Getreideriegel: Süss und fett statt gesund
Zucker liefert Energie. Doch viele Hersteller von Getreideriegeln tun zu viel des Guten: Der gesunde Snack wird zur Kalorienbombe.
Inhalt
saldo 06/2013
03.04.2013
Letzte Aktualisierung:
05.08.2013
Gertrud Rall
Getreideriegel sind ein willkommener Snack für den kleinen Hunger zwischendurch. Doch wie gesund sind die Riegel, deren Verpackungen meist mit Getreideähren und Obst dekoriert sind, tatsächlich? saldo schickte zwölf häufig verkaufte Produkte ins Testlabor. Dieses untersuchte sie auf ihren Anteil an Zucker und Ballaststoffen. Ausserdem prüfte es die Fettqualität, das Vorhandensein von Acrylamid sowie die korrekte Deklaration der Inhaltsstoffe (siehe Kasten &l...
Getreideriegel sind ein willkommener Snack für den kleinen Hunger zwischendurch. Doch wie gesund sind die Riegel, deren Verpackungen meist mit Getreideähren und Obst dekoriert sind, tatsächlich? saldo schickte zwölf häufig verkaufte Produkte ins Testlabor. Dieses untersuchte sie auf ihren Anteil an Zucker und Ballaststoffen. Ausserdem prüfte es die Fettqualität, das Vorhandensein von Acrylamid sowie die korrekte Deklaration der Inhaltsstoffe (siehe Kasten «Testkriterien»).
Resultat: Praktisch alle getesteten Riegel enthalten relativ viel Zucker – mit einem Anteil von 35 Prozent am meisten der M-Budget-Riegel. Zum Vergleich: Ein Apfel enthält rund 10 Prozent Zucker. Weitere Produkte mit hohem Zuckeranteil: Knusperone (Aldi), Soft Snack (Coop Qualité & Prix) und Farmer Soft (Migros). Dass es auch anders geht, zeigen die Riegel von Spar und Lidl mit knapp 20 Prozent Zucker.
Am wenigsten Zucker fand das Labor im Crunchy Natural von Farmer (Migros). Dieser Riegel enthält anstatt Zucker das Süssungsmittel Maltit. Dieses führte beim Kriterium Zucker zu einem Abzug von einer Note. Der Grund: Insbesondere bei Produkten, die auch Kinder konsumieren, sehen Ernährungsexperten Süssstoffe als bedenklich an. Grund: Sie gewöhnen Kinder an den süssen Geschmack.
Damit Müesliriegel satt machen, sollten sie genügend Ballaststoffe enthalten. Testsieger Crunchy Natural von Farmer sowie Gran Cereale erzielten hier mit Werten um 7 Prozent gute Ergebnisse. Schlusslicht: der Balisto-Riegel mit einem Anteil von 2,6 Prozent.
Vier Produkte enthalten Acrylamid – darunter der Naturaplan-Riegel
Auch die Fettqualität, also das Überwiegen der mehrfach ungesättigten im Vergleich zu den gesättigten Fettsäuren, liess bei Balisto zu wünschen übrig. Bei diesem Riegel bestehen über 50 Prozent des Fettes aus ungesunden, gesättigten Fettsäuren. Optimal wäre ein Wert um 30 Prozent. Nur bei Sirius von Lidl war das Fettsäureverhältnis noch ungünstiger. Das beste Fettsäuremuster ermittelte das Labor bei dem Soft Snack von Coop Qualité & Prix.
Erfreuliches Ergebnis in Sachen Fett: Transfettsäuren, die vom Körper nur schwer abbaubar sind und zu Arteriosklerose sowie Herzinfarkt führen können, fanden die Tester nur bei zwei Produkten. Die Werte lagen aber weit unterhalb des gesetzlichen Grenzwertes.
Im Natural Energy von Power Bar, Farmer Crunchy, Gran Cereale sowie dem Coop-Naturaplan-Riegel fand das Labor den heiklen Stoff Acrylamid. Mit Werten zwischen 17 und 210 Mikrogramm pro Kilogramm liegen diese zwar deutlich unter dem europäischen Richtwert. saldo benotete sie aber dennoch. Grund: Getreideriegel lassen sich auch ohne die Bildung des als krebserregend geltenden Stoffes produzieren. Beispiel: Der Soft Snack von Coop Qualité & Prix. Dieser ist laut Nadja Ruch von Coop nicht gebacken, sondern geklebt. Dies erkläre auch den tiefen Acrylamid-Wert im Vergleich zum zweiten Coop-Produkt im Test, dem mit Cornflakes zubereiteten, gebackenen Naturaplan-Riegel.
Die meisten Hersteller deklarieren die Nährwerte auf der Verpackung korrekt. Einzig beim Müesliriegel Gran Cereale von Barilla deckten sich die Angaben nicht mit den ermittelten Laborwerten. Fette, Ballaststoffe und Kohlenhydrate wichen von der Deklaration ab. Lukas Kammermann von Barilla räumt ein, man habe ebenfalls Abweichungen zu der Deklara-tion festgestellt und werde zusätzliche Analysen veranlassen.
Testkriterien: Ein Lebensmittellabor hat die Riegel auf folgende Kriterien getestet:
- Zucker: Der Energieanteil, den Zucker liefert, sollte im Vergleich zu dem der Gesamtkohlenhydrate nicht zu gross ausfallen. Ein Anteil von über 45 Prozent wurde mit «ungenügend» bewertet.
- Ballaststoffe: Fördern Sättigung und Verdauung und können Krankheiten wie Diabetes vorbeugen. Je höher ihr Anteil, desto besser.
- Fettqualität: Ein hoher Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren und ein niedriger Anteil gesättigter Fettsäuren gilt als optimal. Je günstiger das Verhältnis, desto besser die Note.
- Acrylamid: Entsteht, wenn kohlenhydratreiche Lebensmittel gebacken, gebraten oder frittiert werden. Die Schweiz kennt keinen Grenzwert. Die im Test gefundenen Mengen liegen unterhalb des EU-Richtwerts.
- Deklaration: Sind alle vorgeschriebenen Angaben vorhanden? Stimmen die gemessenen Werte mit den Herstellerangaben überein?