Grosse Unterschiede beim Pflanzenwachstum
Pflanzen brauchen Liebe - und eine gut durchmischte Erde mit einem ausgewogenen Nährstoffgehalt. Doch ein Test zeigt, dass dies nicht immer der Fall ist.
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saldo 6/2005
30.03.2005
Jeannette Büchel
Zuwendung von Hobbygärtnerinnen und -gärtnern genügt nicht, damit Pflanzen ihre volle Pracht entfalten. Weil die Gewächse die Nährstoffe hauptsächlich durch die Wurzeln aufnehmen, ist es wichtig, die richtige Erde zu wählen.
Positiv: Keine Erde wurde mit billigem Material gestreckt
Die Konsumentenorganisation Fédération Romande des Consommateurs (FRC) prüfte die Qualität von sechs Universal- und Blumenerden, die sich für Zimmer-, Balkon- und Gart...
Zuwendung von Hobbygärtnerinnen und -gärtnern genügt nicht, damit Pflanzen ihre volle Pracht entfalten. Weil die Gewächse die Nährstoffe hauptsächlich durch die Wurzeln aufnehmen, ist es wichtig, die richtige Erde zu wählen.
Positiv: Keine Erde wurde mit billigem Material gestreckt
Die Konsumentenorganisation Fédération Romande des Consommateurs (FRC) prüfte die Qualität von sechs Universal- und Blumenerden, die sich für Zimmer-, Balkon- und Gartenpflanzen eignen. Testsiegerin: Ufa Erde Universal, gekauft bei Landi. Das günstigste Produkt im Test glänzte mit guten Resultaten bei den Pflanzversuchen und einer ausgewogenen Nährstoffbilanz.
Grossverteiler und Gartencenter bieten die Erde meist in Litersäcken an. Ist das Substrat sehr locker und flockig, füllt es zwar schnell ein stattliches Volumen, bringt jedoch nur wenig Gewicht auf die Waage. Um zu vergleichen, wie viel Material tatsächlich in den Säcken steckt und ob die Erde nicht mit billigen Komponenten gestreckt wurde, ermittelten die Tester das spezifische Gewicht. Erfreuliches Resultat: Alle Produkte erhielten die Note «sehr gut».
Weniger einheitlich war das Ergebnis beim Kriterium «Wasseraufnahme». Pflanzenerde sollte viel Wasser speichern können, aber gleichzeitig zu grosse Mengen an Wasser ableiten, damit die Wurzeln nicht im Wasser stehen und verfaulen. Die Wurzeln lieben ein Klima mit viel Luft und hoher Luftfeuchtigkeit - deshalb sollte die Erde locker und gut durchmischt sein sowie viele kleine Hohlräume haben.
Am meisten Wasser nahmen die Ufa Erde Universal und die Floragard Blumenerde auf. Hingegen konnte die Mioplant Universalerde nur sehr wenig Wasser speichern und erhielt deshalb bei diesem Kriterium das Urteil «schlecht». Die Pflanzen in dieser Erde müssen viel häufiger gegossen werden als bei den übrigen Produkten im Test - das ist vor allem im Sommer bei Pflanzen im Freien lästig.
Pflanzen versorgen sich über die Wurzeln mit Nährstoffen, deshalb sollten diese als Mineralsalze in der Erde vorhanden sein. Durch das Giesswasser werden sie herausgelöst und von den Pflanzen aufgenommen.
Um den Nährstoffgehalt der Erde zu beurteilen, ermittelten die Spezialisten den Gesamtgehalt der löslichen Elemente Stickstoff, Phosphor, Kalium, Kalzium und Magnesium. Bei der Beurteilung wurde darauf geachtet, dass alle Nährstoffe vorkommen und dass sie ausreichend vorhanden sind.
Da es sich im Test um Universalerde handelt, die für möglichst viele Pflanzenarten geeignet sein soll, dürfen die Produkte weder zu viel noch zu wenig Nährstoffe enthalten. Das ausgewogenste Verhältnis hatten Ufa Erde Universal, Mioplant Universalerde und Blomenborg Blumenerde. Die Floragard Blumenerde enthielt deutlich zu viele Nährstoffe - das kann für anspruchslose Pflanzen problematisch oder gar schädlich sein.
Pflanzenwachstum: Blomenborg und Mioplant sehr gut
Die Coop Universalerde dagegen enthielt praktisch keinen Stickstoff, mit der Folge, dass die Pflanzen nur schlecht wachsen; diese Erde müsste zusätzlich gedüngt werden, damit darauf prächtige Blumen gedeihen können. Laut Sprecher Jörg Birnstiel wurde die geprüfte Erde Ende 2004 aus dem Sortiment genommen und durch ein neues Produkt mit neuer Rezeptur ersetzt. Aber: In verschiedenen Coop-Filialen gibt es Restbestände des alten Produkts, die noch verkauft werden.
Um herauszufinden, wie gut die Pflanzen auf den verschiedenen Substraten tatsächlich gedeihen, führten die Tester im Gewächshaus einen 16-wöchigen Versuch durch. Sie pflanzten das in Bezug auf Nährstoffe eher anspruchsvolle Alpenveilchen und die bescheidenere Becherprimel in Töpfe; beide Pflanzen eignen sich gut, um im Winter im Gewächshaus herangezogen zu werden. Pro Pflanzensorte wurden zwei Töpfe mit je drei Pflanzen präpariert.
Zu Vergleichszwecken wurden Alpenveilchen und Becherprimel auch in eine sogenannte Referenzerde gepflanzt - ein Substrat, dessen Zusammensetzung der Nährstoffe optimal ist und daher gute Resultate liefert. Eine Expertenjury bewertete während des gesamten Versuchs regelmässig das Aussehen der Pflanzen.
Am meisten überzeugten die Fachleute die in der Mioplant Universalerde gepflanzten Veilchen und Primeln. Auch die Alpenveilchen in der Blomenborg Blumenerde erhielten die Note «sehr gut». Die in der Coop Universalerde getopfte Primel blieb jedoch mickrig, was die Prüfer mit der Note «mangelhaft» quittierten.
Coop-Erde: Schlechte Noten auch beim Pflanzengewicht
Hätte der gleiche Versuch im Sommer im Freiland mit mehr Licht und grösseren Temperaturunterschieden stattgefunden, wären die Unterschiede zwischen den einzelnen Pflanzenerden noch deutlicher gewesen.
Nach dem Versuch schnitten die Experten die Pflanzen ab und legten sie auf die Waage; danach wurden sie getrocknet und ein zweites Mal gewogen. Dadurch liess sich ermitteln, welche Blumen tatsächlich am besten gewachsen waren.
Am meisten Pflanzenmasse produzierten die Ufa Erde Universal und die Mioplant Universalerde. Schlusslicht war einmal mehr die Coop Universalerde - der Stickstoffmangel machte sich hier deutlich bemerkbar: Die Veilchen wogen rund 150 Gramm weniger als die andern im Test - bei einem durchschnittlichen Pflanzengewicht von 300 bis 400 Gramm ein deutlicher Unterschied.
Plagegeister in der Erde
Während der Pflanzversuche zeigte sich, dass in der Mioplant Universalerde nicht nur Blumen wuchsen, sondern sich auch 3 bis 5 Millimeter grosse Mücken prächtig vermehrten. Den Pflanzen können die sogenannten Trauermücken nicht viel anhaben, aber in der Wohnung sind sie lästig.
Da die Insekten Feuchtigkeit lieben, sollten die Pflanzen nicht zu oft gegossen und Wasser in den Untertöpfen vermieden werden. Bekämpfen lassen sich die Trauermücken auch mit biologischen Mitteln, die den Wirkstoff Bacillus thuringiensis enthalten.