Pomaden sorgen dafür, dass die Lippen nicht austrocknen und die Haut brüchig wird. Vielen Anwendern ist aber nicht bewusst, dass sie den grössten Teil der aufgetragenen Pomade rasch ablecken. Laut dem wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU- Kommission nimmt ein Mensch, der Lippenstift aufträgt, pro Tag 57 Milligramm davon ein. Bei Lippenpomade dürfte es mindestens so viel sein. Aufs Jahr hochgerechnet ergäbe das vier Pomadenstifte. Umso wichtiger ist es, dass die Stifte keine schädlichen Stoffe enthalten.
saldo hat deshalb 14 häufig verkaufte Lippenpomaden auf allergene Duftstoffe, schädliche Konservierungsmittel und krebserregende aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH) untersuchen lassen (siehe Kasten «So wurde getestet»). Erfreulich: MOAH waren im Gegensatz zum letzten Test vor vier Jahren kein Problem mehr («K-Tipp» 2/2016). Damals hatte das Labor sie noch in zwei Produkten gefunden. Ebenfalls erfreulich: Mit dem Stift von M-Classic gibt es schon für 67 Rappen ein sehr gutes Produkt.
Insgesamt waren aber nur vier Pomaden empfehlenswert. Der Grund sind Duftstoffe, die Allergien auslösen können. Auf sensiblen Lippen haben solche Pomaden nichts zu suchen. Zehn Produkte enthielten aber solche Zusätze. In den Stiften von Alviana, Carmex, Coop Naturaline sowie Lavera steckte jeweils nur ein Duftstoff mit einem geringen Allergiepotenzial. Bei den Pomaden von Beauté Suisse und I am war es mit Citral respektive Farnesol ebenfalls nur ein Duftstoff – allerdings in beiden Fällen mit einem erhöhten Allergiepotenzial. Citral duftet nach Zitronen und Farnesol nach Maiglöckchen.
Beide Stifte von Labello enthielten drei heikle Stoffe
Je mehr unerwünschte Stoffe ein Produkt enthält, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Haut gereizt wird. saldo zog deshalb bei Pomaden mit drei oder mehr Stoffen mit Allergiepotenzial eine halbe Note ab. Das war bei vier Produkten der Fall, darunter die zwei Stifte der bekannten Marke Labello. Rekordhalter war der Stift der Naturkosmetikmarke Weleda mit gleich sechs verschiedenen Stoffen.
Am meisten verwendet wurden – wie so oft in kosmetischen Produkten – Limonene und Linalool. Limonene duften frisch nach Zitrone und Orange, Linalool süsslich-herb nach Lavendel. Diese Stoffe können noch stärker allergisierend wirken, wenn sie mit Sauerstoff in Kontakt kommen. Die zwei Labello-Stifte sowie das Produkt von Weleda enthielten beide Substanzen.
Die Migros schreibt, der Nachweis des allergenen Duftstoffes Farnesol in der «Hydra Lippenpflege» von I am sei auf eine Unreinheit in einem anderen Rohstoff zurückzuführen. Diese Unreinheit habe sich lediglich bei dieser einen Ladung herausgestellt. Die Charge werde aus dem Sortiment genommen und das Produkt überarbeitet. Beim Benzylalkohol-Gehalt in der Alviana-Lippenpomade handle es sich nur um eine sehr geringe Konzentration. Carmex, Landi und Kneipp teilen mit, dass sie sich an die geltenden Gesetze halten würden. Weleda schreibt, dass eigene Messungen tiefere Gehalte an Limonenen und Linalool ergäben. Laut Lavera ist der Gehalt an Benzylalkohol in der Rezeptur geringer. Man überprüfe nun, ob ein anderer verwendeter Rohstoff als Bestandteil Benzylalkohol enthalte.
So wurde getestet
Das chemische Labor Dr. Wirts + Partner in Hannover (D) suchte für saldo in 14 Lippenpflegeprodukten nach folgenden Stoffen:
Allergene Duftstoffe: Die Experten suchten nach 31 Stoffen, die Allergien auslösen können. Bei einer gefundenen Menge von mehr als 10 Milligramm pro Kilo gab es 1,5 Notenpunkte Abzug. Falls das Produkt eine Substanz mit einem erhöhten Allergiepotenzial enthielt, wurde eine weitere halbe Note abgezogen. Ebenfalls eine halbe Note Abzug gab es, wenn mehr als drei allergene Stoffe enthalten waren.
MOAH: Aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH) sind potenziell krebserregend. Erfreulich: In keinem Produkt konnten solche Stoffe nachgewiesen werden.
Konservierungsmittel: Die Experten analysierten den Gehalt an möglicherweise hormonaktiven Parabenen. Diese waren bei keiner Pomade ein Problem.