Will man lediglich sein Gewicht kontrollieren, reicht eine einfache digitale Waage. Wer hingegen abnehmen will, kann mit einer Diagnosewaage überprüfen, ob tatsächlich der Anteil an Körperfett reduziert wird. Denn dies muss nicht zwingend der Fall sein, wenn die Kilos purzeln. Macht jemand eine radikale Diät, kann es sein, dass die Person vor allem Muskelmasse verliert. Das ist laut Ernährungsspezialist und Präventivmediziner David Fäh gesundheitsschädigend. Er rät deshalb: «Aus gesundheitlicher Sicht macht es oft mehr Sinn, die Körperzusammensetzung zu ändern, als das Gewicht zu reduzieren.» Will jemand also gesund abnehmen und Fettmasse verlieren, kann eine Diagnosewaage sinnvoll sein. Mit ihrer Hilfe kann man den Verlauf der Körperzusammensetzung gut verfolgen, wohingegen eine gewöhnliche Waage nur das Gewicht anzeigt.
Ikea-Waage: Der Testsieger kostet nicht einmal 20 Franken
saldo wollte wissen, wie es um die Qualität der digitalen Waagen bestellt ist, und hat zehn Geräte, davon fünf mit Körperfettmessung, prüfen lassen (siehe Kasten «So wurde getestet» auf Seite 21). Erfreulich: Fast alle Waagen sind in der Lage, das Gewicht genau zu ermitteln. Zwei Modelle erreichen sogar das Spitzenresultat «sehr gut»: Ikea Anten und Soehnle Pino 2.0. Enttäuschend hingegen die Ergebnisse der teuersten Waage im Test: Beurer BF 100 erreicht nur ein genügendes Gesamturteil. Dies bei einem stolzen Preis von über 200 Franken.
Dabei ist es gar nicht notwendig, für eine gute Waage viel Geld auszugeben. Das zeigt die Testsiegerin Ikea Anten zum Preis von Fr. 19.95. Auch die günstigste Waage im Test, Prix Garantie von Coop, erreichte bei einem Preis von Fr. 12.90 immer noch ein gutes Gesamtergebnis.
Beurer BF 100: Messabweichungen von 300 Gramm und mehr
Die exaktesten Gewichtsangaben lieferte die Testsiegerin Ikea Anten. Bei sämtlichen Gewichtsmessungen im Test gab es keine Abweichungen zu den tatsächlichen Werten – genauer geht es nicht. Sehr gute Noten für diesen Prüfpunkt gab es auch für die Modelle Soehnle Pino 2.0, Soehnle Body Balance Shape F 4, Intertronic Body Analysis Scale, Miostar Gold Diagnosewaage und Korona Body Check System.
Die teuerste Waage im Test, Beurer BF 100, erreicht punkto Genauigkeit nur eine genügende Note und liegt damit deutlich hinter der Konkurrenz. Ihre Messergebnisse weichen im Durchschnitt 300 Gramm von den tatsächlichen Werten ab. Auffallend ist, dass die Abweichungen bei geringer Gewichtsbelastung gar noch grösser waren.
Display: Bei der Intertronic-Waage schlecht ablesbar
Punkto Handhabung zeigten sich im Test keine grossen Mängel. Zwei Waagen waren bei diesem Punkt nur genügend: Ikea Anten und Intertronic Body Analysis Scale. Bei Ikea kritisierten die Tester, dass die Waage etwas umständlich zu greifen ist, wenn man sie umplatzieren will. Zudem gibt es bei diesem Modell keine Angaben darüber, auf welchem Untergrund man sie aufstellen sollte. Dabei wäre ein Hinweis wichtig, dass man Waagen nur auf harten Böden (zum Beispiel Plättli) aufstellen sollte. Auf weichem Untergrund wie Teppich wird das Messergebnis verfälscht. Bei der Intertronic-Waage bemängelten die Tester, dass das Display während des Wiegens nur schlecht ablesbar sei.
Die Diagnosewaagen im Test sind in der Lage, den Anteil an Körperfett, Wasser und Muskeln zu ermitteln. Mit Ausnahme von Soehnle Body Balance Shape F 4 können die Geräte zudem noch den Knochenanteil bestimmen. Die Diagnose funktioniert nach dem Prinzip der Bioelektrischen Impedanz-Analyse: Man stellt sich mit nackten Füssen auf die Waage. Dabei fliesst ein kleiner, nicht spürbarer Strom durch den Körper. Mit Hilfe dieses Stromes wird der elektrische Widerstand gemessen. Dieser ist nicht bei allen Gewebearten gleich: Muskeln und Wasser sind gute elektrische Leiter, ihr Widerstand ist gering. Knochen und Fett hingegen haben eine schlechte Leitfähigkeit und dementsprechend einen hohen Widerstand. Die Waagen berechnen nun anhand der Widerstandsmessung und anhand von individuellen Angaben (Alter, Geschlecht, Aktivität, Körpergrösse) den Anteil des Körperfettes.
Der Strom beim Wiegen ist ungefährlich. Aufpassen sollten lediglich Personen mit Herzschrittmachern, denn deren Funktion kann gestört werden. Auch Schwangere sollten keine Diagnosewaage benützen, denn das Fruchtwasser verfälscht die Messung. Damit man den Verlauf der Körperzusammensetzung überprüfen kann, sollte man sich immer unter den gleichen Bedingungen (zum Beispiel morgens und nüchtern) auf die Waage stellen. Trinken, körperliche Aktivität oder die Umgebungstemperatur können das Messresultat beeinflussen.
Korona Body Check System: Genaueste Körperfettmessung
Die Körperfettmessung funktioniert nicht mit allen Geräten im Test gleich zuverlässig. Um zu ermitteln, wie gut die Waagen dazu in der Lage sind, liessen zehn Testpersonen unterschiedlicher Statur zuerst ihren Körperfettanteil von einem sportmedizinischen Profigerät ermitteln. Danach stellten sie sich auf die Diagnosewaagen. Anschliessend wurden die Werte abgeglichen. Die Waage Korona Body Check System war in der Lage, den Körperfettanteil der Testpersonen am exaktesten zu messen. Sie erreichte bei diesem Prüfpunkt eine Teilnote von 5,2. Nicht ganz so präzise, aber ebenfalls gut war das Ergebnis bei Beurer BF 100.
Deutlich höher waren die Abweichungen bei den Geräten von Soehnle, Miostar Gold und Intertronic. Sie erreichten deshalb nur genügende Noten bei der Körperfettmessung.
So wurde getestet
Das deutsche ipi Institut für Produktforschung und Information in Stuttgart (D) prüfte die zehn Waagen.
- Genauigkeit: Die Tester prüften, wie genau die Waagen das Gewicht angeben bei ebenem Untergrund. Dazu legten sie Normgewichte zwischen 20 und 120 Kilogramm auf die Waage und notierten, ob die Waage Abweichungen zeigt oder nicht. Zudem wurde registriert, ob die Waage auch dann das Gewicht genau anzeigt, wenn sie auf einem schrägen Untergrund steht oder wenn sich jemand beim Wiegen statt in die Mitte zu weit nach hinten stellt.
- Empfindlichkeit bei geringer Gewichtsänderung: Es wurde getestet, ob die Waagen Änderungen von 100 und 200 Gramm registrieren.
- Wiederholgenauigkeit: Stellt sich eine Person zweimal hintereinander auf die Waage, zeigt das Gerät oft das zuvor gemessene Gewicht erneut an. Die Experten umgingen diese Automatik und prüften die tatsächliche Wiederholgenauigkeit.
- Handhabung: Lässt sich die Waage ohne Antippen einschalten?
Ist das Gewicht gut ablesbar? Ist die Körperfettanalyse einfach durchzuführen? Lässt sich die Waage gut transportieren? Gibt es Angaben darüber, auf welchen Untergrund man die Waage stellen sollte? Werden Batterien mitgeliefert?
- Körperfettmessung: Hier wurde ermittelt, ob die Waagen den Körperfettanteil von zehn Testpersonen mit unterschiedlichem Gewicht und Fettanteil ebenso genau messen können, wie dies ein sportmedizinisches Profigerät (Akern BIA 101) macht.