unbedenklich. Kneipp teilt mit, Duftstoffe würden «gezielt, hauttyporientiert und zielgruppenorientiert» eingesetzt. Laut der Drogeriemarktkette DM sind die eingesetzten Duftstoffe «Bestandteile natürlicher Inhaltsstoffe des Produkts». Die Alternative wären künstliche Stoffe: «Die sind aber nicht mit den Anforderungen an Naturkosmetik vereinbar.» Body Shop unterzieht Produkte und Inhaltsstoffe gemäss eigenen Angaben vor der Verwendung «strikten Sicherheitstests».
«Wichtig ist die Fettqualität»
Interview mit Christian Surber, Professor für Hautpharmakologie, Universitätsspital Zürich und Basel.
saldo: Welche Probleme treten bei trockener Haut auf?
Christian Surber: Die Hautoberfläche wird schuppig, es kommt zu Mikrorissen. So dringen potenziell schädliche oder reizende Stoffe und Mikroorganismen in die Haut ein. Das kann Juckreiz und Entzündungen auslösen.
Die Haut braucht dann dringend Feuchtigkeit.
Wie wirken Feuchtigkeitscremes?
Die Produkte enthalten künstliche Fette wie Mineralöl oder natürliche Fette wie Pflanzenöl. Beide Fette – Lipide genannt – decken die Haut wasserundurchlässig ab. Dadurch kann die Feuchtigkeit nicht mehr durch die Haut verdunsten. Die oberste Hautschicht wird wieder mit Feuchtigkeit aufgefüllt, die Mikrorisse schliessen sich. Die Befeuchtungsleistung der Produkte kann sich je nach Art und Konzentration der Fette erheblich unterscheiden.
Was ist besser, künstliche oder natürliche Fette?
Beide Gruppen sind gleich wirksam. Natürliche Fette sind weniger stabil als künstliche Fette und können ranzig werden. Zudem können sie Allergien auslösen. Künstliche Fette lassen sich besser reinigen, belasten aber oft die Umwelt. Entscheidend für die Konsumenten ist allerdings nicht die Fettart, sondern die Fettqualität.
Was bedeutet das?
Bei Arzneimitteln sind die Qualitätsanforderungen an die Inhaltsstoffe klar geregelt. Bei Kosmetika sind diese Anforderungen weniger genau festgelegt. Wir wissen nicht, welche Kosmetikfirma wie viel Wert auf qualitativ gute Inhaltsstoffe legt.
So wurde getestet
saldo liess zwölf Gesichtscremes für trockene Haut testen. Das waren die Prüfpunkte:
Hautbefeuchtung: Das SGS Institut Fresenius Austria in Wörgl (A) ermittelte mit jeweils zehn Personen, wie gut die Cremes die Haut mit Feuchtigkeit versorgen. Die Experten trugen die Produkte bei Frauen und Männern zwischen 21 und 62 Jahren an je sechs Stellen an den Innenseiten der Unterarme auf. Vor dem Eincremen sowie 8 und 24 Stunden nach der Anwendung mass das Labor mit einem Corneometer die Hautfeuchtigkeit.
Heikle Substanzen, natürliche Fette: Das chemische Labor Dr. Wirts und Partner in Hannover (D) prüfte die Cremes auf deklarationspflichtige allergene Duftstoffe, Parabene, Formaldehyd sowie heikles Silikonöl und mass den Anteil natürlicher Fette (Triglyceride) in den Produkten.