Langsamer als versprochen
Kein einziger Breitband-Anbieter ist so schnell, wie er verspricht. Die Cablecom schneidet im Geschwindigkeitstest mit Abstand am besten ab.
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saldo 3/2003
19.02.2003
Martin Müller, Mitarbeit: Alexander Mazzara
Sieben Tage lang hat Peter Heinzmann während 24 Stunden gesurft - und das bei 14 Anbietern von ADSL-, ISDN- und analogen Internet-Angeboten. Im Auftrag von Kassensturz und saldo überprüfte der Informatik-Professor der Fachhochschule Rapperswil SG zusammen mit der Firma Cnlab, ob die Internet-Verbindungen tatsächlich so schnell sind, wie die Anbieter versprechen.
Telefon-Provider halten Download-Rate nicht ein
Am besten schnitt die Cablecom ab. Sie bietet...
Sieben Tage lang hat Peter Heinzmann während 24 Stunden gesurft - und das bei 14 Anbietern von ADSL-, ISDN- und analogen Internet-Angeboten. Im Auftrag von Kassensturz und saldo überprüfte der Informatik-Professor der Fachhochschule Rapperswil SG zusammen mit der Firma Cnlab, ob die Internet-Verbindungen tatsächlich so schnell sind, wie die Anbieter versprechen.
Telefon-Provider halten Download-Rate nicht ein
Am besten schnitt die Cablecom ab. Sie bietet Breitband-Internet nicht via Telefon-, sondern via Fernsehkabel an. Getestet wurden drei 256/ 64- Kilobit-Verbindungen an verschiedenen Standorten; eine davon war mit 266 Kilobit (kbit) sogar schneller als versprochen. Im Schnitt betrug die Download-Daten-rate immerhin 240 kbit pro Sekunde.
Wesentlich langsamer sind die Telefon-Provider: All ihre Werte sind knapp ein Drittel schlechter als angekündigt (siehe Tabelle). Heinzmann führt dies darauf zurück, dass fast 30 Prozent der verfügbaren Bandbreite für die Verpackung der Datenströme und für die Datensicherheit gebraucht werde. Es gibt aber einen Lichtblick: Die Swisscom rüstet gegenwärtig all ihre Zentralen auf; ab Ende Februar sollte dank neuer Soft- und Hardware an den meisten Orten eine konstante Download-Rate von 210 kbit gewährleistet sein, verspricht Swisscom-Fixnet-Chef Christoph Brand.
Zum Vergleich surfte Peter Heinzmann auch mit je drei ISDN- und analogen Angeboten (Bluewin, Sunrise und Swissonline). Alle Werte bewegen sich im Rahmen der Erwartungen.
Erfreulich ist, dass Heinzmann praktisch keine Überbuchungen gemessen hat, also einen Leistungsabfall, wenn gleichzeitig zu viele Surfer im Netz sind. Für die Provider rentiert ADSL nämlich nur, wenn sie ihre Leitungskapazitäten mehrfach verkaufen. Im Schnitt hat ein Provider 50-mal mehr Kunden als Kapazität. Diese Überbuchung geht nur so lange gut, wie maximal ein Fünfzigstel der Kunden gleichzeitig im Netz surft. In Stosszeiten kann es daher wie im Strassenverkehr auch auf der ADSL-Autobahn einen Stau geben.
Das ist bei Solnet der Fall: Praktisch den ganzen Tag über registrierten die Tester eine Download-Rate von konstant 180 Kilobit - doch nach Büroschluss bis um etwa 21 Uhr sackte sie jeden Tag auf bis zu 120 Kilobit ab. Das ist nur noch doppelt so rasch wie eine ISDN-Internet-Verbindung. Geschäftsführer Andreas Ehrsam begründet diesen «nur vorübergehend etwas erhöhten Überbuchungsfaktor» mit dem schnellen Wachstum in den letzten Monaten und verspricht baldige Besserung.
Bei Geschäfts-Abos ist das Tempo kein Problem
Die Provider sichern sich gegen Beschwerden ab, indem sie die Download-Rate 256 bloss als Maximalziel definieren. Es gibt aber sehr wohl Angebote, die das Tempo 256 garantieren. Sie richten sich vorwiegend an Geschäftskunden (kleine und mittlere Unternehmen) und sind bis zu dreimal teurer. Fredy Künzler, Chef des Providers Init 7, rät zu einer anderen Lösung: «Für Private kann es sinnvoll sein, ein billiges Abo ohne Tempogarantie bei einem auf KMU-Kunden spezialisierten Provider abzuschliessen.» Dort sind die Leitungen abends weniger belastet.
Die Cablecom als Siegerin im Tempo-Test macht auch bei den Kosten eine gute Figur. Wermutstropfen: Das Angebot ist nicht in der ganzen Schweiz erhältlich.