Grossbanken kassieren bei den Kleinkunden
Ein Konto für den Zahlungsverkehr ist eine unrentable Sache. Der saldo-Test zeigt, dass vor allem Grossbanken den Kunden das Geld aus der Tasche ziehen.
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saldo 1/2003
22.01.2003
Martin Müller
Januarloch auf den Konten der UBS und der Zürcher Kantonalbank (ZKB): Zwei der grössten Banken der Schweiz haben per Anfang Jahr ihre Gebühren erhöht. saldo machte die Probe und liess bei neun Geldinstituten sowie der Post für drei Musterkunden ausrechnen, wie viel Ende Jahr auf dem Konto übrig bleibt.
Ehepaar A hat bei der gleichen Bank ein Privat- sowie ein Anlagekonto; die beiden haben zwei verschiedene Kreditkarten und kaufen oft mit der EC-Karte ein.
Frau...
Januarloch auf den Konten der UBS und der Zürcher Kantonalbank (ZKB): Zwei der grössten Banken der Schweiz haben per Anfang Jahr ihre Gebühren erhöht. saldo machte die Probe und liess bei neun Geldinstituten sowie der Post für drei Musterkunden ausrechnen, wie viel Ende Jahr auf dem Konto übrig bleibt.
Ehepaar A hat bei der gleichen Bank ein Privat- sowie ein Anlagekonto; die beiden haben zwei verschiedene Kreditkarten und kaufen oft mit der EC-Karte ein.
Frau B hat viel Erspartes auf einem zweiten Konto; sie bezieht hin und wieder Bargeld am Schalter.
Herr C hat nur wenig Geld auf der hohen Kante; er benützt aber sein Konto häufig für Zahlungen, hat sowohl EC- wie Kreditkarte und fährt auch mal ins Ausland.
Einsparung von mehreren hundert Franken möglich
Die Resultate zeigen: Wegen der derzeit mageren Zinsen resultiert in den meisten Fällen ein Verlust. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Banken sind aber gewaltig. Wer richtig kalkuliert, kann pro Jahr mehrere hundert Franken sparen.
Weil die Annahmen für die Musterkonten nicht identisch sind, lassen sich die Resultate mit früheren Tests nicht hundertprozentig vergleichen. Trotzdem ist die Tendenz klar: Die Gross-banken schneiden stets am schlechtesten ab. Und die Gebühren steigen mehr als die allgemeine Teuerung. So ist beispielsweise die Kontogrundgebühr bei der UBS innert neun Jahren von 36 auf 84 Franken geklettert.
Es gibt fast keine Dienstleistung, für die nicht irgendeine Bank eine Gebühr kassiert. Einzig der Bargeldbezug am bankeigenen Automaten ist überall gratis. Ansonsten sind die Banken einfallsreich im Erschliessen neuer Geldquellen - doch sie handeln dabei nicht immer nachvollziehbar. Die ZKB etwa belastet für die Ausführung eines fixen Dauerauftrags (zum Beispiel Krankenkasse) jeden Monat 40 Rappen, obwohl dies nach der einmaligen Eingabe vollautomatisch passiert. Monatliche Lastschriftaufträge mit variablen Beträgen (Telefonrechnung) sind hingegen gratis.
Vor allem die Kreditkarten treiben die Gesamtkosten für das Zahlungsverkehrskonto in die Höhe. Eine Sprecherin der Neuen Aargauer Bank weist selbstkritisch darauf hin, dass Musterkunde C seine Kreditkarte günstiger beim TCS beziehen würde als über ihre eigene Bank. Niedrige Gebühren heisst aber nicht automatisch mehr Geld auf dem Konto. Beim Musterkonto B landet Postfinance nur auf Platz 4, obwohl sie keine Spesen verrechnet. Der Grund sind die schlechten Zinskonditionen. Denn für einen aussagekräftigen Vergleich muss auch der Zins berücksichtigt werden.
CS: Akzeptable Konditionen erst ab 25 000 Franken
Die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS verfolgen eine eindeutige Anti-Kleinkunden-Strategie: Erst wer über ein Vermögen von mindestens 10 000 (UBS) respektive 25 000 Franken (CS) verfügt, kann auf akzeptable Konditionen hoffen. «Wenn der Kunde all seine Anlagen bei uns platziert, honorieren wir das mit tieferen Gebühren», sagt CS-Sprecher Georg Söntgerath. UBS-Kollege Axel Langer schiebt nach: «Im Zahlungsverkehr entstehen Kosten, die durch die Grundgebühr nur teilweise gedeckt sind. Entweder kann die Bank diese Kosten dank einer vertiefteren Kundenbeziehung tragen, oder der Kunde zahlt sie direkt.»
Anders die Strategie von Postfinance: «Wir wollen die Nummer eins im Zahlungsverkehr bleiben, darum sind die Kleinsparer nach wie vor unsere Hauptkundengruppe», so Pressesprecher Alex Josty. «Und diese pflegen wir mit einem guten Gesamtangebot.»
Postfinance: Hauptkunden sind Kleinsparer
Ähnlich tönt es bei den Raiffeisenbanken. «Als Genossenschaftsbank verfolgen wir andere Ziele als eine Grossbank, die primär die Aktionäre zufrieden stellen muss», weiss Walter Hollenstein, Leiter der Raiffeisenbank Gossau SG. Die Siegerin im saldo-Test hat laut ihrem Chef seit etwa drei Jahren einen «regen Zulauf» von Kunden, die mit den Grossbanken unzufrieden sind. «Die Konditionen spielen dabei eine wichtige Rolle, aber auch die Dienstleistung insgesamt oder das Gefühl, als Kunde willkommen zu sein», analysiert Hollenstein. Das gilt auch für die übrigen 500 Raiffeisenbanken, die alle ihre Gebühren individuell festlegen.
Es gibt also genügend Gründe, seine Bankbeziehungen regelmässig zu überprüfen und auch mal zu wechseln.
Bankentreue: Wechselquote liegt sehr tief
Doch Herr und Frau Schweizer werden «ihrer» Bank nicht so schnell untreu. Zwar saldieren nach jeder Gebührenerhöhung ein paar Tausend Kundinnen und Kunden ihre Konten - vor allem die von den Banken abschätzig als «Zinslipicker» qualifizierten sparsamen Rechner; insgesamt liegt aber die Wechselquote im Promillebereich. Alle andern lassen es sich gefallen, dass zum Beispiel die UBS die hohen Grundgebühren damit begründet, «besonders detaillierte Kontoauszüge» zu liefern - Direktwahl-Telefonnummern der Ansprechpersonen inbegriffen. Das kostet stolze 7 Franken - jeden Monat.
Kosten: Gebührenvergleiche lohnen sich
- Überlegen Sie, welche Dienstleistungen Sie tatsächlich brauchen.
- Vergleichen Sie anhand von Prospekten die Preise bei verschiedenen Banken. Achten Sie dabei vor allem auf Gebühren für EC- und Kreditkarten, Zahlungseingänge, Überweisungen, Daueraufträge, Bargeldbezüge am Schalter, am Automaten und im Ausland.
- Gebührenvergleiche sind im Internet unter www.com paris.ch möglich.
- Beziehen Sie Bargeld wenn möglich immer am Automaten, am besten an einem Ihrer Bank. UBS-Kunden zahlen für Bargeldbezüge an bankfremden Automaten jedes Mal 3 Franken.
- Reden Sie mit Ihrem Kundenberater: Manchmal werden guten Kunden auf Anfrage zum Beispiel die Gebühren für die EC-Karte erlassen. Bei der Valiant Bank ist dies ab einem Kontostand von 5000 Franken Standard.
- Wer sein Konto bei der Migrosbank hat, nimmt mit Vorteil eine kostenlose M-Card statt der EC-Karte. Sie ermöglicht neben bargeldlosem Einkaufen in der Migros auch Geldbezüge an den Postomaten.
- Kunden der UBS fahren günstiger, wenn sie Ein- und Auszahlungen sowie Saldo-Abfragen und Ähnliches an den so genannten Multimaten erledigen. Allerdings ist auch das nicht gratis.
UBS kassiert für Arbeit der Kunden
Wer seine Zahlungen zu Hause am Computer erledigt, erspart seiner Bank eine Menge Arbeit, weil er selber alle Angaben elektronisch erfasst. Trotzdem hat die UBS als erste Schweizer Bank nach einer Kunden-Anlockphase für E-Banking Gebühren eingeführt. 30 Rappen belastet die UBS neuerdings pro erfasste Zahlung (sofern der Kunde weniger als 10 000 Franken auf dem Konto hat) - 20 Rappen weniger als für eine herkömmliche Zahlung. Dazu kommt die Grundgebühr von 24 Franken (gegenüber 84 Franken für «herkömmliche» Kunden). Die UBS begründet dies mit Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe in die Sicherheit der technischen Infrastruktur.
Weitere Banken werden vielleicht schon im laufenden Jahr nachziehen. Vorderhand gewähren aber noch zahlreiche Finanzinstitute vorteilhafte Bedingungen: Bei der Valiant Bank sowie bei Postfinance etwa entfällt für E-Banking-Kunden die Grundgebühr von 36 Franken gleich ganz. Bei den anderen Banken gelten zudem für Überweisungen ins Ausland tiefere Ansätze.