Kaum ein anderes Kleidungsstück hat so viele Modetrends überstanden wie Jeans. saldo wollte wissen, wie langlebig und robust die Jeans sind, und schickte je zehn häufig verkaufte Damen- und Herrenmodelle ins Labor. Dort untersuchten die Fachleute, wie sich die Jeans beim Waschen verändern oder auf andere Textilien abfärben. Mit chemischen Analysen untersuchten die Experten zudem, ob die Hosen Schadstoffe enthalten. Nicht bewertet wurden Schnitt und Design. Die Ladenpreise der getesteten Jeans liegen zwischen 20 und 180 Franken.
Resultat: 7 der 20 Jeans erreichten ein gutes Gesamturteil. Die Mehrheit schnitt lediglich genügend ab – darunter einige Modelle, die über 100 Franken kosten.
Bis auf ein Modell alle Jeans frei von Schadstoffen
Die günstigste Hose im Test, das Damenmodell «Skinny» von H&M, war ungenügend. Grund: Diese Hose enthielt Schadstoffe. Die Laborexperten fanden 54 Milligramm pro Kilogramm Nonylphenol-(1-20-)ethoxylat, das zur Gruppe der APEO gehört (siehe Kasten «Prüfkriterien» auf Seite 20). Diese Substanzen haben eine hormonähnliche Wirkung, sind für Wasserlebewesen giftig und reichern sich in der Umwelt an. Die H&M-Hose wurde wegen dieses Schadstoffs um eine halbe Note abgewertet.
Die gefundene Menge liegt zwar unter den Höchstwerten des Öko-Tex-Standards, einem Label der Textilindustrie. Alle anderen Hosen im Test waren aber frei von Rückständen. Das zeigt, dass eine Produktion ohne diese Schadstoffe möglich ist. H&M hat die Testresultate nicht kommentiert.
Es ist ärgerlich, wenn Jeans nach wenigen Wäschen komplett anders aussehen als im Neuzustand. Genau dies ist mit einigen Modellen passiert. Alle Hosen waren nach zehn Durchgängen in der Waschmaschine mindestens eine Spur heller.
Ihren Charakter sollten die Hosen beim Waschen aber nicht verlieren. Deshalb waren die Prüfer besonders streng, wenn sich die Farbe einer Hose nicht nur auswusch, sondern auch veränderte. So geschehen bei Diesel «Skinzee»: Sie war im Original fast schwarz, nach dem Waschen blau. Das Problem der Farbtonänderung hatten auch die Modelle «Angela» von Ellen Amber (Migros), «Skinny» von H&M, «501» von Levi’s, «Tim» von Charles Vögele und «Clark Original» von Jack Jones. Zusätzlich stark aufgehellt hatten sich «Skinzee», «Dolly» und «Tim».
Die Schweizer Vertriebsagentur der Marke Angels hält entgegen, dass «Dolly» in fast zehn Jahren weit über 100 000 Mal verkauft worden sei und dass die Reklamationsquote gleich null sei. Die PR-Agentur von Diesel schreibt, bei der «spezifischen Waschung entwickle sich die Indigo-Farbe im Lauf der Zeit, um ein Unikat zu schaffen». Bei Jack Jones ist man der Ansicht, dass «das allmähliche Verbleichen den Jeans einen einzigartigen Look gibt». Migros erklärt, dass die Damenhose im Test von einem Lieferanten stamme, von dem sie wegen Qualitätsmängeln keine Jeans mehr beziehe.
Nur drei Jeans gingen beim Waschen überhaupt nicht ein
Die Jeans sollten beim Waschen nicht einlaufen. Doch diese Hosen waren nach dem Waschen rund 3 Zentimeter kürzer: «Skinzee» von Diesel, «Dolly» von Angels, «Smart Hipster Straight» von S.Oliver, «Skinny» von H&M und «3» von Jinglers C&A.
C&A sagt, das entspreche ihren Anforderungen nicht, und will Verbesserungen einleiten. Bei Angels kann man sich das Einlaufen nur damit erklären, dass die Hose nicht bei 30 Grad gewaschen wurde. Tatsächlich hat das Labor alle Jeans bei 40 Grad gewaschen. Grund: Dies ist in Haushalten üblich, obwohl einige Hersteller auf der Pflegeanleitung 30 Grad empfehlen. Damit machen sie das, was man in der Textilindustrie «Underlabelling» nennt. Sie geben zu niedrige Waschtemperaturen an, um sich vor Reklamationen zu schützen.
Doch drei Jeans hatten keinerlei Probleme mit Einlaufen: «Katie» von Canda C&A, «Slim» von H&M und «Regular Fit» von Maddison gingen weder am Bund noch in der Länge oder Breite ein.
Sechs Modelle färben beim Waschen auf andere Stoffe ab
Bei einigen Jeans muss man aufpassen, wenn man sie zusammen mit anderen Kleidungsstücken wäscht. So färben «Giorgia» von Street One, «Angela» von Ellen Amber, «Skinny» von H&M und «Frisco» von Stooker auf Baumwolle ab, die S.-Oliver-Jeans auf Viskose. Am stärksten abgefärbt hat das Gardeur-Modell, vor allem auf Polyacryl. Gardeur sagt dazu, es sei marktüblich, dass der Indigo-Farbstoff bei dunklen Jeans abfärbe. Migros schreibt, dass die Farbechtheit der Stooker-Jeans noch im Toleranzbereich liege. Um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt es sich also, Jeans mit anderen dunklen Kleidern zu waschen.
Bekannt ist auch, dass Jeans durch Reibung auf andere Textilien abfärben können. Im Test erfüllten trockene Jeans die Anforderungen, im nassen Zustand färbten aber die Damenjeans von Street One, Charles Vögele und Diesel stark ab. Hier heisst es vorsichtig sein, wenn man sich mit neuen Jeans auf helle Polster setzt. Verfärbungen lassen sich schlecht wieder entfernen.
Prüfkriterien: So wurden die Jeans im Labor getestet
Das Textilforschungsinstitut Hohenstein in Bönnigheim (D) hat die Jeans im Auftrag von saldo geprüft. Die Testkriterien im Detail:
- Veränderung durch Waschen: Wie stark verändern die Jeans mit dem Waschen ihr Aussehen? Hellt sich die Farbe auf? Wechselt der Farbton? Werden die Kanten und Nähte durch Scheuern aufgehellt? Wird das Markenemblem beschädigt? Die Textilexperten wuschen die Jeans 10 Mal in der Waschmaschine und trockneten sie dazwischen an der Leine. Gewaschen wurde bei 40 Grad mit einem Colorwaschmittel. Zwei erfahrene Prüfer beurteilten die Jeans nach dem Waschen. Als Vergleich diente jeweils eine neue Hose.
- Einlaufen: Wird die Hose nach dem Waschen kleiner? Die Experten massen die Jeans vor und nach zehnmaligem Waschen genau aus. So ermittelten sie, um wie viel Prozent die Jeans am Bund, in der Länge und auch in Querrichtung eingingen.
- Schweissechtheit: Färben die Jeans beim Schwitzen auf andere Textilien ab, etwa auf die Unterwäsche? Im Labor wurde ein Stück Jeansstoff zusammen mit weissen Stoffen aus unterschiedlichen Materialien mit alkalischer und saurer Schweisslösung benetzt. Das Ganze wurde unter Druck auf 37 Grad erwärmt. Nach vier Stunden beurteilten die Experten, ob die Materialien angefärbt wurden und ob sich der Farbton der Jeans verändert hatte.
- Waschechtheit: Verfärben die Jeans beim Waschen andere Kleidungsstücke? Die Fachleute überprüften, ob die Jeans auf andere Textilien aus Baumwolle, Polyester, Polyamid oder Viskose abfärben.
- Reibechtheit: Färben die Jeans ab, wenn man sich zum Beispiel auf ein Sofa setzt? Die Experten zogen je ein Stück trockene und nasse Baumwolle mit einem sogenannten Crockmeter mit definierter Belastung 10 Mal über die Jeans hin und her. Danach bewerteten sie, wie stark sich die Baumwollläppchen verfärbt hatten.
- Schadstoffe: Enthalten die Jeans verbotene Azofarbstoffe? Oder Alkylphenolethoxylate (APEO)? Bestimmte Azofarbstoffe können krebserregende aromatische Amine freisetzen. Deshalb ist der Einsatz von 22 Substanzen verboten. Das Labor überprüfte in einer chemischen Analyse, ob die Jeans solche verbotenen Farbstoffe enthalten.
Zur Gruppe der APEO gehören bestimmte Tenside, welche die Textilindustrie häufig einsetzt. Damit werden unter anderem die Kleider während des Färbens gewaschen. Einige Substanzen dieser Gruppe haben eine hormonähnliche Wirkung. Für Wasserlebewesen sind sie giftig. Ausserdem sind sie sehr langlebig und reichern sich in der Umwelt an. In der EU ist der Einsatz von APEO nur bis zu einer Konzentration von 0,1 Prozent erlaubt. Ausserhalb der EU – wo viele Textilien produziert werden – gibt es keine entsprechende Regelung.