Saldo schickte Thunfisch in Dosen und Gläsern zur Untersuchung ins Labor. Darunter waren weisser sowie rosa Thunfisch. Eingelegt waren die Produkte in Olivenoder Sonnenblumenöl. Das Resultat der Laboranalyse: Kein einziger Thunfisch war gut. Alle zehn Dosen-Thunfische enthielten Bisphenol A. Dieser Schadstoff kann die Fortpflanzungsfähigkeit der Menschen sowie ihr Immunsystem stören, wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) schreibt.
Eine Folge könnten Autoimmunerkrankungen oder allergische Lungenentzündungen sein. Dies sei schon bei sehr kleinen Mengen möglich. Die Behörde schlug deshalb der EU-Kommission einen neuen Tagesgrenzwert für Bisphenol A vor. Dieser liegt um das 20 000-Fache unter dem noch geltenden Grenzwert von 4 Mikrogramm pro Kilo. Ein Erwachsener mit einem Gewicht von 60 Kilo sollte gemäss dem neuen Grenzwert täglich nicht mehr als 12 Nanogramm Bisphenol A aufnehmen.
Kein Bisphenol A in Thunfisch in Gläsern
Alle zehn untersuchten Dosenprodukte lagen deutlich darüber. Bei einer 50-Gramm-Portion «Weisser Thunfisch in Olivenöl» von Albo war dieser Wert sogar 50 Mal so hoch, bei den Produkten von Rio Mare und M-Classic rund 20 Mal. Rio Mare sagt dazu, Bisphenol komme überall in der Umwelt vor. Und Aldi schreibt, dass für die Dosen kein Bisphenol A verwendet werde. Der Test deutet jedoch darauf hin hin, dass das Bisphenol aus den Dosenbeschichtungen stammt.
Die beiden in Gläser verpackten «Weisser Thun in Olivenöl» von Qualité & Prix sowie die «Thon Filets Albacore in Olivenöl» von Migros Sélection enthielten nämlich kein Bisphenol A.
Thunfisch in Sonnenblumenöl enthielt am wenigsten Glycidol
Doch auch Thunfisch im Glas ist nicht empfehlenswert. Im «Qualité & Prix Weisser Thun in Olivenöl» von Coop wies das Labor 49 Mikrogramm Glycidol pro Kilogramm nach, im «Migros Sélection Thon Filets Albacore in Olivenöl» sogar 120 Mikrogramm pro Kilo. Dieser Stoff kann bei der Verarbeitung von Ölen entstehen und gilt als krebserregend. Die Hersteller schreiben, dass die geltenden Gesetze eingehalten würden. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit gibt es keinen sicheren Wert für Glycidol.
Das Labor fand den Stoff auch in acht Dosen. Wieder schnitt der Thunfisch von Albo am schlechtesten ab: Er enthielt 230 Mikrogramm pro Kilo. Thunfisch, der in Sonnenblumenöl eingelegt ist, war in der Stichprobe weniger oder gar nicht mit Glycidol belastet. Weder in den «Thunfisch Filets in Sonnenblumenöl» von Almare noch im «Thunfisch/Thon in Sonnenblumenöl» von Nixe liess sich der Schadstoff nachweisen.
Bei den vier weiteren Produkten mit Sonnenblumenöl war der Glycidol-Gehalt vergleichsweise tief. Die Meere sind überfischt. Das hat mit dem stark gestiegenen Fischkonsum zu tun. Er nimmt auch in der Schweiz zu. Im Jahr 2000 wurden gemäss dem Bundesamt für Statistik 56'000 Tonnen Fisch importiert, zwei Jahre später waren es bereits rund 73'000 Tonnen. Das entspricht mehr als acht Kilo Importfisch pro Kopf und Jahr. Bei einem beachtlichen Teil davon handelt es sich um Thunfisch.
Fast alle Produkte im saldo-Test tragen das Label des Marine Stewardship Council (MSC). Dieses wurde 1997 von der Umweltschutzorganisation WWF mitbegründet. Die Migros war das erste Unternehmen, das ein Produkt mit MSC-Siegel auf den Markt brachte. Lebensmittel mit diesem Label müssen aus stabilen Fischbeständen stammen. Der Meeresboden muss beim Fang geschont und Beifang vermieden werden.
Für die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF ist das MSC-Siegel noch immer das «beste Wildfisch-Zertifikat am Markt», wie es auf der Internetseite heisst. Deutlich kritischer ist das Urteil der Umweltschützer von Greenpeace: Viele MSC-zertifizierte Fischereien stünden im Verdacht, das Meer zu überfischen und wertvolle Ökosysteme zu zerstören. Auf Verpackungen von Rio Mare ist das Label «Dolphinsafe» der USUmweltorganisation Earth Island Institute aufgedruckt. Dieses schreibt vor, dass Delfine beim Fangen von Thunfisch nicht zu Schaden kommen dürfen. Über anderen Beifang oder Nachhaltigkeit sagt das Label aber nichts aus.
Unter dem Grenzwert: Quecksilber und Fettschadstoff 3-MCPD
Der Gehalt an Quecksilber und dem Fettschadstoff 3-MCPD war in keinem Thunfisch im saldo-Test bedenklich hoch. Quecksilber kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und ist eine Gefahr für ungeborene Kinder im Mutterleib. Die geprüften Produkte enthielten zwischen 28 und 270 Mikrogramm Quecksilber pro Kilo.
Am wenigsten Quecksilber fand das Labor im «Rosa Thon in Sonnenblumenöl» von Spar. Am meisten Quecksilber hatte es in «Weisser Thon in Sonnenblumenöl» von Raimond Frères. Bei diesem Produkt müsste ein 70 Kilo schwerer Mensch allerdings jeden Tag eine Portion à 50 Gramm essen, um den Wochengrenzwert der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zu überschreiten.
Und um den Grenzwert beim Fettschadstoff 3-MCPD zu erreichen, müsste eine 70 Kilo schwere Person 300 Gramm Thon pro Tag essen. 3-MCPD entsteht bei der Verarbeitung von Ölen. Der Stoff steht im Verdacht, die Organe zu schädigen.