Gute Noten für Nespresso-Geräte
Wer eine Espressomaschine kauft, hat es nicht einfach, denn die Geräteauswahl ist gross. Ein Test zeigt: Unterschiede gibt es vor allem bei der Brühqualität.
Inhalt
saldo 20/2002
04.12.2002
Martin Müller
Seit einigen Jahren schnellt der Absatz von Kaffeemaschinen in der Schweiz in die Höhe. Immer raffinierter, immer schöner und auch immer teurer sollen sie sein. Laut dem Hergiswiler Marktforschungsinstitut IHA-GFK werden nirgendwo auf der Welt mehr Geräte verkauft als hier. Allein im letzten Jahr gaben die Schweizer 124 Millionen Franken für Kaffeemaschinen aus. Sehr beliebt sind Vollautomaten: Sie stehen in zwei von drei eidgenössischen Haushalten.
Jura und Krups: Ka...
Seit einigen Jahren schnellt der Absatz von Kaffeemaschinen in der Schweiz in die Höhe. Immer raffinierter, immer schöner und auch immer teurer sollen sie sein. Laut dem Hergiswiler Marktforschungsinstitut IHA-GFK werden nirgendwo auf der Welt mehr Geräte verkauft als hier. Allein im letzten Jahr gaben die Schweizer 124 Millionen Franken für Kaffeemaschinen aus. Sehr beliebt sind Vollautomaten: Sie stehen in zwei von drei eidgenössischen Haushalten.
Jura und Krups: Kaffeetemperatur nur genügend
Kein Wunder, boomt der Markt. Mehrere Anbieter buhlen mit Dutzenden von unterschiedlichen Modellen um die Gunst der Käufer. Die internationalen Konsumentenorganisationen prüften eine Reihe von Espressomaschinen - und den Kaffee, den die Geräte liefern. Die Fédération Romande des Consommateurs veröffentlichte in ihrer Zeitschrift
«J'achète mieux» die Ergebnisse von acht Kaffeeautomaten, die auch in der Schweiz erhältlich sind.
Getestet wurden fünf Maschinen, die mit gemahlenem Kaffee oder papierverpackten Einzelportionen funktionieren, sowie drei Nespresso-Geräte, für die Metallkapseln notwendig sind.
Grosse Unterschiede zeigten sich bei der Aufheizzeit, die die Maschinen brauchen, bevor sie einsatzbereit sind. Am schnellsten geht es bei Krups, die Solis-Maschine hingegen benötigt fast zwei Minuten. Wie lange die eigentliche Kaffeezubereitung dauert, hängt vom Mahlgrad ab: Je feiner der Kaffee gemahlen ist, desto länger braucht das heisse Wasser auf dem Weg in die Tasse.
Wahre Espressokenner geniessen ihren Trank heiss. Die Mehrzahl der getesteten Maschinen trägt diesem Umstand Rechnung und stellt einen Kaffee von rund 70 Grad her. Einzig die Modelle von Jura und Krups schnitten hier nur mit «genügend» ab.
Delonghi und Miostar machen zu wenig Schaum
Wichtig ist auch die Schaumhaube obendrauf, sie trägt mit ihren Öl- und Fettstoffen dazu bei, dass sich das Aroma nicht so schnell verflüchtigt. Besonders viel gute Crema, so der Fachbegriff, liefern fünf von acht getesteten Maschinen, während Miostar mit ungenügender Note enttäuscht: zu wenig und zu dünn, so das Fazit der Tester. Auch Delonghi kommt nur auf ein «mangelhaft».
Alle Geräte haben einen Dampfrüssel, mit dem die Milch für einen Cappuccino aufgeschäumt werden kann - doch bei Solis und Miostar funktionierte dieser nur ungenügend, und bei Turmix gab es nur wenig Schaum.
Den Bedienungskomfort probierten zwölf Frauen und Männer zwischen 25 und 50 Jahren aus. Sie beurteilten Bedienungsanleitung, Vor- und Zubereitung des Kaffees sowie Reinigung und Entkalken der Geräte. Fünf Maschinen schlossen hier mit der Note «gut», drei Maschinen bloss mit «genügend» ab: Bei Delonghi kritisierten die Tester die oberflächliche Bedienungsanleitung, bei Saeco und Turmix die unpraktischen Wasserbehälter.
Alle Nespresso-Geräte haben die Nase vorn
Schliesslich gab es auch Noten für den Geschmack, wobei die Testerinnen und Tester die Nespresso- und die Standard-Maschinen getrennt (mit jeweils gleichen Kaffeeröstungen) beurteilten. Bei Letzteren reichte es für Miostar (zu wenig Crema) und Delonghi (untypischer Geschmack) nur für die Note «genügend». Bei den Nespresso-Maschinen waren die Unterschiede geringer, doch der Espresso von Krups wurde als zu wenig stark beurteilt.
Immerhin: Alle Testgeräte erfüllen die gesetzlichen Normen. Einen Punkteabzug beim Kriterium Sicherheit gabs trotzdem für Saeco (möglicherweise ungeschützter Kriechweg beim Einschaltknopf) und bei Miostar (keine Richtungsanzeige beim Dampf-Drehknopf).
Sieben von acht Maschinen erreichen insgesamt die Note «gut», wobei die drei getesteten Nespresso-Geräte an der Spitze liegen. Allerdings verursachen die Einwegkapseln viel Abfall und sind erst noch viel teurer als herkömmlicher Kaffee. Die Nespresso M 200 schneidet im Preis-Leistungs-Vergleich am besten ab. Unter den herkömmlichen Maschinen schwingt die Turmix TX 80 Plus oben aus: In wenigen Sekunden braut sie einen heissen Espresso.
Die Miostar Classico erzielte aufgrund der Mängel bei der Crema und beim Milchschaum bloss die Note «genügend». Migros-Sprecher Urs-Peter Naef kann sich dies nicht erklären: Bei einer internen Prüfung seien keinerlei Probleme aufgetreten, und es gebe auch keine diesbezüglichen Kundenreklamationen.
Diffiziler Trank
Der Geschmack eines Espressos hängt nicht nur von der Qualität der Bohnen ab, sondern auch vom Mahlgrad, der Röstung, dem Wasser, dem Druck und der Geschwindigkeit, mit der das Wasser durch den Kaffee gepresst wird. Ist das Tempo zu langsam, entwickelt sich ein holziger Geschmack, ist es zu schnell, kann sich das Aroma nicht entfalten. Die ideale Brühtemperatur liegt bei rund 90 Grad, darüber schmeckt der Espresso verbrannt.
Tipps
- Das Leitungswasser häufig wechseln, regelmässig gemäss Bedienungsanleitung entkalken.
- Nach längerem Nichtgebrauch die erste Tasse wegschütten.
- Tassen mit heissem Wasser oder auf der eingebauten Wärmeplatte vorwärmen.
- Kleine, dickwandige Tassen halten die Hitze besser.
- Frisch gemahlene Bohnen verwenden, pro Tasse rund 7 Gramm Kaffeepulver.
- Kaffee gut verschlossen im Gefrierfach lagern.
- Mit Sorte und Mahlgrad experimentieren.