Das erste iPhone kam vor zehn Jahren in die Läden. Es war das erste Handy mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm. Heute besitzen drei Viertel aller Schweizer ein Smartphone. Die Hersteller überbieten sich jedes Jahr mit neuen Modellen. Diese können je nach Speichergrösse und Ausstattung über 1000 Franken kosten.
Günstige Geräte im Vergleich mit zwei Topmodellen
Doch sind solch extrem teure Geräte auch deutlich besser als günstigere Smartphones? saldo liess 12 Geräte unter 400 Franken gegen die zwei Topmodelle Samsung «S7 Edge» und «iPhone 7 Plus» im Labor gegeneinander antreten.
Auf den Glaubenskrieg, welches Betriebssystem besser ist, liess sich saldo nicht ein. Die Handhabung wurde nicht geprüft. Bewertet wurde nur, was sich objektiv testen liess: die Technik (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Resultat des aufwendigen Tests: Das perfekte Smartphone gibt es nicht. Alle Modelle zeigten Stärken und Schwächen. Insgesamt schneidet das rund 700 Franken teure Samsung «S7 Edge» mit der Gesamtnote 5,4 am besten ab. Es erreichte bei allen getesteten Kriterien gute Noten. Das 900 Franken teure «iPhone 7 Plus» kam auf die Gesamtnote 5,1. Stromversorgung und Sprachqualität sind nur mittelmässig.
Der Test zeigt weiter: Wer nicht das neuste Gerät braucht und sich mit etwas weniger hochwertigen Kameras zufrieden gibt, bekommt schon für 250 bis 400 Franken ein gutes Smartphone. Modelle von Microsoft, Samsung, Honor und Huawei erzielten Gesamtnoten von 4,8 bis 5.
Bei der Bildqualität hielt von den mittelpreisigen Smartphones nur das «Lumia 950» mit den teuren Modellen mit. Sein Nachteil: Es läuft mit dem auf Smartphones wenig verbreiteten Betriebssystem Windows 10. Das Samsung «A3» überzeugte mit einer guten Stromversorgung, das Honor 8 mit seiner sehr hohen Geschwindigkeit, das Huawei mit dem guten Display.
Bei der Stromversorgung gibt es sehr grosse Unterschiede: Das Top-Handy «S7» von Samsung hielt im Test bei voller Ladung und ununterbrochenem Gebrauch durch einen Roboterarm 23 Stunden ohne Pause durch. Das teure «iPhone» schaltete nach 18,5 Stunden ab. Das sehr günstige Acer «Liquid Zest» hielt mehr als 32 Stunden durch. Auffallend: Viele mittelpreisige Geräte zeigten gute Akkuleistungen. Vor allem laden viele Geräte unter 400 Franken ihre Akkus schneller auf als die teuren Geräte. «Galaxy A3», «Honor 8» und «Lumia 950» sind nach 10 Minuten fast wieder 20 Prozent geladen. Das «iPhone 7 Plus» schafft in der gleichen Zeit nur 5 Prozent.
Das günstigste Gerät fiel im Test durch
Mit einem Preis von 70 Franken ist das «Mambo S4018D» das günstigste Smartphone im Test. Doch das Gerät war in fast allen Prüfpunkten ungenügend. Es eignet sich zum Telefonieren und Fotografieren. Die Bilder sind aber unscharf, verpixelt und zu dunkel. Beim Telefonieren war das Handy viel zu leise.
Mit 129 Franken ist auch das «Lumia 650» sehr günstig. Es verfügt über ein brauchbares Display, über eine gute Sprachqualität und ein recht genaues GPS zur Navigation. Wer fotografieren will, wird aber nicht glücklich. Insgesamt arbeitet das Smartphone zudem sehr langsam.
Die meisten Hersteller kommentieren die Ergebnisse nicht. Microsoft erklärt, dass das Starten der Kamera beim «Lumia 650» bei eigenen Tests etwas schneller funktioniert habe.
iPhone 7 Plus und Geräte von Huawei und Honor strahlen stark
Umstritten ist nach wie vor das Thema Handystrahlung. Viele Fachleute und die Weltgesundheitsorganisation WHO stufen die Strahlung als möglicherweise krebserregend ein. Die Industrie will davon nichts wissen und pocht darauf, dass Ergebnisse von Tierstudien nicht auf Menschen übertragbar sind.
Bei jedem Smartphone ist die spezifische Absorptionsrate (Sar) angegeben. Der Wert gibt an, wie viel Strahlungsenergie beim Betrieb des Geräts maximal an das menschliche Gewebe abgegeben wird. Den gesetzlichen Grenzwert von 2 Watt pro Kilogramm halten alle Geräte ein. Mit 0,6 Watt pro Kilogramm wesentlich strenger sind die Empfehlungen für strahlungsarme Handys der deutschen Umweltorganisation Blauer Engel. Nur 9 der getesteten 14 Smartphones hielten diesen Wert ein.
Das Samsung «S7 Edge» hat mit 0,264 einen sehr tiefen Sar-Wert. Das «iPhone 7 Plus» sowie die getesteten Geräte von Huawei und Honor strahlen mit 1,24 respektive 1,38 und 1,5 relativ stark.
Stossend: Das «iPhone 6s» strahlte deutlich weniger als das neuste Modell. Um die Bestrahlung zu reduzieren, empfiehlt Apple, beim Telefonieren die Freisprechoption oder Kopfhörer zu benutzen. Zudem soll man das Handy 5 Millimeter weg vom Körper tragen. Diese Empfehlung geht an der Realität vorbei: Die meisten Benutzer tragen ihr Smartphone in der Hosentasche und telefonieren mit dem Gerät am Ohr.
Das sind die Stärken und Schwächen der getesteten Geräte
Microsoft Lumia 950 DS
Plus: Beste Fotoqualität im Test bei Tageslicht, gutes GPS, erweiterbarer Speicher. Minus: Frontkamera und Akku nur Durchschnitt, Betriebssystem Windows 10 mit geringer App-Auswahl.
Samsung Galaxy A3
Plus: Gute Stromversorgung mit kurzen Ladezeiten, gutes Display, erweiterbarer Speicher. Minus: Blasse Selfie-Frontkamera, schwache Fotoqualität bei Dämmerlicht.
Honor 8
Plus: Sehr schnelles Gerät, gutes Display, erweiterbarer Speicher. Minus: Fotoqualität bei Dämmerlicht knapp genügend, Videoqualität ungenügend, vergleichsweise hohe Strahlung.
Huawei P9 Lite
Plus: Ausgereiftes Gerät ohne grobe Schwachstellen, erweiterbarer Speicher. Minus: Vergleichsweise hohe Strahlung, nur durchschnittliche Bildqualität bei Foto und Video.
Acer Liquid Zest Plus
Plus: Sehr gute Akkuleistung, gutes GPS, erweiterbarer Speicher. Minus: Schwache Kameras, Display anfällig auf Fingerabdrücke.
Sony Xperia XA
Plus: Gutes Display, gute Geschwindigkeit, erweiterbarer Speicher. Minus: Akku, Sprachqualität und Kameras nur mittelmässig.
Cat S40
Plus: Sehr gute Akkuleistung, staub- und wassergeschützt, gute Sprachqualität, erweiterbarer Speicher. Minus: Schwache Bildqualität, langsam, niedrige Bildschirmauflösung.
Wiko U Feel Lite
Plus: Sehr genaues GPS, schnelles Gerät, erweiterbarer Speicher, tiefer Preis. Minus: Schwache Bildqualität, durchschnittliches Display.
LG X Screen
Plus: Keine groben Schwächen, erweiterbarer Speicher, praktischer zweiter, abgetrennter Bildschirm auf der Frontseite. Minus: Videoqualität vergleichsweise schwach.
HTC Desire 530
Plus: Gutes GPS, gute Sprachqualität, erweiterbarer Speicher. Minus: Akku-Leistung nicht berauschend, schwache Bildqualität.
Microsoft Lumia 650
Plus: Tiefer Preis, erweiterbarer Speicher, herausnehmbarer Akku, Display und Sprachqualität okay. Minus: Sehr langsam, verzögerte Auslösung beim Fotografieren, schwache Bildqualität, schwacher Akku, geringe App-Auswahl.
Switel Mambo
Plus: Tiefster Preis, erweiterbarer Speicher, herausnehmbarer Akku. Minus: Schwacher Akku, schlechte Bildqualität, Frontkamera für Selfies kaum brauchbar, sehr langsames Gerät.
Samsung S7 Edge
Plus: Portabler Alleskönner, sehr schnelles Gerät, sehr geringe Strahlung, sehr guter Akku, erweiterbarer Speicher, wassergeschützt. Minus: Die Sprachqualität bei Umgebungsgeräuschen fällt im Vergleich zu den restlichen hohen Bewertungen etwas ab, sehr hoher Preis. Tipp: Die Video-Qualität steigt zusätzlich, wenn man die ab Werk eingeschaltete elektronische Bildstabilisation ausschaltet.
iPhone 7 Plus
Plus: Bestes Display und bestes GPS im Test, wassergeschützt. Minus: Sehr hoher Preis, kein erweiterbarer Speicher, mittelmässige Akku-Leistung, vergleichsweise hohe Strahlung, Qualitätseinbussen bei der Sprachqualität bei Hintergrundgeräuschen.
So wurde getestet
Im Auftrag von saldo prüfte das Münchner Fachlabor Müller-BBM 12 Smartphones bis 400 Franken und die zwei meistverkauften Top-Modelle ab 700 Franken.
Akku: Wie lange hält der voll geladene Akku durch, wenn ein Roboterarm das Telefon nach einem programmierten realistischen Ablauf unablässig benutzt? Wie schnell lässt sich ein leerer Akku auf 100 Prozent aufladen? Welcher Akku ist nach einem zehnminütigen Ladevorgang am stärksten aufgefüllt?
Kamera: Welche Smartphones schiessen im Automatikmodus die besten Bilder bei Tages- und Dämmerlicht? Was taugen die Frontkameras bei Selfies? Welches Handy zeichnet die besten Videos auf?
Display: Wie empfindlich reagieren die Touchscreens auf Berührung? Wie hell leuchten die Bildschirme und wie gut stellen sie Kontraste dar? Spiegeln die Displays im Tageslicht oder verschmutzen sie schnell durch Fingerabdrücke?
Sprachqualität: Mit welchem Telefon lässt es sich in stiller Umgebung und bei Hintergrundgeräuschen verständlich telefonieren?
Geschwindigkeit: Welches Smartphone funktioniert bei der Benutzung verschiedener Apps am schnellsten und flüssigsten? Gemessen wurde die Zeit von zwei Durchläufen mit definierten Aufgaben.
GPS-Genauigkeit: Wie genau funktioniert die Positionsbestimmung der Smartphones?
Ein kurzes Video zu den Test-Methoden kann unter www.saldo.ch angeschaut werden.