Bis zu 18 Stunden Musikwiedergabe verspricht Nokia für das Modell 5310 Xpress Music. saldo hat nachgemessen: Im Labor spielte die Musik nur 15 Stunden. Ähnlich das Sony Ericsson W 910i: Bis zu 14,5 Tage gibt die Firma als Standby-Zeit an. Im Labor machte das Telefon aber bereits nach 11 Tagen schlapp.
Hersteller geben Höchstwerte statt Mindestwerte anSolche Unterschreitungen der Herstellerangaben von 15 oder 25 Prozent sind ärgerlich. Die beiden Werte gehören aber zu den Ausnahmen. Der saldo-Test zeigt: Zumeist geben die Hersteller zu den Akkubetriebszeiten im Sprech- oder Standby-Modus nämlich exakte oder gar tiefere Werte an, als das Gerät tatsächlich leistet.
saldo hat zehn der meistverkauften Mobiltelefone verschiedener Marken im Labor auf ihre Akkuleistung getestet. Kriterien waren Standby-Zeit, Sprechzeit und Musikwiedergabe (siehe «So wurde getestet» unten). Testsieger ist das Sony Ericsson W 910i. Das Gerät hatte bei 3 der 5 Kriterien die Nase vorn. Vier Mobiltelefone erreichten die Note «gut»: Sony Ericsson K 770i, Sagem my 850 Carat, Nokia 5310 Xpress Music und Samsung SGH U 700. Die übrigen Geräte waren immerhin genügend.
Sony Ericsson schreibt über die hohe Angabe bei der Standby-Zeit: «Die Gesprächs- und Standby-Zeiten sind von verschiedenen Bedingungen bei der Benutzung des Mobiltelefons abhängig.» Dazu gehörten etwa Netzfrequenz, Betriebstemperatur oder aktivierte Funktionen. Zudem würden die Betriebszeiten jeweils mit dem Zusatz «bis zu» ergänzt. Damit ist Sony Ericsson nicht allein. Praktisch alle Hersteller versehen die Betriebszeiten mit diesem Zusatz. Sie sind also als Höchstwerte zu deuten. Das gilt auch für die Messresultate im saldo-Test.
Bei Nokia heisst es zur abweichenden Musikhördauer kurz und bündig: «Es gibt viele Arten, die Akkubetriebszeiten zu messen.» Ähnlich argumentieren auch andere Hersteller in ihren Stellungnahmen. Abweichungen der eigenen Angaben zu den Messergebnissen beim saldo-Test erklären sie mit «unterschiedlichen Testmethoden» (LG-Electronics), mit «unterschiedlichen Testbedingungen» (Samsung), durch «äussere Umstände» (Motorola) oder mit den «Netzbedingungen in der Schweiz» (Sagem).
Die Hersteller sind sich bewusst, dass übertriebene Werte bei den Konsumenten nicht gut ankommen. Deshalb sind die Handy-Produzenten bei den Angaben der Betriebszeiten offenbar vorsichtiger geworden. Das zeigen die wenigen Ausreisser beim saldo-Test, bei denen zu hohe Werte publiziert werden. Das war vor drei Jahren noch anders: Bei einem Test des «K-Tipp» schafften die meisten Akkus damals die von den Herstellern angegebenen Betriebszeiten nicht.
Verändert haben sich auch die Akkus. Sie haben mehr Kapazität, was vor allem bei der Standby-Zeit zu Verbesserungen führt. Die Akkus liefen in diesem Modus im Test zwischen 10,5 (Shine KE 970) und 13 Tagen (Nokia 6300).
Samsung SGH U 700: Bei der Sprechzeit wenig überzeugendBei der Musikwiedergabe lagen die beiden Geräte von Sony Ericsson vorne. Mit 20,6 (W 910i) und 19,8 Stunden (K 770i) stellten sie die anderen Geräte in den Schatten. saldo verlangte von den Geräten für eine genügende Note mindestens 10 Stunden Betriebszeit. Das Samsung D 900i schaffte nur etwas mehr als sechs Stunden.
Auch bei den Sprechzeiten gabs grosse Unterschiede. Der Testsieger von Sony Ericsson lief bei maximaler Sendeleistung (schlechter Empfang) 4,8 Stunden und bei tiefer Sendeleistung 8,4 Stunden. Das Samsung SGH U 700 hingegen brachte es bei maximaler Sendeleistung nur gerade auf 2,4 Stunden und bei tiefer Sendeleistung auf 4,6 Stunden.
Von tiefen Werten bei der Sprechzeit darf aber nicht auf tiefe Werte bei der Musikwiedergabe oder beim Standby-Betrieb geschlossen werden. Das zeigt sich beim Samsung SGH U 700 deutlich: Über 18 Stunden Musikhören und 11,5 Tage Standby-Betrieb leistet der Akku hier. Samsung erklärt das mit der hauseigenen Handy-Software und anderen im Gerät verwendeten Komponenten. Aus denselben Gründen erzielte das zweite Samsung-Modell im Test (D 900i) bei der Musikwiedergabe tiefe, bei den Sprechzeiten aber ansprechende Werte.
UMTS-Fähigkeit verbraucht viel mehr Strom5 der 10 getesteten Handys sind UMTS-fähig. Alle 5 wählen sich mit der Werkseinstellung automatisch in dieses Netz ein. Das hat einen Nachteil: Denn damit sinken auch die Sprechzeiten deutlich. Diese liegen dann zwischen 4,2 (Sagem my 850 Carat) und 2,5 (Nokia 6500) Stunden. Diese Werte sind vergleichbar mit denjenigen im GSM-Netz bei schlechtem Empfang.
Der Grund: Im UMTS-Netz benötigt das Telefon mehr Rechenleistung und verbraucht mehr Strom. Der Testsieger von Sony Ericsson etwa bringt es bei tiefer Sendeleistung – also im Freien in der Stadt – auf 8,4 Stunden Sprechzeit, im UMTS-Betrieb aber nur auf 3,7 Stunden. Wer seinen Akku schonen will, schaltet den UMTS-Betrieb fürs Telefonieren also aus (weitere Tipps siehe unten).
Leistung: Kapazität in Milliampere-Stunden sagt mehr aus
saldo hat auf die Prüfung der Handy-Strahlung verzichtet. Laut verschiedenen Labors und Behörden sind die Herstellerangaben verlässlich. Das deutsche Institut für politische und ökologische Innovation Nova und das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz publizieren Listen mit Strahlenwerten der Handys (
www.bfs.de/elektro/oekolabel.html;
www.handywerte.de). Folgende Handys aus dem Akku-Test strahlen wenig: Motorola Razr 2 V 8 und LG Shine KE 970.
Fazit: Beim Handy-Kauf kann sich der Konsument nicht in jedem Fall auf die Herstellerangaben zu Sprechzeit und Standby-Betrieb verlassen. Zuverlässiger sind da die Angaben zur Kapazität des Akkus. Diese ist in Milliampere-Stunden (mAh) angegeben, was entweder auf dem Akku selber oder in den technischen Daten des Mobiltelefons steht. Zumindest schneiden im saldo-Test die Handys, die über einen Akku mit hoher Kapazität (über 900 mAh) verfügen, am besten ab: Sie belegen die ersten drei Plätze.
So wurde getestet
Das Münchner Labor Müller BBM hat die Handys vor dem Test dreimal geladen und entladen, mit den gleichen SIM-Karten bestückt und auf folgende Punkte untersucht:
- Die Standby-Dauer wurde im realen Netzbetrieb gemessen. Bildschirmschoner wurden ausgeschaltet, UMTS-fähige Handys im Lieferzustand belassen. Sie wählten sich automatisch ins UMTS-Netz ein.
- Die Sprechzeit hat das Labor in einem Testnetz bei zwei Sendeleistungsstufen geprüft. Mit maximaler Leistung sendet ein Handy etwa in schlecht versorgter Umgebung wie im Gebirge. Weniger Leistung braucht das Telefon in der Nähe von Basisstationen, zum Beispiel in der Stadt im Freien. UMTS-fähige Handys hatten den Test zusätzlich im entsprechenden Netz zu bestehen.
- Beim Musikhören buchten die Prüfer die Handys in ein reales Netz ein. Bei gleicher Lautstärke hatten die Telefone permanent Musik auf einen Kopfhörer zu spielen.
- Die Resultate sind Höchstwerte, wie sie nur mit neuen Akkus und im Dauerlauf zustande kommen.
Tipps zur Akkupflege- Den Akku immer voll aufladen. Ein Überladen ist nicht möglich. Mit Zunahme der Ladevorgänge nimmt die Kapazität des Akkus ab. Daher immer leer laufen lassen. Je seltener aufgeladen wird, desto länger hält der Akku.
- Bei Nichtgebrauch – zum Beispiel nachts – das Gerät ausschalten. In den Bergen und anderen Gebieten mit schlechtem Empfang das Handy bei Nichtgebrauch ausschalten. Sendeleistung und Stromverbrauch sind dort höher. Temperaturen unter 5 Grad Celsius schaden dem Akku. Auch zu häufiges Ein- und Ausschalten belastet den Akku.
- Einstellungen wie Vibrationsalarm, Tastentöne, Display-Beleuchtung oder Bildschirmschoner fressen viel Strom. Sie lassen sich ausschalten oder reduzieren. Das Gerät soll möglichst schnell in Standby schalten. Anwendungen wie Spiele, Internet, Videotelefonie, Handy-TV oder Bluetooth saugen den Akku leer.
- UMTS-fähige Handys wählen sich ab Werk meistens automatisch ins UMTS-Netz ein. Wie der Test zeigt, verkürzt sich dadurch die Sprechzeit. Wer seinen Akku schonen will, schaltet also auf GSM um. Das UMTS-Netz ist vorwiegend in der Stadt gut ausgebaut.
- In ländlichen Gegenden sucht das Mobiltelefon das stärkste Signal. Je nach Abdeckung schaltet das Handy dauernd von UMTS zu GSM und zurück, was den Akku leert.
Handy-KaufEin Handy-Abo lohnt sich nur für Personen, die mehr als acht Stunden pro Monat telefonieren. Das hat ein «K-Tipp»-Preisvergleich im Februar gezeigt (
«K-Tipp» 3/2008). Alle anderen fahren mit einem Prepaid-Handy günstiger.
Viele Anbieter locken die Kunden mit Gratis-Handys zum entsprechenden Abo. Die Angaben zum Handy-Preis ohne Abo sind aber oft die von den Herstellern empfohlenen hohen Verkaufspreise. Online-Anbieter wie etwa
Digitec.ch oder
Netto24.ch unterbieten diese Preise zum Teil bei weitem. Wer ein neues Mobiltelefon will, für den lohnt sich ein Preisvergleich nicht nur bei den Handys, sondern auch bei den Abos.