Wer sich Tag für Tag mit einem Deodorant besprüht, muss mit unangenehmen Folgen auf der Haut rechnen: Viele Inhaltsstoffe der Sprays können zu Bläschen, Knötchen und schmerzhaften Hautrissen führen. Solche Ekzeme entstehen bei Kontakt mit einem oder mehreren Allergieauslösern.
Je häufiger allergieauslösende Stoffe auf die Haut treffen, desto höher ist das Risiko, eine Kontaktallergie zu entwickeln. Einige Stoffe können laut dem deutschen Umweltbundesamt bei empfindlichen Leuten sogar Kopfweh oder Unwohlsein auslösen. Nötig sind die heiklen Duftstoffe in Deodorants nicht: Sie haben weder pflegende noch reinigende Eigenschaften.
Mit der TV-Sendung «Kassensturz» schickte saldo zwölf Deosprays in ein Labor. Die Experten prüften die Produkte auf 54 verschiedene Stoffe, die gemäss dem Wissenschaftlichen Ausschuss Verbrauchersicherheit der EU bei Menschen nachweislich Allergien auslösen.
Ungenügende Note für mehrere Markenprodukte
Das Ergebnis zeigt, wie unterschiedlich die Hersteller mit allergieauslösenden Stoffen umgehen. Im Deo «Borotalco Original 48 h» fand das Labor nicht weniger als 15 heikle Substanzen, darunter das nach Kräutern und Heu riechende Cumarin und das blumige, rosenartige Geraniol. Beide Substanzen lösten in klinischen Versuchen oft Allergien aus.
Dasselbe gilt für Linalool und Limonen. Seit Jahren ist bekannt, dass diese Stoffe beim Kontakt mit Sauerstoff und Wärme schnell oxidieren. Dabei entstehen Substanzen, die auf der Haut deutlich stärker allergen wirken können als die ursprünglichen Rohstoffe.
Das Borotalco-Deo schnitt im Test am schlechtesten ab. Ebenfalls ungenügend waren die Markenprodukte «Axe Epic Fresh», «Rexona Pure Fresh» und «Lavera Natural & Refresh». Die Eigenmarken von Migros und Denner zeigen, dass es auch anders geht: Die Sprays von pH Balance, Isana und M-Budget enthielten nur je zwei allergene Duftstoffe, die selten die Haut reizen. Alle drei Produkte schafften eine gute Gesamtnote.
Laut Gesetz müssen auf Verpackungen von Deos und weiteren Kosmetika insgesamt 26 allergieauslösende Substanzen ersichtlich sein. Den grossen Rest verstecken die Hersteller in Sammelbegriffen wie «Parfum» oder «Fragrance».
Der Ausschuss Verbrauchersicherheit der EU fordert seit langem, dass Konsumenten besser über allergieauslösende Stoffe in kosmetischen Produkten informiert werden. Die Forscher hatten 2012 über 100 zusätzliche Duftstoffallergene identifiziert. Seither wehren sich die Hersteller erfolgreich gegen eine Ausweitung der Deklarationspflicht.
Inhaltsstoffe von Deos schaden der Umwelt
Viele der gemessenen Inhaltsstoffe in Deosprays sind nicht nur ein Problem für die menschliche Haut, sondern auch für die Umwelt. Beim Duschen wird das Deo abgespült und landet im Abwasser.
Sechs Produkte im Test enthielten Tetramethyl-Acetyloctahydronaphthalene. Diese Stoffe riechen holzig-blumig und müssen nicht deklariert werden. Laut den Chemikaliendatenbanken der EU und der USA sind sie langfristig giftig für Wasserlebewesen. Eine Übersichtsstudie des deutschen Umweltbundesamtes von 2019 zeigte, dass selbst Kläranlagen die Stoffe nicht vollständig zurückhalten können. So gelangen sie in offene Gewässer.
Das gilt auch für Stoffe wie Hexylcinnamal, Benzylsalicylat und Limonen. Letzterer kommt besonders häufig vor. Der Stoff Limonen verleiht kosmetischen Produkten und Reinigungsmitteln einen frischen, sauberen Geruch. Der Naturkosmetik-Deo-spray von Lavera enthielt am meisten Limonen.
Die Migros schreibt saldo, man rechne damit, dass sich die Europäische Chemikalienagentur im Juli 2023 zur Ausweitung der Deklarationspflicht bei allergisierenden Stoffen äussere. Das Rezept von «I am Invisible Anti-Transpirant» werde demnächst angepasst.
Lavera schreibt, die gefundenen Stoffe seien nicht synthetisch hergestellt. Laut Nivea-Hersteller Beiersdorf sind heikle Stoffe in Deos nur verdünnt vorhanden, die Auswirkungen seien daher geringer als bei grossen Mengen. Unilever, Hersteller von Axe und Rexona, sagt, man halte sich bei den allergisierenden Stoffen an die Deklarationspflicht.
Fazit: Wer die Umwelt und die eigene Haut vor Chemikalien schützen will, sollte duftstoffarme Kosmetika wählen. Solche Produkte gibts für wenig Geld: Die guten Sprays von Denner und M-Budget kosteten beim Testeinkauf nicht einmal 1 Franken pro 100 Milliliter. Zum Vergleich: Der ungenügende Spray von Lavera kostete mehr als zwölf Mal so viel.
Aluminium in Deos ist kein Problem
Fünf der zwölf Deosprays enthielten Aluminiumsalze. Aluminium wirkt stark schweisshemmend. Es gilt als heikel, weil es unter anderem die Nerven schädigen kann. Jahrelang stand der Stoff in der Kritik, weil offen blieb, wie viel davon bei der Anwendung von Deos über die Haut in den Körper gelangt.
Studien des niederländischen Forschungsinstituts TNO von 2019 brachten Klarheit: Frauen trugen zwei Wochen lang täglich Antitranspirantien und eine hochdosierte radioaktive Aluminiumlösung auf die rasierte Haut auf. Danach wurde der Gehalt in Urin- und Stuhlproben bestimmt.
Fazit: Über die rasierte Haut wurde Aluminium nur in geringen Spuren aufgenommen. Die Daten gelten für Roll-on-Deos. Bei Deosprays mit Aluminium sollte man laut dem deutschen Bundesamt für Risikobewertung darauf achten, den Sprühnebel nicht einzuatmen. Sonst kann mehr Aluminium in den Körper gelangen als bei einem Roll-on.
Übrigens: Auch Deos ohne Aluminium wirken gegen Schweissgeruch. In einem saldo-Test wurden 14 solche Deos auf ihre Wirkung geprüft. Fazit: Ein einziges Produkt schnitt im Riechtest ungenügend ab (saldo 5/2016).
So wurde getestet
Das Kosmetiklabor Eurofins in Hamburg (D) suchte im Auftrag von saldo und «Kassensturz» in zwölf Deo-Sprays nach rund 60 heiklen Inhaltsstoffen. Darunter waren allergieauslösende Duftstoffe, künstliche Moschusverbindungen und der hormonaktive Weichmacher Diethylphtalat (DEP). Dieser fand sich in keinem Produkt.
In einem Spray stellte das Labor künstliche Moschusver-bindungen fest: Sie sind für Wasserlebewesen giftig und können sich in der Umwelt und im Körper anreichern. Bei allen Sprays waren Duftstoffe ein Problem. Sie können Allergien auslösen. saldo wertete Gehalte von über 10 Milligramm pro Kilo ab. Gehalte unter diesem Wert stuft der Ausschuss Verbrauchersicherheit der EU als sicher ein.