Rasierwasser sollen nach dem Rasieren Rötungen und Pickel auf der Haut verhindern. Der aktuelle saldo-Test von zwölf Produkten zeigt nun aber: Rasierwasser können eine Gefahr für die Gesundheit sein. Alle enthalten Stoffe, die laut dem wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU Allergien auslösen können. In vier Produkten waren es sogar zehn oder mehr solche Substanzen.
Laut dem Allergiezentrum Schweiz können allergische Ekzeme innerhalb von wenigen Tagen entstehen – aber auch erst nach Wochen oder Monaten bei wiederholtem Kontakt mit dem Auslöser. Deshalb ist es oft schwierig, Ausschläge einem bestimmten Stoff zuzuordnen. Grundsätzlich gilt: Je häufiger jemand allergieauslösenden Stoffen ausgesetzt ist, desto höher ist das Risiko, eine Kontaktallergie zu entwickeln. Dann reagiert die Haut mit Rötungen, Schwellungen oder Bläschen.
Axe und Gillette schnitten schlecht ab
Der saldo-Test ergab: Kein Rasierwasser ist empfehlenswert. Alle Mittel im Test erhielten eine ungenügende oder sogar schlechte Gesamtnote. Am Ende der Tabelle landeten das «After Shave Splash Revitalizing Sea Mist» von Gillette sowie das «Africa» von Axe. Beide Produkte enthielten Geraniol. Diese Substanz ist laut dem wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU besonders gefährlich, wenn er in Kontakt mit Luft kommt. Das ist beim Auftragen der Mittel der Fall.
Geraniol war aber nicht nur bei den schlechtesten Rasierwassern im Test ein Problem. Es steckt in allen geprüften Produkten. In elf der zwölf untersuchten Mittel wiesen die Experten zudem Linalool nach – auch in denen von Axe und Gillette. Linalool riecht süsslichherb nach Lavendel. Wie Geraniol hat dieser Stoff ein besonders hohes Allergiepotenzial, wenn er mit Sauerstoff in Kontakt kommt.
Weitere oft eingesetzte allergene Stoffe waren Citral und Citronellol. Citral gehört laut dem EU-Ausschuss ebenfalls zu den Stoffen, die besonders oft Allergien verursachen. Das Labor wies sie in sieben Produkten nach. Citronellol hat zwar ein geringeres Allergiepotenzial als Citral, kommt aber gleich in zehn der zwölf geprüften Produkte vor. Gerade bei Rasierwassern, die nach der Rasur aufgetragen werden, ist der Einsatz solcher Substanzen heikel. Denn die Haut wird beim Rasieren häufig verletzt. So können unerwünschte Stoffe leichter in die Haut eindringen.
Schädlich für Wasserlebewesen und Umwelt
Neben Duftstoffen waren auch künstliche Moschusverbindungen ein Problem: Diese synthetisch hergestellten Parfümstoffe ersetzen natürlichen, teuren Moschusduft. Sie reichern sich im menschlichen Fettgewebe an und können ebenfalls Allergien auslösen.
Zudem sind sie giftig für Wasserlebewesen und verschmutzen die Umwelt dauerhaft. Im «After Shave Skin Bracer» von Mennen, im «Original» von Old Spice sowie im «After Shave Splash Revitalizing Sea Mist» von Gillette wies das Labor die Moschusverbindung Galaxolid nach. «Africa» von Axe enthielt den moschusartigen Duftstoff Cashmeran.
In jedem zweiten Rasierwasser wies das Labor zudem PEG-Derivate nach: Diese werden als Stabilisatoren und Bindemittel in Kosmetika eingesetzt. Sie schwächen die Hautbarriere und machen die Haut durchlässiger für Fremdstoffe. Immerhin: Die Hersteller deklarierten PEG-Derivate auf den Fläschchen korrekt.
Das war bei den Duftstoffen nicht immer der Fall: Im «X-Bolt After Shave» von Cien Men und dem «Blue» von Coop His Way war der Stoff Geraniol nicht deklariert – obwohl das laut Gesetz obligatorisch ist. Gillette wies mit Benzylalkohol einen allergenen Stoff nicht aus. Am wenigsten schlecht schnitt das Rasierwasser «After shave classic» von Ombia (Aldi) ab: Mit sieben allergenen Stoffen war aber auch dieses Produkt gesamthaft ungenügend.
Denim sagt zu den Resultaten, der Geruch der allergenen Stoffe sei «von grundlegender Bedeutung, um die treuen Verbraucher zufriedenzustellen». Migros schreibt, sie überarbeite die Rezeptur der «After Shave Lotion Normal Skin». Coop verspricht Gleiches – dabei werde man auch auf eine korrekte Deklaration achten. Weleda weist darauf hin, dass die allergenen Stoffe im Produkt aus natürlichen ätherischen Ölen stammen würden und korrekt deklariert seien.
Männer müssen auf eine verträgliche Hautpflege nach der Rasur jedoch nicht verzichten: Der «K-Tipp» prüfte vor fünf Jahren zwölf Aftershave-Balsame («K-Tipp» 5/2018). Sie sollen wie Rasierwasser Rötungen und kleine Pickel nach der Rasur verhindern. Anders als Rasierwasser enthalten sie meist keinen Alkohol und eignen sich für empfindliche Haut. Bei den Balsamen verzichteten vier Hersteller auf den Einsatz von Stoffen, die Allergien verursachen können. Diese zwei empfehlenswerten Produkte sind noch erhältlich:
- «I am Men 2 in 1 After Shave Balm» (Fr. 3.50, Migros)
- «Protect & Care After Shave Balsam» von Nivea (Fr. 6.95, Migros)
So wurde getestet
Ein auf Schadstoffe spezialisiertes Labor in Deutschland hat für saldo zwölf Rasierwasser untersucht:
- Allergene Stoffe: Die Experten suchten nach 28 Stoffen, die Allergien auslösen können. Wurden solche in einer Menge von mehr als 10 Milligramm pro Kilo festgestellt, gab es 1,5 Noten Abzug. Ab dieser Menge besteht laut dem wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU die Möglichkeit, dass sensible Personen eine Allergie entwickeln. Bei Stoffen, die mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Allergie auslösen können, gab es eine weitere Note Abzug. Enthielt das Produkt mehr als drei solcher Substanzen, gabs 1,5 Noten Abzug.
- Moschusverbindungen: Das Labor suchte nach polyzyklischen Moschusverbindungen. Diese können sich im Fettgewebe anreichern.
- Heikle Fremdstoffe: Zusätzlich wurde ermittelt, ob die Rasierwasser Substanzen enthalten, welche die Haut durchlässiger für heikle Fremdstoffe machen.