Leicht getrübter Kaffeegenuss
saldo hat acht Kaffee-Vollautomaten unter 1000 Franken getestet: Die Kaffeequalität überzeugt nicht immer. Sehr unterschiedlich ist auch der Stromverbrauch.
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saldo 20/2003
03.12.2003
Jeannette Büchel
Espresso ist Kult, nicht nur in Italien, wo der «caffè» bevorzugt an der Bar im Stehen getrunken wird. Auch bei uns hat das kleine schwarze Getränk viele Liebhaberinnen und Liebhaber. Allein im letzten Jahr leisteten sich über 80 000 Haushalte einen Espresso-Vollautomaten und gaben dafür insgesamt über 72 Millionen Franken aus.
Weil eine solche Maschine ein beliebtes Weihnachtsgeschenk ist, haben saldo und Topten rechtzeitig fürs Fest acht Vollautomaten prüfen lassen. Aus...
Espresso ist Kult, nicht nur in Italien, wo der «caffè» bevorzugt an der Bar im Stehen getrunken wird. Auch bei uns hat das kleine schwarze Getränk viele Liebhaberinnen und Liebhaber. Allein im letzten Jahr leisteten sich über 80 000 Haushalte einen Espresso-Vollautomaten und gaben dafür insgesamt über 72 Millionen Franken aus.
Weil eine solche Maschine ein beliebtes Weihnachtsgeschenk ist, haben saldo und Topten rechtzeitig fürs Fest acht Vollautomaten prüfen lassen. Ausgewählt wurden preiswerte Maschinen unter 1000 Franken der bekanntesten Marken.
Die Vielfalt unter den Geräten täuscht: Mit Ausnahme von Jura steckt im Innern aller Testmodelle Technik aus dem Hause der Marktführerin Saeco. Die Maschinen unterscheiden sich zwar in Marke und Design, in ihrem Innenleben jedoch kaum. Nur Jura lässt ihre Geräte von der Romanshorner Firma Eugster/Frismag herstellen.
In erster Linie wurde getestet, wie gut der Espresso ist, den die Vollautomaten brühen. Das deutsche Ipi-Institut für Produktforschung und Information prüfte zudem Funktion, Handhabung und Energieverbrauch der Maschinen (siehe auch Kasten).
Leicht bitter, aromatisch und würzig sollte ein echter Espresso schmecken. Die Krönung ist das Schäumchen aus gelösten Geschmacks- und Ölstoffen, die sogenannte Crema. Sie soll goldbraun, feinporig und so stabil sein, dass sie trotz Umrühren erhalten bleibt.
Miostar und Jura: Enttäuschende Kaffeequalität
Zwölf Testpersonen, alles gewohnheitsmässige Espressotrinker, prüften die Kaffeequalität der Maschinen. Beurteilt wurden Crema, Aroma und Geschmack. Natürlich ist die Wahl eines guten Kaffees das A und O. saldo hat daher für die Degustation den beliebten Kaffee Lavazza Qualità Oro verwendet.
Durchwegs gute Noten erzielte in Sachen Kaffeequalität nur die Solis Palazzo. Mit der schönsten Crema konnte Saeco Incanto auftrumpfen. Nicht überzeugt hat bei diesem Kriterium die letztplatzierte Miostar Caruso. Für die Note «genügend» reichte es nur knapp, ein enttäuschendes Ergebnis bei einem Kaufpreis von immerhin 748 Franken. Auch die Jura Impressa E 40 konnte in Sachen Kaffeequalität nicht brillieren. Für die Crema erhielt sie zwar die Note «gut», Geschmack und Aroma wurden jedoch nur mit «genügend» beurteilt. Dies führte auch im Gesamturteil zur Abwertung auf die Note «genügend».
Die Zubereitung von Espresso ist ein komplexes Zusammenspiel von Wasser, Kaffee, Druck und Temperatur. Am besten eignet sich Kaffee mit hohem Arabica-Anteil. Wichtig ist auch der Mahlgrad: Wird er falsch eingestellt, kann dies den Geschmack beeinträchtigen. Es kann sich lohnen, verschiedene Espressosorten und Mahlgrade auszuprobieren. Allerdings: Wenn die Kaffeemaschine wenig taugt, lässt sich auch aus einem Spitzenkaffee kein gutes Getränk zaubern. Dies zeigte eine Untersuchung über Espressomaschinen, welche die Stiftung Warentest vor zwei Jahren durchführte. Die Maschinen, die mit dem teuren Testkaffee volles Aroma brachten, lieferten auch mit billigeren Sorten noch guten Geschmack. Umgekehrt war dies leider nicht der Fall.
Unter dem Kriterium «Funktion» wurden die Aufheizzeit, die Kaffeetemperatur, das Aufschäumen der Milch und die Wassertemperatur bewertet. Gross sind die Unterschiede bei der Aufheizzeit. Bei der Jura Impressa dauert es vom Einschalten bis zur Betriebsbereitschaft gerade mal 30 Sekunden. Geduld ist hingegen bei Saeco Vienna Digital und Turmix TX 550 gefragt: Beide Geräte brauchen rund zweieinhalb Minuten, bis sie aufgeheizt sind.
Ausser Rotel Conforta und Satrap Excelento verfügen alle Maschinen über eine Spülfunktion. Wird diese eingeschaltet, dauert das Aufheizen 20 bis 30 Sekunden länger.
Heisswasser: Bei einigen Maschinen nur 70 Grad warm
Wer sich einen Cappuccino, bestehend aus je einem Drittel Espresso, heisser Milch und Milchhaube zubereiten will, braucht festen Milchschaum, der sich mit der Dampfdüse zubereiten lässt. Erfreulicherweise gelingt das auch bei den meisten Geräten sehr gut.
Heisswasser kann ebenfalls über die Dampfdüse zubereitet werden. Nur wird es nicht bei allen Maschinen gleich heiss. Während Jura Impressa E 40 und Saeco Vienna Digital über 80-grädiges Wasser liefern, wird es bei Miostar Caruso, Rotel Conforta und Satrap Excelento nur rund 70 Grad warm - zu wenig für einen richtig heissen Tee oder eine Suppenmahlzeit.
Schliesslich haben die Tester auch Augenmerk auf die Handhabung der Maschinen gelegt. Ärger bereitete etwa der Wasserbehälter bei der Miostar Caruso. Er verfügt weder über Griffmulde noch Henkel, welche das Herausnehmen erleichtern würden.
Pflege: Nicht alle Modelle sind einfach zu reinigen
Ärgern werden sich bei zwei Modellen all jene, die ihren Cappuccino gerne in hohen Tassen zubereiten. Bei Saeco Incanto und Rotel Conforta müssen diese nämlich gekippt werden, um sie zu platzieren. Gerät die Tasse etwas voll, lässt sie sich nicht entnehmen, ohne dass ein Teil des Getränks verschüttet.
Bei Rotel Conforta ist der Auslauf nicht höhenverstellbar, und bei niedrigen Tassen zeigen sich hässliche Kaffeespritzer.
So bequem die Maschinen bei der Kaffeezubereitung sind - ohne Pflege kommen sie nicht aus. Zwar übernehmen zum Teil vollautomatische Reinigungs- und Spülprogramme die Arbeit, ganz ohne Zutun geht es jedoch nicht. So muss zum Beispiel regelmässig die Zentraleinheit gesäubert werden. Die Brühgruppe herauszunehmen und wieder einzusetzen ist nicht einfach. Rotel Conforta und Satrap Excelento erhielten hier die Note «mangelhaft». Bei Saeco Incanto, Jura Impressa, Solis Palazzo und Turmix TX 550 bereitete das Reinigen des Wasserbehälters Mühe.
Beim Kriterium «Aufstellsituation» bewerteten die Tester, wie variabel sich die Kaffeemaschinen platzieren lassen. Bestnote erzielte hier die Jura Impressa E40. Bei diesem Modell muss nur die Vorderseite zugänglich sein. Ganz anders bei der Saeco Vienna Digital: Dieses Gerät muss von allen vier Seiten bedienbar sein. Entsprechend gering sind die Möglichkeiten, die Maschine an einen bestimmten Platz zu stellen.
Weitere Infos: www.topten.ch
Kaffeemaschinen: Energie für mehrere Millionen Franken verpufft
Rund zwei Drittel der Schweizer Haushalte verfügen über eine Kaffeemaschine. Diese Geräte verbrauchen mehr Strom als alle Fernsehapparate - über 60 Millionen Franken pro Jahr. Aber: Die Stromkosten der Kaffeemaschinen könnten beträchtlich reduziert werden. Jürg Nipkow von der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz (Safe) schätzt das Einsparpotenzial auf 50 Prozent.
Auch in den einzelnen Haushalten fallen die Stromkosten ins Gewicht. So braucht die Jura Impressa E 40 rund viermal weniger Strom als die letztplatzierte Rotel Conforta. Pro Jahr lassen sich durch die richtige Wahl des Gerätes rund 37 Franken sparen, bei zehn Jahren Betriebsdauer gar knapp 400 Franken.
Der Grund für die grossen Unterschiede: Nur drei Geräte im Test verfügen über eine automatische Abschaltung (Auto-off). Bei Jura Impressa E 40, Saeco Vienna Digital und Turmix TX 550 lässt sich einstellen, dass die Maschine nach einer gewissen Zeit (meist zwischen 1 und 2 Stunden) die Warmhaltefunktion ausschaltet. Alle andern Kaffeemaschinen haben diese Funktion nicht und brauchen daher viel mehr Strom.
Auch mit dem richtigen Verhalten lässt sich viel Energie sparen: Falls vorhanden, sollte die automatische Abschaltfunktion auf eine Stunde eingestellt werden. Für Maschinen ohne diese Funktion gilt: nach Gebrauch abschalten. Viele der Haushaltkaffeemaschinen stehen auch in Büros, hier lohnt es sich besonders, ein Gerät mit automatischer Abschaltung zu kaufen. «So lässt sich Strom sparen, zudem bleiben Dichtungen und Pumpe länger in gutem Zustand, wenn sie nicht immer heiss sind», erklärt Jürg Nipkow.
Bei den punkto Energieverbrauch als «schlecht» bewerteten Geräten Rotel Conforta und Satrap Excelento heizt sich die Tassenablage auf rund 70 Grad auf. «Das ist zu heiss», findet Nipkow, «bis zu 40 Grad sind ausreichend.» Wird die Maschine abgeschaltet, sind die Tassen natürlich nicht vorgewärmt - das lässt sich aber mit einigen Tropfen heissem Wasser erzielen. Wenn die Maschine über eine Spülfunktion verfügt, lässt sich damit auch gleich die Tasse vorwärmen.
Safe fordert von den Herstellern, dass sie die unnötigen Warmhalteverluste vermeiden. Jürg Nipkow: «Die Geräte müssen über eine Auto-off-Funktion verfügen. Zudem sind wesentliche Optimierungen möglich mit besserer Wärmedämmung der Boiler.»
Anders als bei vielen anderen Haushaltgeräten muss bei Kaffeemaschinen der Energieverbrauch noch nicht deklariert werden.