Pflegeprodukte sollten ohne Inhaltsstoffe auskommen, die Allergien auslösen oder die Schutzfunktion der Haut schwächen. Doch der Test von saldo und «Kassensturz» zeigt ein anderes Bild. Auch die bestplatzierten vier Produkte enthielten einen problematischen Stoff. Deshalb erhielt keine der Tagescremes die Note «sehr gut». Immerhin: In keinem der Produkte liessen sich krebserregendes Formaldehyd oder hormonaktive Parabene nachweisen.
Getestet wurden zwölf Gesichtscremes in einer Preisspanne von Fr. 7.90 bis Fr. 49.90 pro 100 Milliliter. Ein deutsches Labor analysierte die Cremes auf verschiedene unewünschte Inhaltsstoffe. Das Resultat: Vier Eigenmarken von Grossverteilern schnitten gut ab: Ombia von Aldi, I am und Zoé aus der Migros sowie Wel! von Coop. Die anderen acht Tagescremes waren genügend bis ungenügend.
Der Test machte vor allem eines klar: Die Hersteller geizen nicht beim Parfümieren ihrer Cremes. In der «Vitamin E Moisture Cream» von The Bodyshop etwa fanden die Experten gleich sieben heikle Duftstoffe in einer Menge, die über dem deklarationspflichtigen Gehalt von zehn Milligramm pro Kilo lagen. Fünf davon können laut dem wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU besonders häufig Hautreizungen und Ausschläge auslösen.
Dazu gehören die oft verwendeten Stoffe Limonen und Linalool, die nach Zitronen und Lavendel riechen. Beide können vor allem dann Allergien auslösen, wenn sie an der Luft oxidieren. Oder die blumig duftenden Substanzen Geraniol und Hydroxycitronellal sowie der nach Hyazinthen riechende Cinnamyl-Alkohol. Sie liessen sich ebenfalls in der Creme von The Bodyshop nachweisen.
Gewisse Bindemittel schwächen die Hautbarriere
Auch die Cremes von Nivea, Cien und Beauté Suisse enthielten drei oder mehr Duftstoffe, bei denen das Allergiepotenzial als erhöht gilt – genauso wie die Naturkosmetikprodukte von Lavera und Naturaline von Coop. Herstellerin Laverana schreibt, die Parfümierung basiere auf ätherischen Ölen. Diese natürlichen Düfte würden Schwankungen unterliegen. Man weise deshalb alle als Allergene eingestuften Duftstoffe vorsorglich auf der Verpackung aus. Auch Coop verweist auf die natürliche Herkunft der Duftstoffe und die korrekte Deklaration.
Das Labor suchte in den Produkten auch nach heiklen Konservierungs- und Bindemitteln. Sieben Produkte enthielten EDTA. Die Hersteller beeinflussen damit das Aussehen und die Konsistenz kosmetischer Mittel. Die Creme von The Bodyshop enthielt zudem ein PEG-Derivat. Beide Hilfsstoffe schwächen die Hautbarriere. So können nicht nur pflegende, sondern auch unerwünschte Stoffe leichter in den Körper gelangen.
The Bodyshop schreibt, man überprüfe die Inhaltsstoffe der Produkte regelmässig auf ihre Sicherheit und erfülle alle gesetzlichen Anforderungen. Das Produkt werde jedoch eine neue Rezeptur erhalten. Aldi schreibt, EDTA würde zur Konservierung eingesetzt und um die Braunfärbung des in der Ombia-Creme enthaltenen UV-A-Filters zu unterbinden.
Lidl teilt mit, man habe die Cien-Creme aus dem Sortiment genommen. Das Produkt sei nur noch vereinzelt erhältlich.
Feuchtigkeitspflege: Günstige Tagescremes besser als teure
Vor fünf Jahren hat saldo gemessen, wie gut Tagescremes die Haut befeuchten (saldo 8/2015). Das Ergebnis: Die meisten Produkte hatten eine gute oder genügende Pflegewirkung. Die beste Feuchtigkeitspflege erzielten die Produkte «Hydraprotect schützende Tagescreme Detox» der Migros-Marke Zoé sowie die «Pure & Natural feuchtigkeitsspendende Tagescreme» von Nivea. Auffällig im damaligen Test: Die teuren Markenprodukte von Estée Lauder, Clinique und Lancôme mit Preisen von 140 bis 160 Franken pro 100 Milliliter konnten mit den günstigen Eigenmarken der Grossverteiler nicht mithalten.
So wurde getestet
Das chemische Labor Dr. Wirts + Partner in Hannover (D) analysierte für saldo und «Kassensturz» zwölf Tagescremes auf heikle Inhaltsstoffe.
Allergisierende Duftstoffe: Die Experten suchten nach Parfümstoffen, die bei empfindlichen Personen Hautallergien auslösen können. Sie müssen bei Kosmetikprodukten, die auf der Haut verbleiben, ab einem Gehalt von 10 Milligramm pro Kilo auf der Verpackung aufgelistet sein. Duftstoffmengen unter diesem Wert erachten die EU-Behörden als sicher. saldo hat solche Duftstoffe streng bewertet, denn sie haben keinerlei pflegende Wirkung.
Substanzen, die die Hautbarriere schwächen: EDTA, PEG und PEG-Derivate werden als Stabilisatoren und Bindemittel in Kosmetika eingesetzt und machen die Haut durchlässig für Fremdstoffe. So können heikle Substanzen der Cremes oder Schadstoffe aus der Umwelt in die Haut eindringen. Deshalb erhielten Produkte, die diese Stoffe enthielten, Abzüge.
Künstliche Moschusverbindungen und Cashmeran: Auch diese Stoffe setzen die Hersteller zum Parfümieren von Kosmetika ein. Sie bauen sich in der Umwelt nur langsam ab und sind für Wasserlebewesen giftig. Kein Produkt enthielt solche Stoffe.
Konservierungsmittel: Sie machen kosmetische Produkte länger haltbar. Einige davon gelten als heikel für die Gesundheit. Die Untersuchungen zeigen, dass die Hersteller Konservierungsmittel nur im Rahmen der erlaubten Mengen einsetzen und auf kritische Substanzen wie möglicherweise hormonaktive Parabene verzichten. Zudem waren alle getesteten Tagescremes frei von krebserregendem Formaldehyd.