Gutes Make-up muss nicht teuer sein
4 von 10 Make-ups überzeugten im saldo-Test. Einige Produkte aber enthalten heikle Stoffe und reizen die Haut.
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saldo 07/2008
13.04.2008
Make-up sorgt für einen ebenmässigen Teint und lässt Hautunreinheiten verschwinden. Denn es enthält Pigmente, die das Licht reflektieren oder schlucken. Um strahlend auszusehen, greifen die Frauen tief in die Tasche. Über 19 Millionen Franken haben sie letztes Jahr in der Schweiz allein für Make-up ausgegeben.
Dabei muss gutes Make-up gar nicht teuer sein, wie der Test zeigt. saldo hat zehn flüssige Make-ups testen lassen, darunter günsti...
Make-up sorgt für einen ebenmässigen Teint und lässt Hautunreinheiten verschwinden. Denn es enthält Pigmente, die das Licht reflektieren oder schlucken. Um strahlend auszusehen, greifen die Frauen tief in die Tasche. Über 19 Millionen Franken haben sie letztes Jahr in der Schweiz allein für Make-up ausgegeben.
Dabei muss gutes Make-up gar nicht teuer sein, wie der Test zeigt. saldo hat zehn flüssige Make-ups testen lassen, darunter günstige Produkte aus dem Supermarkt, Naturkosmetik und teure Luxusmarken. Das günstigste Make-up im Test – Lacura von Aldi – gehört zu den besten vier. In einem Anwendungstest hatten über 60 Frauen die kosmetischen Eigenschaften der Produkte beurteilt. Zudem liess saldo die Make-ups im Labor auf heikle Inhaltsstoffe untersuchen.
Diorskin war bei den Testerinnen am beliebtesten
Ob «ebenmässige Perfektion», «natürlich strahlend» oder «einmaliger Tragekomfort» – die Kosmetikhersteller geizen in ihrer Werbung nicht mit Versprechen. Dabei soll ein flüssiges Make-up vor allem gut abdecken und lange halten. Wie gut die Produkte dazu in der Lage sind, liess saldo von Dermlink International in London in Zusammenarbeit mit dem Skin Test Institute von Intercosmetica in Neuenburg ermitteln. Jedes Make-up musste sich der Prüfung durch 20 Testerinnen stellen. Diese benutzten jedes Produkt eine Woche lang, danach füllten sie einen Fragebogen aus, indem sie die Produktqualität mit Noten beurteilten. Neben der Deckkraft und der Haltbarkeit benoteten die Frauen auch Geruch, Gleichmässigkeit oder Hautverträglichkeit (siehe «Anwendungstest» im pdf-Artikel).
Am meisten überzeugt hat Diorskin. Als einziges Make-up erhielt es im Anwendungstest die Note «sehr gut». Die Frauen lobten den Geruch, das einfache Auftragen und den natürlichen Effekt. Gute Noten gabs für L’Oréal, Maybelline, Vichy, Lacura, Max Factor, The Body Shop und Nivea Beauté. Einzig Covergirl und Lavera erhielten hier nur genügend.
Die Hautverträglichkeit war allgemein gut. Bei The Body Shop, L’Oréal und Diorskin hatte keine der Testerinnen Hautprobleme, auch Lavera und Vichy waren gut verträglich. Max Factor schnitt hier nur genügend ab – eine Probandin zeigte leichte Rötungen auf den Wangen und drei Testerinnen klagten über leichten Ausschlag nach einigen Tagen. Auch Nivea Beauté und Covergirl waren nur genügend – jeweils drei Frauen stellten leichten Ausschlag oder Hautirritationen fest, deren Ursache aber unklar blieb.
Die Testerinnen prüften auch praktische Aspekte der Produkte. Etwa, wie einfach sie zu dosieren sind und ob sie auf Kleider abfärben. Bei der Dosierung war Vichy ungenügend. Dieses Make-up hat keine Dosierhilfe und eine relativ grosse Öffnung. Wer oft helle Kleidung trägt, muss bei Max Factor und Vichy vorsichtig sein. Beide Produkte färben häufiger auf Kleider ab als alle anderen. Allerdings lassen sich die meisten dieser Flecken beim Waschen problemlos entfernen.
Schliesslich wollte saldo wissen, ob man sich mit den Make-ups auch Problemstoffe auf die Haut bringt. Das Labor Eurofins in Hamburg konzentrierte sich auf die Suche nach Formaldehyd, Duftstoffen mit hohem Allergiepotenzial und polyzyklischen Moschusverbindungen.
Formaldehyd dient in Kosmetika als Konservierungsmittel. Meist kommen Formaldehydabspalter zum Einsatz. Diese enthalten den Stoff in gebundener Form. Formaldehyd kann über die Atemwege und die Haut aufgenommen werden. Es greift die oberen Atemwege an, führt zu Entzündungen und kann die Zellen verändern. Zudem ist es ein starkes Allergen. Nivea Beauté und L’Oréal enthalten die Substanz, deshalb wurden beide Produkte im Gesamturteil um eine Note abgewertet.
Dior-Produkt enthält Stoff mit starkem Allergiepotenzial
Seit 2007 müssen die Hersteller von Kosmetika 26 Duftstoffe, die Allergien auslösen können, auf der Verpackung deklarieren. Diese Stoffe sind nach ihrem Allergiepotenzial in die vier Kategorien A, B, C und D eingeteilt. Als heikel gelten die Stoffe der Kategorien A und B. Diorskin enthält einen Duftstoff der Kategorie B, was mit dem Abzug von einer halben Note bestraft wird. Alle übrigen Make-ups enthalten keine besonders heiklen Duftstoffe.
Polyzyklische Moschusverbindungen reichern sich in der Umwelt und im menschlichen Körper an und sind schlecht abbaubar. saldo wertet Vichy und Diorskin, die Moschusverbindungen enthalten, um eine Note ab.
saldo hat die Hersteller mit den Testergebnissen konfrontiert. Beiersdorf, Herstellerin von Nivea Beauté, verzichtet auf eine Stellungnahme. Danielle Bryner von L’Oréal schreibt, dass Vichy trotz fehlendem Dosierungssystem von den Konsumentinnen geschätzt werde. Was die kritisierten Inhaltsstoffe bei L’Oréal und Vichy betrifft, verweist die Mediensprecherin auf eine Stellungnahme des Kosmetik- und Waschmittelverbandes, welcher sowohl Formaldehydabspalter wie auch polyzyklische Moschusverbindungen für unbedenklich hält. Auch Edouard Mauvais von Dior versichert, dass die Dior-Produkte vollkommen sicher seien.
Schminken: Tipps von der Fachfrau
Wie verwendet man Make-up? Wie findet man den richtigen Farbton? Charlotte Steiner, Inhaberin der Visagistenschule Newcolorline in Dintikon AG, gibt Tipps.
Make-up nach Hauttyp auswählen. Ölfreie Produkte eignen sich nicht für trockene Haut, weil diese damit schnell zu schuppen beginnt. Wer seinen Hauttyp nicht kennt, fragt geschultes Verkaufspersonal.
Farbton nie nach den Angaben auf der Packung kaufen. Am besten probiert man das Make-up bei Tageslicht auf der Kieferpartie aus. Der Handrücken eignet sich dazu nicht, weil die Hände oft eine andere Farbe haben als das Gesicht.
Der Farbton muss dem Grundton der Haut entsprechen, er darf aber etwas dunkler sein. Profis unterscheiden drei Grundtöne: olive, sand-beige und rosé. Jüngere Frauen können gelbstichige bis olive Töne wählen, ältere Frauen wählen besser Rosé-Töne, weil die sie frischer aussehen lassen.
Als Vorbereitung fürs Make-up eignet sich normale Tagespflege: Bei fettiger Haut ist das eine Feuchtigkeitscreme, bei trockener Haut eine etwas reichhaltigere Creme.
Generell gilt: Das Make-up soll möglichst natürlich wirken. Deshalb sollte es möglichst dünn aufgetragen werden. Wird zu viel verwendet, setzt es sich nur in Falten ab. Wer mit dem Make-up Flecken oder Hautunreinheiten abdecken will, sollte ein Produkt mit hoher Farbpigmentierung verwenden und dieses dann in einer dünnen Schicht auftragen. Doppeltes Auftragen ist nicht zu empfehlen.
Auftragen kann man das Make-up mit einem feuchten Schwamm oder mit den Fingern. Gute Effekte erzielt man, wenn man kleine Tupfer mit Kreisbewegungen verteilt.
Darauf achten, dass keine sichtbaren Übergänge entstehen. Zum Schluss mit der flachen Hand übers Gesicht und speziell über die Kieferpartie fahren. Vorsicht beim Haaransatz: Der Haarboden ist heller als die Gesichtshaut, darum sind dort die Übergänge klarer sichtbar. Deshalb am Gesichtsrand nur wenig Make-up verwenden.
Augenschatten, Rötungen, Äderchen oder Unreinheiten lassen sich mit einem Concealer abdecken. Um Rötungen und Äderchen zu kaschieren, lassen sich auch Abdeckstifte mit Grünschimmer verwenden. Diese vorsichtig auftragen, denn es kann passieren, dass die damit bearbeitete Partie einen unschönen Graustich erhält. Dann lieber ein Make-up mit höherer Farbpigmentierung verwenden.
Das Make-up fixiert man mit transparentem Puder, der bei trockener Haut sehr sparsam oder gar nicht verwendet wird. Bei Mischhaut sollte er nur auf der T-Zone (Stirne, Nase, Kinn) aufgetragen werden. Zu viel Puder lässt den Teint matt und nicht mehr frisch erscheinen. Die Haut hat von Natur aus einen feinen Seidenglanz. Dieser muss erhalten bleiben.
Abends ist es wichtig, das Gesicht gut zu reinigen. Dazu braucht es keine aggressiven Mittel, eine milde Reinigungsmilch oder eine Waschlotion, die auf den jeweiligen Hauttyp abgestimmt ist, eignet sich bestens.
Jeannette Büchel