Die Insektenspezialisten des deutschen Labors Biogenius prüften verschiedene Produkte und Methoden, die laut Herstellern vor Mücken schützen sollen: Duftkerzen, Armbänder, Pflaster, UV-Lampen mit integriertem Hochspannungsgitter, Mückenpiepser und Giftverdampfer. Die Tests erfolgten am lebenden Objekt. Die Testpersonen begaben sich eine halbe Stunde nach Anwendung des Mückenschutzmittels in einen Raum, in dem 50 hungrige Stechmückenweibchen ausgesetzt worden waren. Nach zehn Stichen oder nach Ablauf von 10 Minuten durften die Probanden den Raum verlassen (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Chemischer Wirkstoff: Eine todsichere Sache gegen Insekten
Das Resultat war schmerzhaft: Die Testpersonen wurden am Laufmeter gestochen. In den meisten Fällen hatten die Mücken schon innerhalb von 4 bis 7 Minuten zehnmal zugestochen. Das Testergebnis steht im Gegensatz zu den Versprechen der Hersteller auf den Verpackungen: Dort ist von wirksamem Schutz in Räumen bis zu 80 Quadratmetern Grösse und im Freien auf einer Fläche von bis zu 20 Quadratmetern die Rede.
Immerhin: Eines von zwölf Produkten schützte alle Testpersonen bei Tag und in der simulierten Dämmerung vor Stichen. Zugleich tötete der chemische Wirkstoff fast alle Mücken ab: Es handelt sich um das Gerät der Marke Superscreen von Coop Bau + Hobby. Es eignet sich für den Balkon oder die Terrasse. Eine Butangaspatrone heizt das Gerät auf. Über ein Wirkstoffplättchen wird die Substanz Allethrin verdampft. Dabei handelt es sich um ein Pyrethroid, eine Substanz, die auf das Nervensystem der Insekten wirkt und die Tiere tötet. Produkte mit demselben Wirkprinzip findet man bei fast allen Detailhändlern, in Baumärkten und Drogerien.
Die verdampfenden Wirkstoffe können Kopfweh verursachen
Ob Pyrethroide schädlich sind für Menschen, ist umstritten. Laut den Experten von Biogenius sowie Informationen des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung ist es nicht ausgeschlossen, dass der Stoff bei empfindlichen Leuten und bei Anwendung in Innenräumen Kopfschmerzen auslösen kann. Dies gelte aber genauso für natürliche Wirkstoffe wie ätherische Öle. Auf allen Anti-Mücken-Produkten mit chemischen und natürlichen Wirkstoffen sind darum auch entsprechende Warnhinweise zu finden.
Ultraschallgeräte: Mücken nehmen keine Hochfrequenztöne wahr
Das Superscreen-Mückenschutzgerät ist mit Fr. 59.90 das zweitteuerste Gerät im Test. Mit Fr. 15.50 deutlich günstiger ist das Verdampfergerät Optimum von Migros. Es wirkt ebenfalls auf der Basis von Pyrethroiden und kann an jeder Steckdose betrieben werden. Die Migros warnt auf der Verpackung vor der Dauerbelastung in schwach belüfteten Räumen. Optimum zeigte sich im Test etwas weniger wirksam als Superscreen. Zwei von zehn Testpersonen wurden einmal gestochen.
Nur Stechmückenweibchen stechen. Sie können Ultraschalltöne nicht wahrnehmen. So verwundert es nicht, dass sich die Mücken vom Windhager Mücken-Stopp Ultrasonic nicht vom Blutsaugen abhalten liessen. Die hochfrequenten Töne schrecken bestenfalls Marder oder hörempfindliche Jugendliche ab. Immerhin: Das Ultraschallgerät wie auch die Duftkerze Citronella, die Weitech-Mozzzkito-Patches, das Mückenschutz-Armband von Vedia, der Insektenvernichter Mini und der Mosquito Stop Profi hielten nachtaktive Mücken ein klein wenig länger vom Stechen ab als die restlichen Produkte.
Der Unterschied ist jedoch gering. Diese Produkte erhielten deshalb das Gesamturteil «ungenügend». Dazu gehören auch der Inzzzector, das Anti-Mücken-Armband Parakito, die Lichtfalle von Migros Do It und der Super Mosquito Killer von Lunartec. Die Testpersonen trugen die Anti-Moskito-Pflaster und die Anti-Mücken-Armbänder direkt am ungeschützten Unterarm. Genützt haben die Produkte trotzdem nichts.
Duftkerzen: Riechen stark und nützen kaum
Ähnliches gilt auch für Duftkerzen. Man müsste so viele Kerzen anzünden, dass der intensive Geruch nicht nur für Mücken, sondern wohl auch für menschliche Nasen kaum erträglich wäre. Bereits zwei nicht angezündete Citronella-Duftkerzen von Jumbo führten auch in der Redaktion zu Kopfschmerzen – trotz häufigem Lüften.
Die Firma Interlac verteidigt das Mückenschutzarmband Parakito. Das Band habe in Outdoor-Tests seine Wirksamkeit bewiesen. Swiss Inno Solutions, Hersteller des Insektenvernichters Mini, teilt mit, das Gerät habe nur eine Wirkung, wenn man es 24 Stunden im Dauerbetrieb laufen lässt. Auf der Verpackung und in der Betriebsanleitung steht das aber nirgends. Die Migros teilt mit, dass die Wirksamkeit des Optimum-Steckers noch höher sei, wenn man mehr als eine halbe Stunde Aufwärmzeit einrechne. Der Wirkstoff benötige Zeit, bis er sich im Raum verteilt habe.
Pflaster: Versprochener 12-Stunden-Schutz hält gerade mal 6 Minuten
Coop schreibt, das Produkt Weitech Mozzzkito Patch werde aus dem Verkauf genommen. Die Lichtfalle Weitech Inzzzector eigne sich nur für kleine Räume. Coop ist der Ansicht, dass die Produkte wirken, da die Mücken später stechen würden als ohne Geräteeinsatz.
Die zeitliche Verzögerung ist allerdings sehr gering. Ein Beispiel: Ohne Mozzzkito Patch auf dem Arm erhielten alle fünf Probanden im Durchschnitt in knapp 4 Minuten zehn Stiche von tagaktiven Mücken. Mit Pflaster auf dem Arm dauerte es 6 Minuten, bis alle Probanden ebenso oft gestochen waren. Das Pflaster schützte also nicht vor Stichen. Dabei verspricht die Verpackung mit einer rot durchgestrichenen Mücke und deutlicher Schrift: Stechmückenschutz, 12 Stunden.
So wurde getestet
Die Insektenspezialisten des deutschen Labors Biogenius prüften jedes der 12 Anti-Mücken-Produkte in einem 30 Kubikmeter grossen, klimatisch stabilen Testraum. Die Testpersonen betraten den Raum jeweils 30 Minuten nach der Produktanwendung. Gleichzeitig liessen die Experten 50 hungrige Mückenweibchen frei. Vorgängig kontrollierten die Labormitarbeiter die Stechaktivität der Mücken, ohne dass die Produkte im Raum waren. Die Testpersonen trugen Schutzkleidung. Nur ein Unterarm war nackt. Jeder Proband blieb längstens 10 Minuten im Raum oder so lange, bis er maximal 10 Mal gestochen worden war.
Die Experten massen die Zeit, bis die Mücken 10 Mal gestochen hatten oder wie oft die Testpersonen innerhalb von 10 Minuten gestochen wurden. Je fünf Probanden testeten die Wirksamkeit der Produkte jeweils mit tagaktiven Gelbfiebermücken und mit nachtaktiven südlichen Hausmücken. Insgesamt wurde so die Wirksamkeit jedes Produktes durch zehn Probanden überprüft.
Alternativen: Auch Hausmittel vertreiben Mücken kaum
Mücken kann man auch mit Hausmitteln wie Lavendel, angeschnittenen Zitrusfrüchten mit hineingesteckten Gewürznelken, Apfelessig oder Knoblauchzehen zu Leibe rücken. Der Erfolg ist jedoch sehr mässig, wie die Stiftung Warentest in einem Testbeitrag feststellte: Von den klassischen Hausmitteln zeigte nur Lavendelöl eine gewisse abschreckende Wirkung. Aufgetragen auf die Haut schützte Lavendelöl immerhin eine Stunde lang vor den Mücken. Das reichte für das Gesamturteil «genügend». Alle anderen Hausmittelchen beeindruckten die Stechmücken im Testraum nicht. Auf dem Teller mit gespickten Zitrusfrüchten liessen sich einige Mücken sogar nieder.
Am besten ist es, Mücken gar nicht erst ins Zimmer zu lassen. Intakte Mückengitter und Moskitonetze helfen gut.