Kälte, häufiges Waschen, trockene Heizungsluft: Das schadet den Händen. Es entzieht der Haut Feuchtigkeit und lässt sie rau, spröde und rissig werden. Gerade im Winter greifen deshalb viele Menschen zu einer Handcreme, um trockene Haut zu vermeiden. Die Creme soll der Haut die Feuchtigkeit zurückgeben und die Hände wieder glatt und geschmeidig machen.
saldo wollte wissen, wie es um die Qualität der Handcremes bestellt ist, und liess 12 Produkte im Labor untersuchen. Wie in früheren Tests (saldo 1/02 und 1/06) untersuchten die Experten, ob man mit den Handcremes auch heikle Substanzen auf die Haut bringt. Neu prüfte saldo erstmals, wie sich die Handcremes in der Praxis bewähren.
Jovial und Prix Garantie: Günstige Eigenmarken mit gutem Testurteil
Platz eins mit der Gesamtnote 5,0 teilen sich zwei Produkte im Test: Nivea Hand SOS Crème und Weleda Sanddorn Handcreme. Die beiden Testsieger enthalten keinen der untersuchten Schadstoffe, und im Anwendungstest erteilten ihnen die Testpersonen insgesamt die besten Noten. Allerdings sind die beiden Markenprodukte nicht ganz billig: 50 Milliliter der Nivea SOS Crème kosten Fr. 4.95, und für die gleiche Menge der Weleda-Hand-creme müssen die Konsumentinnen sogar Fr. 8.70 bezahlen.
Der Test zeigt, dass gute Qualität auch zu viel günstigeren Preisen zu haben ist. Die Eigenmarken von Denner, Lidl, Coop und Drogeriemarkt Müller liegen notenmässig praktisch gleichauf mit den Testsiegern. Jedoch kosten sie nur einen Bruchteil dieser Produkte: Die Handcremes von Jovial (Denner) und Prix Garantie (Coop) kosten pro 50 Milliliter nur gerade 48 Rappen, Cadeavera Body (Drogeriemarkt Müller) gibt es für 75 Rappen und Iseree (Lidl) für Fr. 1.33.
Neutrogena: Im Anwendungstest nur knapp genügend
Ziemlich lästig ist es, wenn eine Handcreme nach dem Auftragen nicht sofort einzieht, sondern lange einen fettigen Film hinterlässt. Hauptkriterium des Anwendungstests war deshalb die Frage, wie schnell die Handcremes in die Haut einziehen. Spitze ist keines der Produkte bei diesem Aspekt, nur drei Cremes erreichten knapp die Note «gut»: Weleda Sanddorn Handcreme, Prix Garantie Handcream und Ombia Cosmetics Hand Care Q 10.
Am wenigsten zufrieden waren die Testpersonen bei diesem Prüfpunkt mit der teuersten Creme im Test, Neutrogena Handcreme parfümiert (50 ml Fr. 10.90). Einige von ihnen fanden, dass die Creme klebrig sei, einen fettigen Rückstand hinterlasse und nicht schnell einziehe. Ausgedrückt in Noten bedeutet dies, dass Neutrogena mit der Note 4,0 knapp genügend ist. Mit der Note 4,1 kaum besser ist Atrix, auch hier bemängelten einige Testerinnen die klebrigen Rückstände.
Iseree: Angenehm auch nach mehrmaligem Auftragen
Elastisch, glatt, geschmeidig und gut befeuchtet: So sollte sich die Haut anfühlen, nachdem sie wiederholt mit Handcreme eingerieben wurde. Die Testpersonen mussten deshalb das Hautgefühl nach mehrmaligem Auftragen beurteilen. Die beste Note (5,1) erzielte hier die Iseree Hand Creme von Lidl. Die meisten übrigen Cremes erhielten ebenfalls gute Noten. Einzig Ombia Cosmetics Hand Care von Aldi und Cadeavera Hand- und Nagelbalsam erreichten nur genügende Werte.
Wichtig ist, dass eine Handcreme gut verträglich ist und nicht zu Hautirritationen führt. Diesen Test bestanden alle Produkte mit Bravour: Die Testpersonen verteilten nur sehr gute Noten. Der Geruch einer Handcreme ist ein wichtiges Kriterium beim Kauf. Gefällt er nicht, wird die Creme nicht gekauft – obwohl ihre pflegenden Eigenschaften vielleicht gut wären. Am besten gefallen hat den Probandinnen der Geruch der Weleda Sanddorn Handcreme. Mühe bekundeten sie allerdings mit dem Duft von Ombia Hand Care Q 10 und Prix Garantie Handcream. Coop kennt den Nachteil und ist gerade daran, ihn zu beheben. Mediensprecher Nicolas Schmied: «In zwei bis drei Monaten wird die Creme mit optimiertem Geruch im Handel sein.»
Die Konsistenz sollte optimal sein, damit sich die Handcreme schön gleichmässig verteilen lässt. Sie darf weder zu dünn-, noch zu dickflüssig sein. Am besten haben die Testpersonen die Konsistenz der Weleda-Handcreme beurteilt. Als unangenehm empfanden sie Atrix Hand & Nagel Balsam bei diesem Kriterium.
Verschluss: Klappdeckel sind bei den Testerinnen beliebter
Die Mehrheit der Handcremes im Test verfügt über einen Klappdeckel. Dieser hat den Vorteil, dass sich die Tube schneller öffnen und schliessen lässt. Vier Cremes haben einen Deckel zum Aufschrauben: Weleda, Neutrogena, M-Budget und Garnier. Weil dies in der Handhabung umständlicher ist, vergaben die Testpersonen dafür leicht schlechtere Noten. Doch die Schraubdeckel haben nicht nur Nachteile, im Gegenteil: Sie können sich beispielsweise in einer Handtasche nicht ungewollt öffnen.
M-Budget, Atrix und Garnier mit heiklen Duftstoffen
Erfreulich ist, dass man mit 9 der 12 Cremes keine Schadstoffe auf die Haut bringt: Sie enthalten weder Formaldehyd noch Duftstoffe mit hohem Allergiepotenzial, noch polyzyklische Moschusverbindungen (siehe unten «So wurde getestet»). Duftstoffe, die im Verdacht stehen, Allergien auszulösen, stecken in drei Produkten: M-Budget, Atrix und Garnier. M-Budget enthält einen Duftstoff der Kategorie B, Atrix sogar deren zwei. Bei der Garnier finden sich lediglich Spuren zweier Duftstoffe, was aber zu keiner Abwertung führte.
Dennoch bildet Garnier das Schlusslicht des Tests: In diesem Produkt hat es ausser den Spuren an heiklen Duftstoffen auch andere kritische Substanzen. Das Labor fand 536 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) abspaltbares Formaldehyd. Dieser Stoff gilt als starkes Allergen und als krebsverdächtig. Doch damit nicht genug: Die Experten fanden auch erhebliche Mengen Tonalide und Galaxolide, das sind polyzyklische Moschusverbindungen, die als Duftstoffe eingesetzt werden. Sie reichern sich im menschlichen Körper an. Dieser Cocktail an problematischen Substanzen führt bei Garnier zu einem Notenabzug von 2,5 Punkten, damit zur Gesamtnote 2,3 und zum Gesamturteil «schlecht». Hersteller L’Oréal äussert sich nur zum Formaldehyd-Gehalt: Dieser liege gemäss eigener Messung tiefer.
So wurde getestet: Zusammensetzung und Wirkung geprüft
Das Labor Eurofins Consumer Product Testing in Hamburg untersuchte für saldo, ob bedenkliche Substanzen in den Cremes stecken. Der Anwendungstest wurde unter Regie von MM Research Marktforschung in Stuttgart durchgeführt.
Anwendungstest
17 Testpersonen hatten die Aufgabe, jede Handcreme während eines Tages – mindestens dreimal im Abstand von jeweils zwei Stunden – zu benützen und zu bewerten. Vor jedem neuen Auftragen mussten sie die Hände mit Flüssigseife waschen und gut abtrocknen. Die Tuben waren überklebt, sodass die Testpersonen nicht wussten, welche Handcremes sie benützen. Die Probanden beurteilten die Cremes anhand der Notenskala von 1 (schlecht) bis 6 (sehr gut). Die Noten im Anwendungstest entsprechen dem Mittelwert der Noten aller 17 Testpersonen.
Die Testpersonen vergaben Noten für folgende Kriterien:
- Wie schnell zieht die Handcreme in die Haut ein?
- Hinterlässt sie Rückstände?
- Fühlen sich die Hände nach mehrmaligem Auftragen glatt, weich, rau, spröde, rissig, elastisch, fettig oder klebrig an?
- Kam es während der Anwendung zu Hautirritationen?
- Wie gefällt der Geruch?
- Wie die Konsistenz?
- Wie ergiebig ist die Handcreme?
Handhabung
Wie schnell lässt sich die Handcreme auftragen? Ist der Verschluss gut? Die Dosieröffnung zu gross/zu klein?
Formaldehyd
Es kann über Atemwege und Haut aufgenommen werden, greift die Atemwege an und kann Krebs auslösen, wenn es eingeatmet wird. Zudem ist es ein starkes Allergen. Dennoch ist Formaldehyd in Kosmetika bis zu einer Konzentration von 0,2 Prozent (2000 mg/kg) erlaubt, wo es häufig als Konservierungsmittel zum Einsatz kommt. Es ist ab einer Menge von 0,05 Prozent zu deklarieren.
Duftstoffe mit hohem Allergiepotenzial
Seit 2007 müssen die Hersteller 26 Duftstoffe mit erhöhtem allergenem Potenzial einzeln deklarieren, wenn sie den Gehalt von 10 mg/kg übersteigen und auf der Haut bleiben. Diese Duftstoffe sind gemäss ihrem Allergiepotenzial in vier Kategorien eingeteilt. Als heikel gelten die Stoffe der Kategorien A und B.
Polyzyklische Moschusverbindungen
Diese Duftstoffe reichern sich im menschlichen Körper an und sind schlecht abbaubar. Einzelne Vertreter dieser Stoffgruppe sollen gemäss dem deutschen Umweltbundesamt schwach erbgutverändernd wirken und den Hormonhaushalt beeinflussen. Das Gesetz sieht keine Höchstmengen für diese Verbindungen vor.