Schrauben anziehen oder lösen, Drähte trennen oder unterwegs ein Stückchen Salami abschneiden: Sogenannte Multitools vereinen viele verschiedene Funktionen in ein und demselben Werkzeug. Sie sind praktisch für alltägliche Arbeiten im Haushalt oder auf längeren Wanderungen. Das Mitschleppen von einzelnen Werkzeugen kann man sich damit sparen.
saldo hat zehn der meistverkauften Taschenwerkzeuge getestet. Die Labors prüften, ob die Multitools ein Messer, einen Schraubenzieher oder eine Zange ersetzen können. Sie testeten auch, ob sich die Werkzeuge schnell und einfach öffnen lassen und ob Verletzungsgefahr besteht. Ebenfalls ein Kriterium war die Qualität: Wie schnell rosten die Tools, wie hart ist das Metall und überstehen sie auch Stürze?
Das Resultat: Am besten schneiden teure Modelle ab. Sie kosten zwischen 125 und 160 Franken. Ein Multitool erhielt die Bewertung «sehr gut» – das «Swisstool Spirit» von Victorinox. Das Messer schnitt sowohl Papier wie auch Salami sauber und gerade, mit der Zange konnten selbst mit Kunststoff ummantelte Kupferdrähte durchtrennt werden. Auch setzte es als einziges Tool beim Korrosionstest kaum Rost an.
Die Zange ist bei vielen Multitools ungenügend
Die Bewertung «gut» gab es für die Modelle «Wave» von Leatherman, «Rangergrip 90» von Wenger sowie das «Skeletool» von Leatherman. Letzteres ist mit 49 Franken ein eher günstiges Modell. Es hat deutlich weniger Funktionen als «Leatherman Wave» und «Victorinox Swisstool Spirit». Unter anderem besitzt es keine Schere, keine Feile und keinen Dosenöffner.
Schwachpunkt bei vielen Modellen ist die Zange. Einerseits greifen die Rillen zu wenig, um Nägel oder Schrauben zu lösen. Andererseits war der Drahtschneider oft zu schwach, um einen Kupferdraht zu durchtrennen.
Das Tool «Mtt151» von Bahco erhielt bei der Handhabung und bei der Produktqualität ungenügende Noten. So waren bei den einzelnen Werkzeugen keine Arretierungen vorhanden – die Werkzeuge schnappten beim Arbeiten oft zu. So ist die Gefahr gross, sich damit in die Hand zu schneiden. Und beim Korrosionstest bildeten sich deutlich sichtbare Rostflecken an den Werkzeugen.
Zwei Produkte zu klein für sauberes Arbeiten
Das «Swiss+Tech Mini-Multi» und das «Go/On Multitool» sind die günstigsten und kleinsten Geräte im Test: Mit 70 und 56 Gramm wiegen sie fast 200 Gramm weniger als das schwerste Modell «Rangergrip 90». Und sie sind 6 respektive 8 Zentimeter kleiner.
Das ist ein grosser Nachteil: Sauberes Arbeiten ist damit fast unmöglich. So franste bei beiden Modellen im Schneidetest das Papier aus, Salami liess sich nur mit Mühe oder gar nicht schneiden. Die Laborexperten konnten zudem mit dem Schraubenzieher des «Go/On Multitools» die Schrauben nicht lösen. Als einziges Modell erhielt es eine ungenügende Gesamtnote.
Jumbo-Sprecherin Angela Gullo hat die Funktionen dieses Multitools in einem Selbsttest überprüft. Und kommt zum gleichen Schluss wie saldo: «Das Messer ist aufgrund der Grösse nicht für das Schneiden von Fleisch oder Salami geeignet», und der Schraubenzieher sei für Kleinarbeiten im Notfall gedacht und somit nicht das korrekte Werkzeug für angezogene Schrauben. Die saldo-Testanlage findet sie trotzdem unfair: «Das Go/On-Modell gehört der untersten Preisklasse an und kann nicht mit grösseren Modellen verglichen werden.
So wurde getestet
Das Prüfinstitut PZT in Wilhelmshaven (D) hat gemeinsam mit dem Institut für Konstruktions- und Produktionstechnik der Jade-Hochschule Wilhelmshaven zehn Multitools getestet. Die Kriterien:
Praxistest: Mit dem Messer schnitten die PZT-Tester Papier der Dicken 80, 160 und 240 g/m² sowie eine Scheibe Salami. Die Schnittstellen sollten gerade und sauber sein. Mit der Zange versuchten sie, Nägel oder Schrauben aus einem Stück Holz zu ziehen sowie 1-mm- und 1,5-mm-Drähte zu durchtrennen. Mit dem Schraubenzieher lösten sie Schrauben aus Hartholz und ermittelten das Drehmoment.
Handhabung: Wie liegt das Tool in der Hand? Wie gut lassen sich die Werkzeuge öffnen und schliessen? Gibt es eine Arretierung?
Qualität: Um die Robustheit zu prüfen, besprühte das PZT die Tools mit einer Salzlösung und lagerte sie drei Tage. Danach beurteilten zwei Experten jeweils den angesetzten Rost. Im Falltest liessen sie jedes Tool sechsmal aus 1 Meter Höhe fallen, öffneten danach nochmals jedes Werkzeug und prüften die Schäden.
Die Forscher der Jade-Hochschule massen zudem die Materialhärte der Werkzeuge.
Vor- und Nachteile auf einen Blick
Victorinox Swisstool Spirit
+ Viele Funktionen
+ Eignet sich für Haushaltarbeiten sowie Trekkingtouren
+ Robust, sehr gute Materialqualität
< Relativ schwer
Leatherman Wave
+ Viele Funktionen
+ Eignet sich für Haushaltarbeiten sowie Trekkingtouren
< Schwer
< Deutliche Roststellen im Korrosionstest
Wenger Rangergrip 90
+ Robust, gute Materialqualität
+ Kaum Roststellen im Korrosionstest
< Schwerstes Tool im Test, etwas unhandlich
< Keine Schere
Leatherman Skeletool
+ Relativ leicht, eignet sich für Trekkingtouren
+ Enthält Flaschenöffner und Karabiner
+ Robust, gute Materialqualität
< Keine Schere und keine Säge
Gerber Crucial Tactical
+ Schrauben lassen sich gut lösen
+ Handlich
< Keine Schere
< Viele Rostflecken beim Korrosionstest
Walther Multifunktionsmesser
+ Eignet sich für Haushaltarbeiten
+ Viele Bits für den Schraubenzieher
+ Enthält Glasbrecher und Dosenöffner
< Keine Schere und keine Säge
< Unhandlich, Werkzeuge lassen sich schwer schliessen
Swiss+Tech Mini-Multi
+ Sehr klein, leicht, handlich
+ Enthält Dosenöffner und Taschenlampe
< Werkzeuge zu klein für sauberes Arbeiten
< Keine Säge und keine Schere
Pumatec Epoxy Multitool
+ Enthält Fischentschupper
< Unhandlich, sehr breit
< Schraubenzieher schnappt zu beim Arbeiten
Bahco Mtt151
+ Enthält Fischentschupper, Dosenöffner und Lineal
< Messer schneidet nicht glatt, Schrauben lassen sich nur mit Mühe lösen
< Werkzeuge schnappen zu beim Arbeiten
< Starke Rostflecken
Go/On-Multitool
+ Das kleinste Tool im Test, leicht
< Werkzeuge sehr klein, Messer schneidet keine Salami, Schrauben lassen sich nicht lösen
< Viele Rostflecken