Dunkle Schokolade enthält mehr Kakao als Milchschokolade und ist auch gesünder. Grund dafür sind die darin enthaltenen Pflanzenstoffe Polyphenole. Viele von ihnen können vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen, Krankheitskeime abtöten und entzündungshemmend wirken. Laut dem deutschen Bundeszentrum für Ernährung regen sie zudem «die natürlichen körpereigenen Killerzellen an und helfen so, Krebserkrankungen vorzubeugen».
Doch welche Tafeln enthalten besonders viele Polyphenole? saldo schickte 16 dunkle Schokoladen mit einem Kakaogehalt ab 45 Prozent ins Labor. Resultat: Wer mit möglichst wenig Schokolade möglichst viel gesunde Polyphenole zu sich nehmen will, greift zur Migros-Sélection-Tafel mit 100 Prozent Kakao. Der Testsieger enthielt fast sechs Mal mehr Polyphenole als die «Crémant» von Coop Prix Garantie und die Ovomaltine «Crunchy Noir». Selbst in der Aldi-Schokolade mit dem zweitgrössten Polyphenolgehalt steckten nur halb so viele wertvolle Pflanzenstoffe wie in der Sélection-Schokolade. Dafür ist das Aldi-Produkt fünfmal günstiger als die teure Migros-Schoggi.
Ein hoher Kakaoanteil bedeutet nicht automatisch, dass die Schokolade viele wertvolle Pflanzenstoffe enthält. Wichtig sind auch die Kakaosorte und die Verarbeitungsmethode. So entdeckte das Labor in der Aldi-Tafel mit 75 Prozent Kakao deutlich mehr Polyphenole als in der Lindt Excellence mit 90 Prozent Kakao.
Zweithöchster Kadmium-Gehalt in der Migros-Bio-Schokolade
Schokolade enthält oft Schadstoffe. Sie werden von den Kakaopflanzen auch aus der Erde aufgenommen. Alle Produkte enthielten Kadmium- und Nickelspuren. Vor allem bei Kadmium gilt: Je mehr Kakao in den Tafeln steckt, desto mehr Kadmium weisen sie in der Regel auf. So fanden sich in Schokoladen mit 75 Prozent und mehr Kakao grössere Kadmiummengen als in solchen mit tieferem Kakaogehalt. Ausnahme: Die Migros-Bio-Schokolade mit nur 55 Prozent Kakao enthielt am zweitmeisten Kadmium. Die Messwerte lagen aber bei allen Tafeln klar unter den gesetzlichen Höchstwerten.
Einige Schokoladen enthielten sowohl relativ viel Kadmium wie auch Nickel. Dazu zählten Lindt Excellence, Coop Naturaplan, Frey «Suprême Noir» und das Sprüngli-Produkt. Laut der Europäischen Lebensmittelbehörde nehmen Teile der Bevölkerung viel oder zu viel Nickel auf. Für das Schwermetall gibt es keine gesetzlichen Höchstwerte in der Schokolade.
Gift in Kakaopflanzen ist nicht nur naturbedingt. Beim Anbau greifen Bauern oft zu Pestiziden. Jedes dritte Produkt enthielt solche Rückstände. In der Lidl- und Ovomaltine-Schokolade entdeckte das Labor Spuren des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat. In vier weiteren Tafeln fand es Piperonylbutoxid. Der Stoff maximiert die Wirkung verschiedener Insektenvernichter – und damit auch die giftige Wirkung von Pestiziden auf Menschen.
Beim Rösten können ebenfalls heikle Stoffe entstehen. In der Migros-Bio-Schokolade fanden sich polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Das nachgewiesene Benzaanthracen und das Chrysen sind laut dem Bundesamt für Gesundheit «beim Menschen wahrscheinlich krebserregend». Immerhin: Die gefundenen Mengen lagen unter dem gesetzlichen Höchstwert. Die Konkurrenz bewies allerdings, dass es auch ohne PAK geht. Deshalb erhielt das Migros-Bio-Produkt eine halbe Note Abzug.
Lidl-Schokolade enthält mit Abstand am meisten Aluminium
In 15 der 16 Tafeln stiess das Labor auf Aluminium. Das Leichtmetall kann aus dem Boden oder aus der Verpackung stammen.
Das einzige Produkt ohne nachweisbares Aluminium war die Läderach «Frischschoggi». Dagegen wies die Lidl-Schokolade deutlich mehr auf als alle anderen. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit kann sich die Aufnahme von viel Aluminium negativ auf das Nervensystem oder auf Nieren und Knochen auswirken. Gesetzliche Höchstwerte fehlen.
Für Lindt ist der gemessene Nickelgehalt unbedenklich. Denner will Nickel «künftig in den Wareneingängen zusätzlich prüfen». Die Rückstände von Pirenonylbutoxid wollen Denner und Migros «gegenprüfen». Ovomaltine-Hersteller Wander führt den Glyphosatgehalt auf die für die Malzherstellung verwendete Gerste zurück.
So wurde getestet
Zwei spezialisierte Labors prüften für saldo 16 Schokoladen ab einem deklarierten Kakaogehalt von 45 Prozent. Im Fokus:
Polyphenole: Zu ihnen zählen unterschiedliche Pflanzenstoffe. Sie sind unter anderem in Kräutern, Trauben, Granatäpfeln oder Kakao enthalten. In Pflanzen wehren die Stoffe Schädlinge und Krankheiten ab, regulieren das Wachstum und bestimmen die Farben der Pflanzen. Für Menschen sollen viele Polyphenole gesundheitsfördernd sein.
Kadmium: Das giftige Schwermetall kommt natürlich vor oder gelangt über die Industrie in die Böden und in den Kakao. Die Aufnahme von Kadmium über einen längeren Zeitraum kann zu Nierenschäden führen.
Nickel: Gilt als häufigstes Kontaktallergen und kann bei empfindlichen Personen schwere Ekzeme verursachen. Der Mensch nimmt das Schwermetall vor allem über die Nahrung auf.
Pestizide: Das Labor suchte nach über 500 Pestiziden. Viele der Substanzen schädigen die menschliche Gesundheit und die Umwelt.
PAK: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe entstehen, wenn organisches Material wie Kakaobohnen stark erhitzt wird. Einige der Stoffe können die Fortpflanzung und Ungeborene schädigen, das Erbgut verändern und Krebs verursachen.
Aluminium: Das giftige Metall ist ein natürlicher Bestandteil von Böden. Es kann sich im menschlichen Körper über Blut- und Lymphgefässe in den Lymphknoten, der Milz, den Knochen, im Gehirn und in anderen Organen anreichern.