Saldo und die TV-Sendung «Kassensturz» haben zwölf häufig verkaufte rote Nagellacke ins Labor geschickt. Zehn Frauen prüften bei jedem Produkt, wie gut es sich auftragen lässt, wie das Resultat aussieht und wie die Lacke verschiedene Belastungen überstehen (siehe Unten «Der Praxistest»).
Resultat: Kein einziges Produkt erreichte eine sehr gute Gesamtnote. Fünf Lacke waren immerhin «gut». Einmal mehr zeigt sich: Qualität hat mit dem Preis nichts zu tun. Testsieger «Russian Roulette» von Essie kostet bei Manor Fr. 7.45, das Chanel-Fläschchen am Tabellenende kostet aber 35 Franken. Vergleichsweise teuer sind auch drei weitere Produkte, die nur genügend abschnitten.
Alle Nagellacke lassen sich gleichmässig, einfach und sauber aufpinseln. Einzige Ausnahme: der Nagellack von Chanel. Die Testerinnen hatten Mühe, ihn sauber aufzutragen.
Beim Belastungstest versagten fast alle Nagellacke
Unmittelbar nach dem Auftragen decken die Farben aller getesteten Lacke gut ab, wirken intensiv und glänzen. Die besten Resultate erzielten die beiden günstigen Lacke von Essence und H&M.
Grosse Schwächen zeigten die Lacke im Belastungstest: Sie splitterten rasch ab, bekamen Kratzer und verloren Halt, Farbe und Glanz. Elf der zwölf Produkte deckten ungenügend. Einzig der Testsieger «Russian Roulette» war «genügend».
Gute Noten gab es beim Testpunkt Handhabung: Die meisten Produkte liessen sich problemlos öffnen und schliessen und auch die Pinsel taten ihren Dienst. Das Fläschchen von Sally Hansen lässt sich sogar «sehr gut» handhaben. Schade: Der Lack bekam im Belastungstest die schlechteste Note (3,6). Die zwei teuersten Produkte (Dior und Chanel) liessen sich weniger gut öffnen.
Sally Hansen, Manhattan, Covergirl und Max Factor empfehlen, Überlacke zu verwenden, um die Belastbarkeit der Nagellacke zu erhöhen. Sprich: Die Kundinnen sollen noch tiefer ins Portemonnaie greifen.
Nagellacke sind oft wahre Chemiecocktails
Nagellacke enthalten häufig gesundheitlich bedenkliche Stoffe. Das zeigen verschiedene Tests:
61 von 63 Nagellacken enthielten krebserregende Nitrosamine. Das ergab eine Untersuchung des Kantonalen Laboratoriums Basel-Stadt im Mai. Mitarbeiter Urs Hauri vermutet als Ursache Nitrocellulose. Dieser Stoff ist Hauptbestandteil aller handelsüblichen Nagellacke und soll die Nägel schützen. Hauri: «Entweder man verzichtet auf lackierte Nägel oder nimmt das Risiko in Kauf.»
Die deutsche Zeitschrift «Öko-Test» fand 2014 in allen 19 getesteten Nagellacken umstrittene Hilfsmittel wie Weichmacher oder bedenkliche UV-Filter. In einem Chanel-Produkt stiess das Labor gar auf Phenol. Dieser Stoff steht im Verdacht, das Erbgut zu schädigen.
In einem Test des TV-Konsumentenmagazins «A bon Entendeur» vor fünf Jahren enthielten Nagellacke bis zu 22 heikle organische Verbindungen. Diese können allergieauslösend oder in grösseren Mengen krebserregend sein. Hersteller verwenden sie, damit der Lack schneller trocknet.
Der Praxistest
Das Ipi Institut in Stuttgart (D) führte einen Praxistest mit Probandinnen (16 bis 65 Jahre) durch. Jeweils zehn Frauen trugen jeden Lack zweimal mit einer fünfminütigen Pause auf. Danach liessen sie ihn während 15 Minuten trocknen. Für den Belastungstest wühlten die Frauen im Sand, liessen ihre Nägel über Papier gleiten, wuschen Geschirr, öffneten Getränkedosen und schlossen Hemdknöpfe. Die Probandinnen und zwei Testleiterinnen beurteilten Auftragen, Farbdeckung, Glanz, Fläschchen, Pinsel und das Aussehen vor und nach dem Belastungstest.