Das Schweizer Offiziersmesser mit rotem Griff und Schweizerkreuz von Victorinox ist der Inbegriff eines Sackmessers. Seit dessen Erfindung vor 125 Jahren hat sich einiges verändert. Sackmesser haben heute viel mehr Funktionen. Einige Modelle verfügen mittlerweile sogar über einen ausklappbaren USB-Stick. Herzstück jedes Messers bleibt aber die Klinge. Ist sie nicht scharf und robust, taugt das Messer im Einsatz nicht viel.
Im saldo-Test von zwölf Produkten stand deshalb die Qualität der Klingen im Zentrum. Im Labor zeigte sich, dass längst nicht alle Messer im Neuzustand scharf sind oder lange scharf bleiben. Auf dem Prüfstand und im Praxistest überzeugten nur drei Produkte: Die Messer der US-Firma Leatherman sowie die beiden der Schweizer Unternehmen Victorinox und Swiza.
Schweizer Produkte auf den Plätzen zwei und drei
Testsieger ist «Free K2» von Leatherman. Das Messer erzielte in allen Prüfpunkten gute Noten. Mit 118 Franken gehört es zu den teuersten Produkten im Testfeld. Auch das «Hunter Pro» von Victorinox ist mit 99 Franken vergleichsweise teuer. Dafür erhält man allerdings ein Messer, das sehr gut in der Hand liegt und unempfindlich gegen Stürze und Korrosion ist.
Die Messungen der Klingen zeigten: Keines der Sackmesser blieb dauerhaft so scharf wie hochwertige Kochmesser. Das beste japanische Kochmesser in einem saldo-Test vor drei Jahren erzielte im gleichen Schneidleistungstest rund drei Mal bessere Werte als das schärfste Sackmesser (saldo 19/2019).
Die Sackmesser von Gerber Gear, Ka-Bar und Deejo waren mit Abstand am wenigsten scharf. Umarex, der Hersteller des nur mit «genügend» bewerteten Walther-Sackmessers, kritisiert den Schneidleistungstest auf dem Prüfstand als wenig realitätsnah: Bei der Produktion von Sackmessern gelte es, den besten Kompromiss zwischen einer scharfen, dünn geschliffenen Schneide und einer stabilen, dicker geschliffenen Klinge zu finden.
Härte und Korrosionsfestigkeit der Klingen geprüft
Ein weiteres Qualitätsmerkmal der Klinge ist die Härte des verwendeten Stahls. Im Materialtest erreichten die besten Sackmesser ähnlich hohe Werte wie qualitativ hochstehende Küchenmesser aus japanischem Stahl.
Fünf Klingen sahen nach dem harten Korrosionstest im Labor nicht mehr glänzend aus. Die Experten des deutschen Labors tauchten die Sackmesser während sechs Stunden immer wieder in eine Kochsalzlösung. Danach zählten sie mit Hilfe einer Lupe die Lochfrass-Stellen in der Klinge sowie die entstandenen Risse. Je stärker der Stahl angegriffen war, desto schlechter fiel die Bewertung aus. Ausgerechnet beim «Einhandmesser» von Puma Tec mit der schärfsten Klinge reagierte der Stahl empfindlich auf den Korrosionstest.
Victorinox- und Swiza-Messer sind salzwassertauglich
Im Alltagsgebrauch treten Bedingungen wie im Salzwasser-Test selten auf. Zudem lässt sich Korrosion durch Pflege vermindern. Wichtig ist, das Messer trocken zu halten und ab und zu mit ein paar Tropfen Öl einzureiben. Bei den geprüften Schweizer Sackmessern von Victorinox und Swiza ist das nicht nötig: Sie überstanden das Eintauchen ins Salzwasser ohne nennenswerte Spuren. Man könnte sie wohl auch problemlos beim Fischen oder beim Segeln auf dem Meer verwenden.
Schäden nach Stürzen gab es bei fast keinem Produkt. Nur das filigran konstruierte Messer «37» von Deejo ging kaputt: Ein Stück der Holzverkleidung brach, der Metallrahmen des Griffs verbog sich. Der Vertrieb von Deejo weist darauf hin, dass der Hersteller ein besonders leichtes und schlankes Sackmesser konstruieren wollte. Bei Schäden werde den Kunden kostenlos ein Ersatz-Griffteil angeboten.
So wurde getestet
Das Labor VPA Prüf- und Zertifizierungs GmbH prüfte für saldo zwölf Sackmesser.
- Klingenqualität: Auf dem Prüfstand schnitten die Messer unter Belastung in einen Stapel aus Prüfpapier. Nach drei und sechzig Hieben wurde die Tiefe der Schnitte gemessen. Die Härte der Klingen ermittelten die Experten mit einem diamantenen Werkzeug, das den Druckwiderstand mass.
- Praxistest: Die Experten entasteten einen Stock, schnitten Grünholz und einen Fisch mit Haut. Zudem durchtrennten sie ein acht Millimeter dickes Kunststoffseil und bewerteten, wie viel Kraft dabei nötig war und wie sauber die Schnitte waren.
- Robustheit: Wie viele Risse und Löcher entstehen in den Messern, wenn man sie während sechs Stunden immer wieder in Salzwasser taucht? Zudem wurde des Messer aus 1,2 Metern Höhe fünf Mal fallen gelassen. Die Lage wurde jedes Mal verändert, was fünf Aufprallprunkte ergab.
- Ergonomie des Messergriffs: Eine Expertin begutachtete, wie gut die Messer in der Hand liegen und ob scharfe Kanten stören. Kann man sich die Finger quetschen oder einklemmen? Kann man das Messer auch bei Nässe sicher greifen?