Die Haut um die Augenpartie ist dünn und empfindlich. Deshalb neigt sie schnell zu Falten. Was sich bei jungen Menschen in ersten Mimikfältchen zeigt, kann sich später zu sogenannten Krähenfüssen auswachsen. Darum setzen viele Frauen auf eine Augencreme, wenn sie gegen diese Zeichen der Hautalterung vorgehen wollen.
saldo liess im Labor überprüfen, ob man mit den Cremes nicht nur den Falten zu Leibe rückt, sondern auch ungewollt heikle Substanzen in die Nähe des Auges bringt (siehe Kasten «So wurde getestet»). Ohne Bedenken anwenden kann man vier der zwölf Augencremes: Cadeavera, Zoé Revital, Avène und Weleda. Diese Produkte erhalten das Gesamturteil «sehr gut». Dabei muss Qualität gar nicht teuer sein. Das beweisen die Cremes von Cadeavera und Zoé Revital. Sie kosten pro 10 Milliliter Fr. 5.27 und 9 Franken. Zum Vergleich: Dieselbe Menge der teuersten Creme im Test – Dior Capture – kostet Fr. 47.93. Sie schnitt mit dem Gesamturteil «gut» ab.
Garnier Ultralift und Nivea Visage enthalten krebserregendes Formaldehyd
Erfreuliche Resultate gibt es hinsichtlich der Duftstoffe. Keine der Augencremes enthält grosse Mengen dieser heiklen Substanzen. Seit 2007 müssen die Hersteller von Kosmetika 26 Duftstoffe, die Allergien auslösen können, auf der Verpackung deklarieren. Diese Duftstoffe sind gemäss ihrem Allergiepotenzial in die vier Kategorien A, B, C und D eingeteilt. Als heikel gelten Stoffe der Kategorien A und B. Im Test fand das Labor keine dieser Substanzen. Hingegen enthielten Ombia und Dior Capture Duftstoffe der Kategorien C und D. Weil diese nur ein schwaches allergenes Potenzial haben, wertet saldo sie nicht ab.
Formaldehyd dient in Kosmetika als Konservierungsmittel. Meist setzen die Hersteller Formaldehydabspalter ein. Diese Stoffe enthalten das Formaldehyd in gebundener Form und können es nach und nach abgeben. Der Körper nimmt Formaldehyd über die Atemwege und die Haut auf. Es greift die oberen Atemwege an, führt zu Entzündungen und gilt eingeatmet als krebserregend. Zudem ist es ein starkes Allergen. Zwei Cremes enthalten die Substanz. In der Creme Garnier Ultralift fand das Labor 173 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg), in Nivea Visage sogar 540 mg/kg.
L’Oréal-Sprecherin Danielle Bryner bestätigt den Einsatz von Formaldehydabspaltern: «Konservierungsstoffe schützen die Produkte vor Verkeimung und dienen so zum Schutz der Gesundheit der Verbraucher.» Beiersdorf, Hersteller der Nivea-Creme, verzichtet auf einen Kommentar zu den Testergebnissen.
Ombia, L’Oréal, Clinique, The Body Shop und Dior mit unerwünschten paraffinen
Polyzyklische Moschusverbindungen reichern sich im menschlichen Körper und in der Umwelt an und sind schlecht abbaubar. Es gibt Hinweise, dass diese Verbindungen schwach erbgutverändernd wirken und das Geschlechtshormon Östrogen beeinflussen können. Diese synthetisch hergestellten Duftstoffe fand das Labor einzig in der Jana-I-am-Augencreme der Migros in einer Konzentration von 225 mg/ kg. Migros-Sprecher Urs Peter Näf bestätigt, dass die Substanz in der Parfümmischung der Creme enthalten ist. Er sagt, dass die Hinweise auf Erbgutschädigung und andere Risiken nicht stichhaltig seien.
Augencremes enthalten Fett, damit sie die Haut gut pflegen können. Allzu fettige Cremes eignen sich nicht für Frauen, die sich schminken. Weil Make-up und Lidschatten darauf schlecht haften, sind die reichhaltigen Cremes keine optimale Grundlage. Manche Hersteller verwenden für den Fettanteil in den Cremes mineralische Paraffine. Das sind billige Mineralölprodukte. Dünnflüssige Paraffine reichern sich im Körper an. Deshalb sollte man sie möglichst nicht einsetzen. Für den Test hat das Labor gemessen, wie gross der Anteil Paraffine im Fettgehalt der Cremes ist. Beträgt der Anteil über 10 Prozent und handelt es sich hauptsächlich um dünnflüssiges Paraffin, wertet saldo die Produkte um eine Note ab.
Fünf Produkte im Test enthalten unerwünschte Paraffine: Ombia, L’Oréal, Clinique, The Body Shop und Dior. Dass es auch anders geht, zeigen beispielsweise Weleda und Migros. Migros-Sprecher Näf erklärt: «Wir verzichten bei unseren Augencremes bewusst auf Paraffine und setzen pflanzlich basierte Stoffe ein.»
Neben mineralischen Paraffinen kommen pflanzliche Substanzen zum Einsatz
Mineralische Paraffine decken die Haut ab, sodass sich die hauteigene Feuchtigkeit nicht mehr abgeben lässt. Dadurch quillt die Haut wirkt glatter.
Allzu stark sollte dieser Effekt jedoch nicht sein, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Haut allmählich austrocknet. Deshalb setzen die Hersteller selten nur Paraffine in den Cremes ein. Meist besteht der Fettanteil aus verschiedenen Substanzen mit unterschiedlichen Wirkungen. Manche Hersteller wie beispielsweise Migros oder Weleda weichen ganz auf pflanzliche Substanzen aus. Diese Stoffe haben den Vorteil, dass sie sich besser den natürlichen Hauteigenschaften anpassen.
Übrigens: Augencreme sollte man nicht einreiben, sondern nur ganz leicht auf-
klopfen. Dadurch kann sie tiefer in die Haut eindringen, der Augapfel wird dabei geschont und es entstehen auf der dünnen Haut keine Reibespuren.
Kriterien
Das Labor Eurofins Wiertz-Eggert-Jörissen in Hamburg suchte nach heiklen Inhaltsstoffen.
- Duftstoffe mit hohem Allergiepotenzial: Seit 2007 müssen die Hersteller 26 Duftstoffe mit erhöhtem allergenem Potenzial einzeln deklarieren, wenn sie 10 mg/kg übersteigen und auf der Haut bleiben. Diese Duftstoffe sind gemäss ihrem Allergiepotenzial in vier Kategorien eingeteilt. Als heikel gelten die Stoffe der Kategorien A und B.
- Formaldehyd: Kann über Atemwege und Haut aufgenommen werden, greift die Atemwege an und kann Krebs auslösen, wenn es eingeatmet wird. Zudem ist es ein starkes Allergen. Dennoch ist Formaldehyd in Kosmetika bis zu einer Konzentration von 0,2 Prozent (2000 mg/kg) erlaubt.
- Polyzyklische Moschusverbindungen: Diese reichern sich im menschlichen Körper und in der Umwelt an und sind schlecht abbaubar. Das Gesetz sieht keine Höchstmengen für diese Verbindungen vor.
- Unerwünschte Paraffine: Sie werden aus Erdöl gewonnen und gelten als billiger Rohstoff. Die dünnflüssigen mineralischen Paraffine bleiben im Körper und in der Muttermilch. Sie gelten dort als eine der grössten Verunreinigungen. Ob und wie schädlich die Paraffine sind, ist weitgehend ungeklärt. Aus Tierstudien gibt es Hinweise auf mögliche zelluläre Schäden. Das Gesetz kennt Höchstmengen für Paraffine in Lebensmitteln, jedoch nicht für Kosmetika.
Verpackungen: Mehr Schein als Sein
Fast alle Augencremes enthalten gleich viel Creme: 15 Milliliter (einzig Weleda enthält nur 10 Milliliter). Aber: Die Packungsgrössen unterscheiden sich beträchtlich, manche Schachteln lassen deutlich mehr erwarten, als tatsächlich drinsteckt. Einige Hersteller scheuen sich nicht, durch überdimensionale Verpackungen die Konsumentinnen zu täuschen.
Vier Produkte im Test sind eigentliche Mogelpackungen:
- Avène Ystéal+
- Dior Capture
- Garnier Ultralift
- Cadeavera
Als Mogelpackung gelten Kosmetika dann, wenn die Verpackung über die Menge des Inhalts täuscht. Zum Beispiel, wenn die Kartonschachtel so gross ist, dass sie zu mehr als einem Drittel leer ist. Oder wenn das Volumen der Dose oder Tube über drei Mal so gross ist wie dasjenige des Inhalts.
Bei Avène und Dior trifft das zu: Die Töpfchen sind im Vergleich zur Füllmenge überdimensional gross (siehe Bild im PDF). Bei Garnier und Cadeavera ist die Kartonschachtel viel zu gross.
Danielle Bryner von L’Oréal rechtfertigt die riesige Verpackung von Garnier damit, dass die Zusammensetzung und die Anwendungshinweise in zwei Sprachen darauf Platz finden müssen. Zudem sei die Tube in Originalgrösse abgebildet. Beatrix Jungen von Müller Handels AG erklärt, dass man beim Relaunch der Cadeavera-Augencreme auf die Verpackungsgrösse achten werde.
Dass es auch konsumentenfreundlicher geht, zeigen andere Hersteller. The Body Shop zum Beispiel schafft es, die 15-Milliliter-Creme in einer kleinen Packung unterzubringen. Andere Packungen haben ein Sichtfenster, durch welches man die Grösse der Tube erkennen kann.
Unverständlich: In Deutschland gelten für Luxus- und Alltagsprodukte nicht die gleichen Massstäbe. Ein Münchner Gericht hat entschieden, dass «die Verbraucher bei Luxuskosmetika mit einem beträchtlichen Unterschied des Volumens zwischen Verpackung und Inhalt rechnen müssen». Mit anderen Worten: Frauen, die eine teure Augencreme zum Beispiel von Dior kaufen, bezahlen für 15 Milliliter über 70 Franken – dafür dürfen sie sich an der Nase herumführen lassen.