Grüner Tee gilt als gesund. Denn er enthält viele Polyphenole. Diese pflanzlichen Stoffe helfen, Herz- Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden und Krebs vorzubeugen.
saldo wollte wissen, welche Grüntees am gesündesten sind. Getestet wurden nur Beuteltees. Ein Test von losen Teeblättern folgt in einer späteren saldo-Ausgabe.
Ein spezialisiertes Labor suchte in 14 häufig verkauften Produkten nach den gesunden Pflanzenstoffen. Ausserdem prüften die Fachleute, ob die Tees Pestizide oder unerwünschte Schadstoffe wie zum Beispiel Chlorat enthalten. Geprüft wurde auch, wie viele giftige Pyrrolizidinalkaloide (PA) in den Produkten sind. Diese Verbindungen kommen in vielen Pflanzen vor und gelangen manchmal über mitgeerntete Wildkräuter in die Tees (siehe Unten «Diese Stoffe wurden untersucht»).
Am meisten Polyphenole pro Teebeutel fand das Labor im Testsieger «Clean Green Organic Green Tea» von Hampstead. Fast gleich viele gesunde Pflanzenstoffe hatte es im «Green Jasmine» von Sirocco.
Grundsätzlich sind im grünen Tee viel mehr Polyphenole enthalten als in Schwarztee, obwohl beide Sorten vom gleichen Strauch stammen. Denn bei der Verarbeitung zu schwarzem Tee geht ein grosser Teil dieser gesunden Stoffe verloren. Zum Vergleich: In einem saldo-Test vom letzten Jahr fand das Testlabor in Grüntees durchschnittlich 20-mal mehr Polyphenole als in Schwarztee (siehe Ausgabe 4/2016).
12 der 14 aktuell getesteten Grüntees enthielten Pestizidspuren. Nur der Lipton-Tee «Green Tea Fresh Nature» und der «Grüntee» von Naturaplan waren frei davon. Im «Pure Green Tea» von Twinings fand das Labor gleich neun verschiedene Pestizide, im «Green Tea Classic» von Tetley sechs. Immerhin: Grenzwerte wurden nicht überschritten. Dies liegt unter anderem daran, dass Pestizidgrenzwerte oft nicht aufgrund einer gesundheitlichen Gefährdung festgesetzt werden. Vielmehr werden sie so festgelegt, dass die Industrie diese ohne grössere Schwierigkeiten einhalten kann.
Welche Folgen solche Pestizidcocktails für den menschlichen Körper haben, ist weitgehend unerforscht. Fachleute vermuten, dass mehrere Pestizidrückstände im gleichen Produkt der Gesundheit schaden.
Ab vier Tassen pro Tag wird es kritisch
Anthrachinon wurde früher auch als Pestizid eingesetzt. In der Schweiz und in der EU ist der krebserregende Stoff mittlerweile verboten. Trotzdem fand das Labor in acht der untersuchten Tees Spuren dieses Stoffs. In drei davon wurde der EU-Toleranzwert von 0,02 Milligramm pro Kilo überschritten. Bei den giftigen Pyrrolizidinalkaloiden (PA) wird bei einem mittleren Konsum (das sind zwei Beutel pro Tag) bei keinem Tee der EU-Toleranzwert überschritten. Anders sieht das bei einem hohen Konsum (4 Beutel pro Tag) aus: Die Produkte von Naturaplan, Spar, Twinings und Tetley weisen dann zu hohe Werte auf. In hohen Dosen können die PA die Leber schädigen.
Ein weit verbreitetes Problem in Grüntees sind Chlorate und Perchlorate. In den meisten Produkten fanden die Tester Rückstände dieser Schadstoffe. Die Spuren sind aber so gering, dass keine direkte Gefahr für die Gesundheit besteht. Chlorate werden zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. In der EU sind sie zu diesem Zweck nicht mehr zugelassen. Chlorate können aber auch als Nebenprodukt bei der Desinfektion oder Reinigung entstehen. Perchlorate kommen im Boden vor oder gelangen durch Düngemittel dorthin.
Vom Preis auf die Qualität zu schliessen, ist auch beim Tee keine gute Idee. Der genügende «Green Jasmine» von Sirocco kostet mit Fr. 43.– pro 100 Gramm rund dreimal mehr als der Testsieger von Hampstead.
Die Hersteller halten fest, dass die im Test gemessenen Gehalte der unerwünschten Inhaltsstoffe unter den geltenden Grenzwerten liegen. Trotzdem arbeite man weiter an einer Reduktion der Stoffe. Alnatura schreibt, dass sich Pestizide, die im konventionellen Anbau zum Einsatz kommen, grossräumig verteilen könnten. Die Leidtragenden seien die Bio-Landwirte, die ihren angebauten Tee nicht davor schützen könnten.
Coop teilt mit, dass die Lieferanten die gemessenen Werte nicht bestätigen könnten. Spar hat seinen als ungenügend bewerteten Bio-Tee aus dem Sortiment genommen. Die Restbestände würden aber noch verkauft. Sidroga schreibt, dass man die Lieferanten bezüglich des Anthrachinon-Gehaltes sensibilisiert habe. In den aktuellen Chargen gäbe es keine grenzwertigen Befunde mehr. Twinings schreibt, dass die Konzentration von PA innerhalb einer Ernte stark variiere. Man habe die Gehalte in den letzten Jahren stark reduzieren können.
Diese Stoffe wurden untersucht
Polyphenole: Diese gesunden Pflanzenstoffe beugen Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.
Pestizide: Um Schädlinge und Unkräuter fernzuhalten, werden beim Anbau von Tee Pestizide eingesetzt. Pro Pestizid ab 0,01 Milligramm pro Kilo gab es 0,1 Noten Abzug.
Pyrrolizidinalkaloide (PA): Diese Verbindungen kommen in vielen Pflanzen vor und gelangen häufig über mitgeerntete Wildkräuter in den Tee. In hoher Dosierung können sie zu Schäden an der Leber führen, wie das deutsche Bundesamt für Risikobewertung schreibt. Zudem haben sich PA in Tierversuchen als krebserregend erwiesen. Wenn der Tagestoleranzwert für eine 60 Kilogramm schwere Person bei einem hohen Konsum (ab vier Tee- beutel pro Tag) überschritten wurde, gab es in der Testwertung 0,5 Noten Abzug. Bei kleineren Mengen wurden 0,2 Noten abgezogen.
Perchlorat und Chlorat: Diese Schadstoffe können in hohen Dosen die Jodaufnahme in der Schilddrüse hemmen. Chlorat kann zudem die roten Blutkörperchen schädigen. Für Spuren in den Produkten gab es in der saldo-Bewertung 0,2 Noten Abzug.
Anthrachinon: Der Stoff hat sich in Tierversuchen als krebserregend erwiesen.
Für Werte über dem EU-Richtwert von 0,02 Milligramm pro Kilo gab es 0,5 Noten Abzug, für Spuren ab 0,01 Milligramm pro Kilo 0,2 Noten Abzug.